Mit der C63 Sealander Elite bietet Christopher Ward viel Uhr für wenig Geld: Chronometer-Zertifikat, Titangehäuse, versenkte Krone und Swiss-Made-Qualität.

Die elementare Bedeutung der britischen Uhrmacherkunst für die Geschichte der Zeitmessung haben wir schon das eine oder andere Mal angesprochen. Die gegenwärtige Rolle der Uhrenindustrie auf der neuntgrößten Insel der Erde steht – das betonen wir ebenfalls nicht zum ersten Mal – in einem scharfen Kontrast zu der einstigen Glorie. Ähnlich schwindsüchtig nimmt sich die einst stolze und weltweit bewunderte britische Automobilindustrie aus. Sie befindet sich inzwischen bekanntlich fast vollständig im Besitz von ausländischen Konzernen. Wir kommen später auf vierrädrige Erzeugnisse zurück, zunächst soll es um solche gehen, die am Handgelenk getragen werden.

Britische Uhren mit einem winzigen Schönheitsfehler

Wenn heutzutage überhaupt über englische Uhrenmarken berichtet wird, ist der Grund meist eine Neuvorstellung aus dem Hause Christopher Ward. Dieser Tage bekommt die facettenreiche Produktfamilie des 2004 gegründeten Unternehmens bemerkenswerten Zuwachs. Mit der neuen „C63 Sealander“-Reihe will man nicht weniger als Uhren für jeden Zweck und Anlass offerieren. Von ihnen ist unserer Ansicht nach das Modell „Elite“ das Highlight. Bevor wir es hier kurz vorstellen, sei auf einen winzigen Schönheitsfehler hingewiesen, den – sofern man es so betrachten möchte – sämtliche Uhren von Christopher Ward teilen: sie entstehen in der Schweiz. Aus England stammt lediglich das Design. Wen das nicht abschreckt, darf weiterlesen.

Christopher Ward wagte seinerzeit als erste Marke in ihrem Segment den exklusiven Verkauf über die eigene Website. Daraus ergibt sich ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit der C63 Sealander Elite kann man nun eine Dreizeiger-Automatikuhr mit COSC-Chronometer-Zertifikat und Datumsanzeige zu einem Preis erwerben, den manche Hersteller für einfache Quarzmodelle aufrufen. Dabei liegt der Reiz von Uhren heute wieder eindeutig in der Mechanik, selbst wenn diese nicht die allerletzte Präzision bietet. Wir sind alle umstellt von genauen Uhren. Die wachsende Sehnsucht nach Dingen, die Herkunft und bleibenden Wert besitzen, lässt sich hingegen mit einer elektronischen Uhr nicht erfüllen; am wenigsten mit einer Smartwatch.

Dank der versenkbaren Krone der C63 Sealander Elite bohrt sich nichts mehr ins Handgelenk.

Zuverlässiger Begleiter

Online-Direktvertrieb hin oder her, zaubern kann man auch bei Christopher Ward nicht. Daher sollte von der C63 Sealander Elite – anders als es der Namenszusatz insinuiert – kein Manufakturwerk erwartet werden. Wer an so etwas Gefallen findet, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen oder sich auf dem Gebrauchtmarkt umsehen. Mit dem Schweizer Sellita SW200 bekommt man aber einen sehr soliden und zuverlässigen Begleiter, der in allen Lagen hervorragende Gangwerte aufweist. Durch den Glasboden lässt er sich bei der Arbeit beobachten. Die Premium-Ausführung namens Elaboré sorgt samt ansprechend dekorierter Schwungmasse für einen erfreulichen Anblick – wiederum gemessen an dem moderaten Preis der Uhr.

Wenden wir uns der Krone zu, einem oft übersehenen Teil der Uhr. Wir nehmen das Wortspiel in Kauf und sagen wie es ist: sie krönt diese Neuheit. Erstmals bei Christopher Ward ist sie versenkbar und dadurch optimal geschützt. Angenehmer Nebeneffekt: nichts bohrt sich mehr ins Handgelenk. Leider verbindet sich ausgerechnet damit unsere wesentliche Kritik an der C63 Sealander Elite. Mit einem Gehäusedurchmesser von 40 Millimetern ist sie ziemlich groß. Der Trend der letzten zwei Jahrzehnte zu immer größeren Uhren darf als beendet angesehen werden. Viele konnten sich mit den bisweilen vulgären, nicht selten karikaturartigen Resultaten nie anfreunden. Zumindest ist die C63 Sealander Elite dank ihres Titaniumgehäuses mit 45 Gramm extrem leicht und mit 10,7 Millimeter Bauhöhe recht flach.

Haute Couture zum Preis von Prêt-à-porter? Bleiben wir realistisch. Mit dem Sellita SW200 in der Elaboré-Ausführung samt Chronometer-Zertifikat bekommt man bei Christopher Ward trotzdem viel Uhr für wenig Geld.

Die Christopher Ward hat das Zeug zum Klassiker

Wer sich für die C63 Sealander Elite entscheidet, erhält tatsächlich eine vielseitige und robuste Uhr, die sich im nassen Element wohlfühlt. Die Wasserdichtheit beträgt 150 Meter, im Dunkeln ist das wahlweise am Titanium- oder Synthetik-Armband getragene Modell perfekt ablesbar. 60 Tage hat man Zeit um die Uhr im Zweifelsfall kostenlos zu retournieren. Behält man sie, kommt man in den Genuss einer 60-monatigen Garantie auf das Uhrwerk. Was uns fehlt ist eine zusätzliche Größenoption von vielleicht 37 Millimetern. Ihre beiden Schwestermodelle, die GMT mit zweiter Zeitzone und das Automatic genannte Einstiegsmodell sind mit 39 Millimetern geringfügig kleiner, verfügen jedoch nicht über die versenkte Krone. Auf das leichte Titaniumgehäuse und die COSC-Zertifizierung muss man hierbei ebenso verzichten.

Obschon den Briten nicht die eine Uhr gelungen ist, die alle anderen überflüssig macht, handelt es sich durchaus um einen großen Wurf. Er dürfte helfen, noch mehr Menschen für eine Marke zu interessieren, die in Ermangelung von Tradition und nennenswertem Prestige praktisch ausschließlich vom immanent Vorhandenen lebt. Eine kleine Portion Geschichte konnte sich Christopher Ward dennoch einverleiben. In Kooperation mit den Landsleuten von der Morgan Motor Company entstand eine Uhrenserie, welche die Ästhetik der legendären Sportwagenklassiker aufgreift. Als fahrendes Fossil hat es beispielsweise der Morgan Plus 4 bereits in unsere Reihe „Design für die Ewigkeit“ geschafft. Die C63 Sealander Elite muss sich demgegenüber als künftiger Klassiker erst beweisen. Das Zeug dazu hat sie.

Weitere Informationen:
Christopher Ward Limited
www.christopherward.com

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Christopher Ward

 
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