„Ehre das Alter!“, forderte einst Adolph Freiherr Knigge. Der Aufklärer bezog sich dabei allerdings auf den Umgang mit Menschen und nicht auf altehrwürdige Uhrenmanufakturen, mit denen wir uns im Folgenden befassen. Doch wie sollte es auch anders sein? Die meisten der heute ältesten Uhrenmarken entstanden ja erst, als der 1752 geborene Knigge – weithin fälschlich als eine Art Nestor der Benimmregeln wahrgenommen – bereits dem Flegelalter entwachsen war.
Immerhin: Mit Blancpain haben wir hier schon eine Manufaktur vorgestellt, deren Geschichte knapp 20 Jahre früher, nämlich 1735, begann. Bloß fiel Blancpain im 20. Jahrhundert infolge der Quarzkrise (ebenso wie die 1737 entstandene Marke Favre, später Favre-Leuba) vorübergehend in einen Dornröschenschlaf, aus dem sie dank der Weitsicht von Jean-Claude Biver und Jacques Piguet wachgeküsst wurde. Was sich nebenbei bemerkt als ein ausgesprochen lukratives Investment erwies.
Älteste Uhrenfabrik der Schweiz
Im Gegensatz dazu kann das 1785 gegründete Haus DuBois et fils von sich behaupten, seit der Gründung ununterbrochen zu bestehen. Das Unternehmen mit Sitz in Basel gilt somit als älteste Uhrenfabrik der Schweiz. Übrigens: Adolph Freiherr Knigge lebte zu diesem Zeitpunkt noch. Er starb 1796 – in demselben Jahr, in dem Möbelpionier Michael Thonet das Licht der Welt erblickte.
Was aber soll eigentlich das Aufhebens, das um das Alter respektive die Tradition gemacht wird? Oder anders: Was haben Uhrenfans davon? Bessere Produkte? Eine potenzielle Wertsteigerung? Mehr Prestige beim Uhrenvergleich im Yacht- oder Golfclub? Nein, keine Sorge, das Ganze soll nicht in Richtung Polemik abdriften. Deshalb zunächst ein Vorschlag, bevor wir auf die Erzeugnisse von DuBois et fils eingehen:
Solide Hülle, alter Kern
Vielleicht sollte man sich auf die Seite der 2015 verstorbenen Science-Fiction-Autorin Tanith Lee schlagen – sozusagen in Opposition zu Knigge. Lee schrieb an einer Stelle sinngemäß, dass nicht Jahre, sondern Taten zählen. Was also tut DuBois et fils für uns? Aus welchem Grund sind die Uhren erwähnens- beziehungsweise erwägenswert?
Wer eine neue DuBois et fils erwirbt, bekommt im Kern etwas Altes. Die Zeitmesser werden mit historischen Uhrwerken angetrieben, die aus alten Lagerbeständen stammen. Wenn man so will, handelt es sich hierbei um eine Sonderform von Upcycling. Wobei der Begriff natürlich streng genommen für die stoffliche Verarbeitung und gleichzeitige Aufwertung steht, während den mechanischen Werken selbstverständlich kein Rädchen gekrümmt wird.
Ein Stück Ewigkeit
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich auf dieser Basis nur Kleinserien produzieren lassen. Der Hersteller behauptet, dass die Limitierung die Uhren zu begehrten Sammlerstücken werden lässt. Man sollte sich jedoch nicht darauf verlassen, hohe künftige Wiederverkaufspreise zu erzielen. Hierfür muss die Nachfrage stimmen. In der Vergangenheit gab es interessante Wertsteigerungen primär bei Top-Marken wie Patek Philippe, Audemars Piguet, Vacheron Constantin oder Rolex.
Interessanter ist, dass das Konzept von DuBois et fils doppelt auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlt. Erstens durch die Verwertung von Dingen, die nicht neu hergestellt werden müssen. Und zweitens, indem eine Stärke ausgenutzt wird, auf die wir oft hingewiesen haben: Mechanische Uhrwerke haben sich wie kaum eine zweite Erfindung bewährt und in rund 500 Jahren lediglich unwesentlich verändert. Man wird sie noch problemlos warten und reparieren können, wenn alle Smartwatches dieser Welt längst zu Elektronikmüll geworden sind.
Weitere Informationen:
Philippe DuBois & Fils SA
www.duboisfils.ch