Die Blancpain Bathyscaphe Titan ist rein skulptural gesehen eine großartige Uhr, die Robustheit, Sportlichkeit und Eleganz eindrucksvoll kombiniert. Leider ist sie zu groß, weshalb sie an vielen Handgelenken wuchtig und gar nicht elegant aussieht.

Dass die Tiefsee noch immer unerforschter ist als die Oberfläche des Mondes, wiegt umso schwerer, als unsere Abfälle und Schadstoffe bereits hier unten angekommen sind. Um sich in über zehntausend Meter Tiefe ein Bild davon zu machen, ist nahezu ebenso viel Know-how und Technik vonnöten wie für Reisen in den erdnahen Weltraum. Einige der wichtigsten Grundlagen für die Tiefseeforschung schuf ab den 1930er-Jahren der Schweizer Physiker Auguste Piccard. An dessen Druckkapseln – genannt Bathyscaphen (von griechisch bathos für „tief“ und skaphos für „Schiff“) – erinnert der Name einer besonderen Schweizer Taucheruhren-Kollektion. Die Blancpain Bathyscaphe ist zusätzlich in einer Version aus dem für das nasse Element prädestinierten Leichtmetall Titan aufgelegt worden, die wir im Folgenden kurz vorstellen wollen.

Size matters

Die Modelle der Bathyscaphe-Reihe verbinden Robustheit, Sportlichkeit und Eleganz wie kaum eine andere Taucheruhr am Markt. Die Titanversion bildet hier keine Ausnahme – sofern man von ihrer Gehäusegröße absieht. Mit ihren 43 Millimetern sieht sie an vielen Handgelenken wuchtig und gar nicht elegant aus. Eher so, als müsse man vor dem nächsten Tauchgang zunächst ordentlich Spinat essen. Es erschließt sich nicht, warum man ihr nicht eine zweite, kleinere Ausgabe an die Seite gestellt hat, die auch dann nicht überdimensioniert wirkt, wenn man sie nicht über einem Taucheranzug trägt. Die Zeit der Hypertrophie bei Uhren, die zu Monstrositäten von bis zu 60 Millimetern führte (Zenith Pilot Type 20 Grand Feu), liegt jedenfalls hinter uns.

Zumindest ist die Blancpain Bathyscaphe Titan trotz ihrer Abmessungen angenehm leicht und kein potenzielles Tauchgewicht. Denn seien wir ehrlich, auf die meisten Exemplare wartet trotz der mit 30 bar (rund 300 Meter) angegebenen Wasserdichtigkeit ein Leben an Land – zwischen Meetings und Konferenzen. Dennoch gibt es für den Gehäusedurchmesser einen klaren Punktabzug.

Typisch Blancpain: Über die Verarbeitungsqualität muss man nicht viele Worte verlieren. Sie kann als perfekt bezeichnet werden. Das Automatikkaliber ist gediegen und zugleich überaus dezent. Nur eine winzige Prägung verrät, dass die Schwungmasse aus massivem Gold und nicht ebenfalls aus Titan besteht. Als das deutlich schwerere Metall eignet sich Gold wesentlich besser dafür.

Funktionales Understatement

Gefertigt wird das Gehäuse der Bathyscaphe aus der Titanlegierung „Grade 23“. Der Aufwand, den es erfordert, daraus eine Uhr zu formen, wird herstellerseitig stark hervorgehoben. Derlei Argumente liest man seit Jahrzehnten in Prospekten zu Uhren aus speziellen Werkstoffen in verschiedensten Preislagen. Das Dramatisieren von Unterschieden gehört nun einmal zum Marketing-Einmaleins. Rolex etwa macht seit Jahren um die verwendete Stahlsorte besonders viel Aufheben. Fast so, als handele es sich um außerirdische Technologie. Außergewöhnlich ist aber doch zu nennen, was Blancpain mit dem Material gelingt. Das satinierte Gehäuse (einschließlich der Lünette mit ihrem satinierten Keramik-Einsatz) sorgt für Understatement und passt zum eigentlichen Verwendungszweck. Eine richtige Taucheruhr glänzt nicht. Man will schließlich nicht wie mit einem Blinker Raubfische anlocken.

