DuBois et fils, die älteste Uhrenfabrik der Schweiz, bringt die erste Fliegeruhr mit Propeller-Krone auf den Markt. Wie stellen sie vor. Foto: © DuBois et fils

Nicht einmal jeder dreitausendste Mensch in Deutschland besitzt die Lizenz zum Fliegen. Der Beliebtheit von Fliegeruhren tut das ebenso wenig einen Abbruch wie das weitgehende Fehlen echter Innovationen. Vielleicht abgesehen von dem integrierten Funksender für Notfälle aus dem Hause Breitling ist die Geschichte der Fliegeruhr seit Jahrzehnten auserzählt. Oder wenigstens schien es bis zuletzt so. Denn nun sorgt die Marke DuBois et fils mit der Einführung der ersten Fliegeruhr mit Propeller-Krone für Wirbel, sofern Sie das Wortspiel entschuldigen wollen.

CEO Thomas Steinemann erklärt: „Fliegeruhren gehören seit mehr als 100 Jahren zu den traditionellen Produkten der Uhrenindustrie – noch nie hat sich aber ein Hersteller an die Krone gewagt und daraus ein ikonisches Symbol der Luftfahrt gemacht“.


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Und sie dreht sich doch

Ein wenig schwingt in dem Statement bereits mit, dass wir es hier nicht in erster Linie mit einer erstrebenswerten funktionalen Neuerung zu tun haben. Bevor wir jedoch klären, ob sogar ein reiner Fall von Styling – um nicht zu sagen Marketing-Gag – vorliegt, blicken wir kurz auf den Entstehungsprozess der Propeller-Krone.


 
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Ursprünglich suchte Uhrendesigner Stephan Messmer, der zuvor für Eterna, Carl F. Bucherer, Omega und Rado gearbeitet hat, nach einem neuen Flankenschutz, der die empfindliche Uhrenkrone gegen Stöße sichert. Er hielt eine Reihe von Ideen zeichnerisch fest und kam schließlich auf die Form eines Propellers. „Als Thomas Steinemann das gesehen hat, war klar: Der Propeller muss sich drehen können“, erinnert sich Messmer.

Eine Frage der Physik

Aus dem Kronenschutz wurde also eine Propeller-Krone, mit der man die Uhr aufzieht und die Uhrzeit einstellt. In der Ruhestellung rastet sie ein und ihre zwei Blätter verschmelzen optisch mit dem Gehäuse.

Der erste im 3D-Druck gefertigte Prototyp der Uhr mit der Propeller-Krone bestätigte das Design. Der Weg zum fertigen Gehäuse war aber noch lang. Foto: © DuBois et fils

Dagegen, dass es sich hierbei um eine reine visuelle Referenz an die Fliegerei handelt, spricht eigentlich die Physik. Die Propeller-Krone nutzt nämlich selbiges Prinzip, dem wir die Wirksamkeit von Schraubenschlüssel oder Zange bei festsitzenden Schraubenmuttern verdanken.

Wenn Sie den kurzen Exkurs gestatten, ist die Ausnutzung der Hebelkraft sogar vergleichbar mit der Funktionsweise des Aufzugschlüssels, aus dem sich die klassische Uhrenkrone zur Hälfte entwickelte. Zur Hälfte deshalb, weil die beiden Grundfunktionen des Aufziehens und des Einstellens der Uhrzeit erst spät zusammenfanden. Wir empfehlen in dem Zusammenhang unseren Beitrag über die verschiedenen Arten von Uhrenkronen und deren Herkunft.

Styling oder Design?

Zugegeben, wirklich weit bringt einen der Versuch nicht, in der Propeller-Krone eine funktionale Verbesserung erkennen zu wollen. Oder hatten Sie schon einmal eine Uhr mit einer dermaßen schwergängigen Krone, dass Sie am liebsten den Werkzeugkasten geholt hätten? Falls ja, raten wir dringend dazu, diese stattdessen einem erfahrenen Uhrmacher vorzulegen.

Mit diesen Skizzen von Stephan Messmer begann die kreative Reise hin zur Propeller-Krone. Foto: © DuBois et fils

Anders ausgedrückt überwiegt bei der Propeller-Proposition eindeutig die Optik. Schlimm ist das nicht. Uns erinnert das an eine Schreibgeräte-Kollektion aus dem Hause Lamy mit dem Namen „Studio“. Man erkennt sie auf den ersten Blick an dem ebenfalls leicht propellerförmig gebogenen Taschenclip. Die ungewöhnliche Form leistet wenig bis nichts für die Funktion, sieht allerdings so entzückend aus, dass es schwer ist zu widerstehen. Ein Must-have für Stifte-Verrückte.

Zum Abheben und Abtauchen

Zurück zur ältesten Uhrenfabrik der Schweiz. Was gibt es ansonsten über die Neuvorstellung zu berichten? Die Wasserdichtigkeit der Uhr wird angegeben mit 20 ATM. Dementsprechend kann man mit ihr nicht allein abheben, sondern gleichermaßen schwimmen und moderat abtauchen.

Einen Punkt ziehen wir ab aufgrund der wuchtigen Gehäusegröße von 44 Millimetern. Obschon für eine Funktionsuhr angemessen, wünschen sich heutzutage immer mehr Menschen kleinere und dadurch eleganter aussehende Modelle.

Zumindest verhindert die Wahl von Titan quasi, dass der nächste Flug aufgrund von Gewichtsproblemen ausfällt.

Die Uhr mit der Propeller-Krone ist nicht für jeden gedacht

Einen weiteren Punkt müssten wir an sich abziehen für den fast fünfstelligen Preis. Die Konkurrenz ist in diesem Marktsegment überaus groß. Wir glauben, dass die Uhren von DuBois et fils dennoch für viele interessant sein werden, die nicht dasselbe am Handgelenk tragen möchten wie alle anderen.

Und nicht nur von außen ist die Uhr einzigartig. Das gilt für das verbaute Uhrwerk genauso. Zum Einsatz kommt ein Kaliber von Felsa – das Felsa 692. „Das Uhrwerk ist robust, dennoch präzise und glänzt durch einen durchdachten Aufbau. Es passt hervorragend zu dem, was eine Fliegeruhr ausmachen muss: Exaktheit, drei Zeiger für perfekte Ablesbarkeit und die nötige Stabilität, auch wenn es etwas robuster hergeht“, erläutert Uhrmacher Thomas Gronenthal.

Design für die Ewigkeit – das Felsa 692. Foto: © Flavio Cavaleri

Überraschende innere Werte

Besonders bemerkenswert ist, dass die Werke aus einem alten Lagerbestand von 1948 stammen. Ungenutzt und im Neuzustand eingeschalt, beweisen sie was wir immer sagen: Gute mechanische Uhrwerke bilden eine Antithese zu der auf Ressourcenverschwendung fußenden Obsoleszenz unserer Tage. Sie sind für die Ewigkeit gemacht und somit der Inbegriff von Nachhaltigkeit.

Bei DuBois et fils ist man übrigens vorbereitet und verfügt über einen Ersatzteilvorrat, der für mehrere Generationen reichen wird. Die Auslieferung der limitierten Propeller-Uhr, die in acht Varianten erhältlich ist, soll im März 2025 beginnen.

Weitere Informationen:
Philippe DuBois & Fils SA
www.duboisfils.ch

Bildhinweis:
Für unser Titelbild gilt: © DuBois et fils

 
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