Nachdem wir uns im vorigen Teil am untersten Ende der manuellen Schreibkultur umgesehen haben, geht es mit dem Montblanc Meisterstück diesmal bis ganz hinauf zum Gipfel.

Nachdem wir uns im vorigen Teil unserer Serie am untersten Ende der manuellen Schreibkultur umgesehen haben, wo wir dem BIC Cristal zumindest einiges abgewinnen konnten, ist es nur konsequent, dass wir uns diesmal in größere Höhen vorwagen. Also geht es jetzt hinauf auf den Gipfel. Seit 1914 markiert den ein weißer Stern. Weil ein weißer Punkt – die anfängliche Idee – sich markenrechtlich nicht schützen ließ. Das inzwischen weltbekannte Montblanc-Logo symbolisiert den für die Marke namensgebenden – schneebedeckten – höchsten Berg der Alpen mit seinen sechs Tälern. Ursprünglich stand das Signet für den Anspruch, die besten, edelsten und schönsten Schreibgeräte anzubieten, die man für Geld kaufen kann.

Mittlerweile wird unter dem zusammengeschriebenen Namen des alpinistischen Traumziels von Lederwaren über Reisegepäck bis hin zu Accessoires und Düften fast alles vermarktet, was in eine gut sortierte Luxusboutique gehört. Aber das ist eigentlich eine andere Geschichte. Bevor es soweit kam, verlor die ursprüngliche Simplo Füllfedergesellschaft, die 1934 in Montblanc-Simplo umbenannt wurde, nämlich ihre Unabhängigkeit.

Auch eine Art Quarzkrise

Grund für die Krise von Montblanc in den 1970er-Jahren war die allgemeine Abkehr von Füllfederhaltern. Billige Kugelschreiber dominierten, womit wir wieder beim BIC Cristal wären. Hier liegt übrigens eine interessante Parallele zur Quarzkrise. Von derselben Rückbesinnung auf Qualität und edle Werte, die mechanischen Uhren und der stark dezimierten Schweizer Uhrenindustrie ein Happy End bescherte, profitierte in den 1980er-Jahren ebenfalls Montblanc unter dem Dach der Richemont-Gruppe.

Wichtiger für unsere Betrachtungen ist ein anderes Jahrzehnt. In den 1920er-Jahren, genauer 1924, kamen erstmals Füllfederhalter-Spitzenmodelle von Montblanc unter der Bezeichnung „Meisterstück“ mit lebenslanger Garantie auf den Markt. Sie besaßen damals noch kein einheitliches Aussehen. 1952 folgte mit dem Meisterstück 149 die finale, bis heute allerorts geliebte und mit dem Namen „Meisterstück“ assoziierte Form.

Das Meisterstück als ultimativer Verführer

Die Entwicklung der letzten Jahre bewirkte leider, dass auch aus den ehemals vernünftig bepreisten Schreibgeräten im Prinzip drastisch überteuerte Luxusartikel wurden. Die Tatsache jedoch, dass in dieser Qualitätsklasse kaum noch Alternativen existieren – in ästhetischer Hinsicht und vom Standpunkt des genüsslichen Schreibens gesehen – relativiert den Anschaffungswiderstand.

Wie attraktiv die Erzeugnisse aus Hamburg wirklich sind, zeigte die sogenannte Montblanc-Affäre. Ausgerechnet mehr als 100 Bundestagsmitglieder hatten sich 2009 äußerst großzügig mit Montblanc-Schreibgeräten eingedeckt. Unbegreiflich! Schließlich kämpfen unsere Volksvertretenden sonst bekanntlich 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche mit der Verbissenheit von Löwen dafür, dass ja kein einzelner Cent an Steuergeld verschwendet wird. Ist das nicht der Beweis, dass es sich bei den funktionalen Skulpturen aus schwarz glänzendem Edelharz um die ultimativen Verführer handelt?

Ein Tresor für Erinnerungen

Doch genug der Albernheit. Fest steht: Nichts kommt der Weichheit gleich, mit der die Goldfeder von einem Meisterstück über Papier gleitet. Für das ganze Leben gemacht, ist ein Meisterstück so vollkommen anders als all die vielen Smartphones, Laptops, Tablet-Computer und Desktop-Rechner, die man irgendwann mal sein Eigen nannte, ehe sie zu Sondermüll wurden. Mit einem Montblanc, den man sich vielleicht vor Jahrzehnten während des Studiums geleistet oder von einem wichtigen Menschen geschenkt bekommen hat, besitzt man eine Art Zeitanker, einen Tresor für Erinnerungen und ein echtes Stück Design für die Ewigkeit.

Bedeutet das, dass es am Montblanc Meisterstück gar nichts auszusetzen gibt? Da wäre tatsächlich eine Kleinigkeit: Die in die Federn eingravierte Zahl 4810 – seit 1930 ein typisches Merkmal der Marke – bezieht sich auf die Höhe des Mont Blanc zum Zeitpunkt der damaligen Messung. Aufgrund der natürlichen Schwankung liegt der Firngipfel mal leicht darüber und dann wieder etwas darunter. Die Meisterstücke sind demgegenüber bezüglich ihrer Eigenschaften weitaus weniger wechselhaft.

Weitere Informationen:
Montblanc International GmbH
www.montblanc.com

 
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