Gleichfalls von Hand vertikal satiniert ist das betont sachliche und perfekt ablesbare anthrazitfarbene Zifferblatt. Gut gefallen uns außerdem die großflächigen, mit viel Leuchtmasse bedeckten rechteckigen Stabzeiger. Die rote Spitze des Sekundenzeigers liefert einen willkommenen Farbakzent. Aus der Reihe tanzt lediglich das schräg zwischen vier und fünf Uhr positionierte Datumsfenster. Derart angeordnet hat es etwas von einem kenternden Boot.

Ein paar Euro extra

Kommen wir zu einem weiteren unerfreulichen Thema, das teilweise mit der Gehäusegröße der Blancpain Bathyscaphe Titan zusammenhängt: die Anstoßbreite. Sie ist mit 23 Millimetern ebenfalls beträchtlich. Ferner ist sie unpraktisch. Es ist kein Geheimnis, dass sich Uhrenproduzenten einst ungerade Stegbreiten einfallen ließen, um ihre Klientel zu zwingen, Ersatzbänder statt im Zubehörhandel bei ihnen zu erwerben – für deutlich mehr Geld. Eine unselige Tradition, die dem Spiel um teure Ausstattungspakete bei Automobilen gleicht und dringend abgeschafft werden sollte. Dass es bei einer Uhr, deren Anschaffungspreis knapp fünfstellig ist, auf ein paar Euro extra nicht ankommt, zählt übrigens nicht als Argument.

Die Blancpain Bathyscaphe Titan sieht an jeder Art von Armband gut aus. Der Grund ist die gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Eleganz. Angeboten wird sie mit einem satinierten Titanarmband, einem anthrazitfarbenen NATO-Armband sowie einem Segeltucharmband.

Einschränkend muss man sagen, dass es nicht unbedingt auffällt, wenn man bei flexiblen Textil- oder Lederbändern zu 22 oder 24 Millimeter großen Alternativen greift. Trotzdem nehmen wir an der quasi-proprietären Anstoßbreite Anstoß. Sie ist im Sinne einer rundum überzeugenden Designlösung, die man in dieser Preislage erwarten darf, einfach inakzeptabel. Daher ein weiterer Punktabzug.

Fazit: Die Blancpain Bathyscaphe Titan ist großartig, aber leider zu groß

Weitaus erfreulicher ist das, was in der Blancpain steckt: das aus 227 Teilen bestehende Automatik-Manufakturkaliber 1315. Es wartet mit chronometrischer Genauigkeit und einer praktischen Gangreserve von fünf Tagen auf. Wer sie ausschließlich am Wochenende (bei Tauchtrips?) trägt, kann sie danach während der Arbeitswoche ablegen, ohne sie ständig neu stellen zu müssen. Einer Spiralfeder aus Silizium verdankt das Uhrwerk zudem seine Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern. Solche inneren Werte können sich sehen lassen und werden – anders als bei manchen Mitbewerbern, deren Werke hierfür zu schmucklos sind – vermittels eines Saphirglasbodens offen gezeigt.

In der Gesamtbewertung ergibt sich somit ein gemischtes Bild. Die Blancpain Bathyscaphe Titan ist rein skulptural gesehen eine absolut reizvolle Erscheinung – vielleicht sogar die attraktivste Taucheruhr überhaupt. Weshalb eine im Prinzip so elegante und raffinierte Uhr allerdings nicht in einer dezenteren Größe angeboten wird, ist unverständlich. Es wäre nur konsequent. Für diejenigen, die auf Titan verzichten können, eignet sich eine optisch sehr ähnliche Alternative aus demselben Hause, die beweist, dass man es bei Blancpain durchaus kann. Das Stahlgehäuse der „normalen“ Bathyscaphe misst gut tragbare 38, der Hornabstand 20 Millimeter, womit man in den Genuss der größten Auswahl an Bändern kommt.

Weitere Informationen:
Blancpain
www.blancpain.com

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Blancpain

 
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