Ein lakonisches „Been there, done it“ erntet man im angelsächsischen Teil der Welt mitunter, wenn man seinem Gegenüber erzählt, was dieser zur Genüge selbst erlebt und erfahren hat. Doch immerhin bietet sich so die Gelegenheit, aus anekdotischer nach und nach echte Evidenz werden zu lassen. Das ist beispielsweise auch anwendbar auf Erfahrungen mit Uhren der Marke Swatch, mit denen wir uns im Folgenden befassen wollen.
It´s not a bug, it´s a feature!
Wie groß war 2022 die Begeisterung – und wie lang die Schlangen vor den Boutiquen – als die Co-gebrandete Pseudo-Omega-Swatch herauskam. Schon kurze Zeit später setzte jedoch Katzenjammer ein, als festgestellt wurde, dass hier ein sehr hoher Preis für eine fragile Wegwerfuhr aufgerufen wird. Doch was soll man, wenn man so alt ist, dass man 1984 eines der ersten Swatch-Modelle überhaupt sein Eigen nennen konnte, anderes dazu sagen als: Been there, done it …
Nein, darauf hinzuweisen, dass Swatch-Uhren nach Ablauf der Garantie exakt so lange halten, bis sie zum Entsorgungsproblem werden, ist nicht sonderlich originell. So sehr sich Swatch bemühte, das Styling im Laufe der vergangenen Jahrzehnte dem jeweiligen Zeitgeschmack anzugleichen, so wenig änderte man die Grundrezeptu(h)r. Mustergültig übertrugen die Eidgenossen die alte kapitalistische Formel auf die Uhrenfertigung, die da lautet: Industrieproduktion ist gleich Müllproduktion. Das sei an dieser Stelle frei von jeder Wertung faktisch festgehalten.
Swatch SCUBAQUA sorgt für ein befreiendes Gefühl
Anlass für uns, in das Thema einzusteigen, ist die Vorstellung der neuen Swatch SCUBAQUA-Modelle. Nach den unbeliebteren, ebenfalls Co-gebrandeten Pseudo-Blancpain-Taucheruhren der letzten Zeit war uns klar, dass früher oder später wieder eine „normale“ wasserdichte Uhrenlinie folgen würde. Wir hätten sogar darauf gewettet, wäre das Ganze bloß nicht dermaßen banal. Denn ernsthaft: Eine Plastikuhr, die entfernt an eine Taucheruhr erinnert und im Swimmingpool nicht sofort zerstört wird – wie wenig weltbewegend ist das bitte?

Eines muss man der Swatch SCUBAQUA dann doch attestieren: Sie sieht schön nach Urlaub aus, nach Sonne und nach Mee(h)r. Und wer am Traumstrand beim Blick auf die Uhr nicht zu erfahren braucht, dass 460 E-Mails zu beantworten oder wahlweise in die runde Ablage zu befördern sind, dürfte mit den verschiedenfarbigen Modellen eine Menge Spaß bekommen. Wie befreiend ist es gegebenenfalls außerdem, seine mechanischen Schweizer Preziosen – vielleicht im Gegenwert einer Weltreise und mehr – in der Freizeit oder in den Ferien sicher im Tresor verwahrt zu wissen …
Der Wegwerf-Virus greift um sich
Was viele übrigens nicht wissen und nicht einmal ahnen: Einige Marken des mittleren und oberen Marktsegmentes sind dazu übergegangen, bei Uhren, die man ihnen zur Revision vorlegt, die Werke – sofern es sich nicht um teure Manufakturwerke handelt – einfach zu entsorgen und gegen neue auszutauschen. Wodurch man die hohen Lohnkosten für die theoretisch nahezu unendlich oft mögliche Wartung und Reparatur spart.
Aus juristischen Gründen und zum Schutz unserer „Informanten“ nennen wir keine Namen. Aber man darf sich generell nicht vertun: Selbst zahlreiche Uhren, die nicht im Entferntesten zur Gattung der Wegwerfmodelle zählen, haben heutzutage keine blütenweiße Weste mehr. Was daraus für die Frage folgt, ob man lieber gleich zur Swatch oder zu einer vermeintlich richtigen Uhr greift, entscheidet besser jeder für sich.

Die Qual(le) der Wahl
Kommen wir zu der aquatischen Ästhetik der quarzgetriebenen, transluzenten Swatch SCUBAQUA. Sie ist nach Angaben des Unternehmens inspiriert von verschiedenen Quallenarten. Quallen sind unkomliziert und robust genug, um die – theoretische – Zerstörung der Ozeane durch den Menschen zu überleben. (Ihre massenhafte Vermehrung in manchen besonders stark belasteten Meeresregionen kündet bereits davon.) Vergleichbar simpel sind Uhren von Swatch. Nur nicht annähernd so unempfindlich. Somit gäbe es noch erhebliches Entwicklungspotenzial.
Wir wären indes überrascht, wenn eines Tages reparierbare Swatch-Modelle auf den Markt kämen oder man auf ressourcenschonendes Cradle to Cradle umsteigen würde. Eine angenehme Überraschung, zugegeben. Wir bleiben jedenfalls am Thema dran.
Weitere Informationen:
SWATCH AG
www.swatch.de
Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © SWATCH