Lässt sich Meeres-Plastik bekämpfen, indem man daraus beispielsweise Armbänder für Uhren herstellt? Derlei symbolisches Handeln kann durchaus mittelbar einen Unterschied machen.

Sisyphusarbeit zu Ende gedacht – so ließe sich der Versuch treffend umschreiben, Meeres-Plastik zu bekämpfen, indem man daraus etwa Zifferblätter oder Armbänder für Uhren herstellt. Nur zur Erinnerung: Mit gigantischen jährlich hinzugefügten Mengen – Schätzungen reichen von fünf bis zehn oder mehr Millionen Tonnen – hat der Mensch sämtliche Meeresströmungen innerhalb des letzten halben Jahrhunderts erstens zu Abfallverteilungs- und Zerkleinerungsanlagen umfunktioniert und zweitens jeden noch so entfernten Winkel unseres Planeten mit nicht verrottenden Kunststoffen beziehungsweise Mikroplastik verseucht.

Die Mittel des Marktes zum Positiven nutzen

Wenn beispielsweise Uhrenhersteller heutzutage Sondermodelle präsentieren, für die umgearbeitetes Meeres-Plastik verwertet wird, lässt sich das freilich lediglich als symbolisches Handeln bezeichnen. Allerdings kommt dem symbolischen Handeln selbst in der Moderne eine häufig unterschätzte Bedeutung zu. Demgegenüber brockte uns das vermeintlich rationale Handeln marktwirtschaftlicher Akteure die gigantische „Plastic Soup“, von der 1997 erstmals der Kapitän und Ozeanograf Charles J. Moore sprach, überhaupt erst ein. Nun muss sich zeigen, ob sich die Mittel des Marktes zum Positiven nutzen lassen – ob sich also die unvorstellbaren Müllmengen auch wieder wirtschaftlich gewinnbringend aus der Natur entfernen lassen.

Erfolgreicher Beutezug: Die Tide Ocean SA sammelt im großen Stil Meeres-Plastik, um daraus hochwertiges Kunststoffgranulat herzustellen.

Ein bemerkenswertes Unternehmen, das sich der Reduktion der Verschmutzung der Ozeane verschrieben hat, ist das aus der Schweizer Uhrenindustrie hervorgegangene Startup Tide Ocean SA. Zusammen mit internationalen Partnern hat es einen Ansatz gefunden, Einweg-Plastik, welches Küsten, Strände und Meere in aller Welt verschmutzt, in einen Kreislauf münden zu lassen. Schon im ersten Jahr gelang es immerhin, 30 Tonnen Kunststoff einzusammeln und zu verarbeiten. Die hochwertigen regenerierten, von bekannten Marken aus der Konsumgüterindustrie verwendeten Kunststoffgranulate von Tide werden mittels Solarenergie klimafreundlich hergestellt.

Aus dem Wasser und für das Wasser: Zwei Taucheruhren mit Meeres-Plastik-Zutaten

Mit Oris und Christopher Ward setzen aktuell gleich zwei Hersteller von Swiss-Made-Uhren auf recyceltes Meeres-Plastik von Tide. Wobei die letztgenannte Marke englischer Herkunft ist, aber auf der Grundlage häufig herausragender Ideen in der Schweiz fertigt; wir haben bereits darüber berichtet. Für die sportlichen und robusten Armbänder des neuen Sondermodells C60 #tide bildete Meeres-Plastik den Rohstoff. Die Uhren selbst glänzen unter anderem mit Chronometer-zertifizierten Automatikwerken und außergewöhnlich attraktiven, von der Biolumineszenz von Algen angeregten Zifferblättern. Wer ohnehin mit dem Gedanken spielt, eine neue Uhr zu erwerben, die so smart ist, dass sie ein Leben lang hält, statt durch funktionale Obsoleszenz nach wenigen Jahren unbrauchbar zu werden, macht hier gewiss nichts falsch.

In England erdacht, in der Schweiz gemacht: Christopher Ward C60 #tide mit Armband aus Meeres-Plastik.

Die traditionsreiche Schweizer Uhrenmarke Oris hat ihrem Taucheruhren-Erfolgsmodell Aquis ebenfalls etwas Meeres-Plastik-Granulat von Tide spendiert. Unübersehbares Erkennungszeichen der in zwei Größen (41,5 und 36,5 mm) erhältlichen Aquis Date Upcycle sind die zu 100 Prozent aus Plastikmüll gearbeiteten Zifferblätter. Aufgrund ihrer zufälligen Farbmuster – sie entstehen beim Recyclingprozess – ist jede Uhr so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck. An der Verschlankung des eigenen ökologischen Fußabdrucks arbeitet Oris übrigens nicht minder engagiert. Ab sofort produziert man in vorbildlicher Weise klimaneutral.

Die Oris Aquis Date Upcycle: Die bunten Zifferblätter aus Meeres-Platik machen jede einzelne Uhr zum Unikat.

Fazit

Es dürfte eine Aufgabe für Generationen werden, die globale „Plastiksuppe“ auszulöffeln. Schicksalhaft ist diese Herausforderung ohne jede Frage – und die Uhr tickt. Als Memento kommen die neuen Modelle von Oris und Christopher Ward daher genau zur richtigen Zeit, denn der zweitbeste Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt. Den besten Zeitpunkt hat die Menschheit um Jahrzehnte verpasst. Folglich ist es entscheidend, nicht mehr länger zuzuwarten. Konsumierende aller Länder müssen schnellstens sensibilisiert und inspiriert werden, Plastik nicht achtlos wegzuwerfen und außerdem sehr viel weniger davon zu verbrauchen. So kann eigentlich symbolisches Handeln einen wesentlichen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten.

Weitere Informationen:

Tide Ocean SA
www.tide.earth

Christopher Ward Limited
www.christopherward.com

Oris SA
www.oris.ch/de

 
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