Vorhängeschlösser gibt es seit vielen Jahrhunderten. Als Design für die Ewigkeit sind sie nicht mehr wegzudenken, egal ob zur tatsächlichen Sicherung von Sachwerten oder für symbolische Zwecke.

Man hat Vorhängeschlösser bereits in Mehrfachpackungen auf Wühltischen von Renovierungs-Discountern für nur einen Euro gesehen. Ob man in diesem Rahmen Qualitäten erwirbt, mit denen sich werthaltige Dinge auf Dauer vor dem unerwünschten Zugriff durch Dritte schützen lassen, darf bezweifelt werden. Vielleicht grenzt das Ganze mehr an einen symbolischen Nutzen. Das wäre nicht ungewöhnlich. Schließlich muss das gute alte Vorhängeschloss heutzutage häufig noch für einen anderen zeichenhaften Sinn herhalten.

Vorhängeschlösser, die Menschen verbinden

Für die Sicherheit von Brücken verantwortliche Personen können von der Zweckentfremdung des Vorhängeschlosses als Liebesschloss ein Lied singen. Immer wieder kommt es vor, dass Geländer und Absperrgitter aus Gründen der Statik von dem romantischen Ballast befreit werden müssen – nicht bloß auf Brücken von besonderem touristischem Interesse. Aber wo ausschließlich die Liebe zählt, bleibt für Überlegungen in Bezug auf Nachhaltigkeit offenbar wenig Raum. Nicht überliefert ist, ob die Entsorgung der eisernen Liebesschwüre Auswirkungen auf die durch sie dokumentierten Paar-Beziehungen hat.

Nun wollen wir keinesfalls als herzlose Gesellen wahrgenommen werden. Die sentimentale Idee, im Anschluss an die Befestigung eines Liebesschlosses den Schlüssel wegzuwerfen – nämlich von der Brücke hinab –, rekurriert quasi auf ein uraltes Motiv, das sich beispielsweise in dem Gedicht „Dû bist mîn, ich bin dîn“ aus dem 12. Jahrhundert findet. Darin heißt es: „dû bist beslozzen in mînem herzen, verlorn ist das sluzzellîn“. Doch bei aller Liebe widerspricht der zeitgenössisch-nachlässige Umgang mit Ressourcen einem zentralen, mit dieser Reihe (sowie dem gesamten Journal) verbundenen Anliegen.


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Vorhängeschlösser und ihre Technik

Langlebiger als jede mittels eines Liebesschlosses besiegelte Romanze ist das technische Grundprinzip, auf dem Vorhängeschlösser bis heute beruhen; rund anderthalb Jahrtausende nach den frühesten Exemplaren. Zentraler Aufhänger ist sozusagen jeweils der am zu schützenden Objekt anzubringende Bügel, der mit seinen Enden in einem Gehäuse steckt und von diesem im abgeschlossenen Zustand festgehalten wird. Seine größten Feinde sind der Zahn der Zeit, ebenfalls bekannt unter dem Namen „Rost“ (es sei denn, man besitzt ein Exemplar aus Edelstahl), sowie Personen mit Bolzenschneidern oder ähnlichen Hilfsmitteln. Letztere umgehen auf gewaltsame Weise den Mechanismus des Schließzylinders im Inneren, dessen älteste Vorformen bereits in der Antike eingesetzt wurden.

Einige Vorhängeschlösser verfügen alternativ über ein Zahlenschloss, wodurch man von der sicheren Aufbewahrung des Schlüssels entbunden wird. Als Liebesschlösser eignen sie sich andererseits weniger, es sei denn, man will sich eine Hintertür offen halten. Das gilt gleichermaßen für eine Neuinterpretation aus dem Hause Abus. Das auf Sicherheitstechnik spezialisierte Unternehmen aus Wetter (Ruhr) bietet seit Kurzem Vorhängeschlösser an, die sich ähnlich wie Smartphones per Fingerabdruck entriegeln lassen.

Die Vorhängeschlösser der Linie „ABUS Touch 57“ öffnet man bequem per Fingerabdruck. Der verschlüsselte Speicher der schlüssellosen Modelle merkt sich bis zu 20 verschiedene Fingerabdrücke, wodurch sich die Produkte auch für die gemeinschaftliche Nutzung eignen. Weitere Informationen unter www.abus.de. Bildhinweis: © ABUS – August Bremicker Söhne KG

Die Produktneuheit beweist zweierlei: Es gibt zum einen nichts, das sich nicht durch findige Menschen sinnvoll weiterentwickeln ließe. Zum anderen wird uns das Vorhängeschloss als echtes Design für die Ewigkeit dauerhaft erhalten bleiben. Auch in der digitalen Welt verwendet man es – teilweise im Sinne des Skeuomorphismus – als Symbol, das zum Beispiel auf Cybergefahren hinweist.

 
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