Die nach dem apodiktischen „Form follows Function“ zu beobachtende Rückkehr zum Ornament ist keine plumpe Wiederholung der Vergangenheit. Vielmehr geht es dabei um eine neue Formensprache. Das Foto zeigt die Designlinie „Carola“ von Griffwerk, die Stilelemente des Empire aufgreift und dabei auf ihre wesentlichen formativen Merkmale reduziert. (Foto: Griffwerk)

Ästhetische Erwägungen seien bezüglich der Funktion eines Objekts grundsätzlich belanglos – es sei denn, dessen Daseinsgrund ist ein rein ästhetischer, heißt es im Essay „Art After Philosophy“ des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Joseph Kosuth aus dem Jahr 1969. Bereits sechs Jahrzehnte zuvor artikulierte sich der gegenüber dem Ornament skeptische Geist der Moderne im wiederholt gehaltenen Vortrag „Ornament und Verbrechen“ des österreichischen Architekten und Architekturkritikers Adolf Loos. Darin behauptete der Jugendstil-Gegner, Ornamentlosigkeit sei ein Zeichen geistiger Kraft und das Ornament wiederum vergeudete Arbeitskraft. In der fortgesetzten Schaffung von Ornamenten glaubte er sogar einen Wesenszug von Menschen und Völkern erkennen zu können, die sich noch auf einer niedrigeren Kulturstufe befänden.

Aufbruch vom Nullpunkt der Ornamentik

Fast ein Jahrhundert ist vergangen, seit Loos´ Vortrag erstmals gedruckt erschien. Viele Stile und Dogmen kamen und gingen seither. Kunst, Architektur und Design versuchten sich am ornamentlosen Minimalismus, erstere verweigerte bisweilen gänzlich die Produktion von Werken und beschränkte sich – wie bei Lawrence Weiner – auf das Beschreiben physisch nicht verwirklichter Ideen. Nachdem man den Nullpunkt der Malerei erreicht hatte, war es nur eine Frage der Zeit bis zum Neustart. Auch im Design folgte auf die Frugalität eines apodiktischen „Form follows Function“ eine teilweise Gegenbewegung. Wenngleich keineswegs eine plumpe Wiederholung der Vergangenheit. Wesensmerkmal ist vielmehr die Neuentdeckung und Rekombination der Grammatik der Formen im Sinne des Erzielens von zeitgemäßen, bislang nicht dagewesenen Lösungen.

Eine neue Formensprache

Ein schönes Beispiel hierfür erkennen wir in der Designlinie „Carola“ von Griffwerk. Die Türbeschläge greifen Stilelemente des Empire auf, reduzieren diese jedoch zugleich auf ihre wesentlichen formativen Merkmale. Hier wird, könnte man argumentieren, Minimalismus und Ornament miteinander ausgesöhnt. Das schafft eine neue Formensprache, die sich hervorragend mit Stiltüren in Kassettenoptik verträgt. Für schlichtere Settings eignet sich die Serie aber ebenso gut. Dazu tragen die puristischen Flachrosetten „Piatta S“ desselben Herstellers bei. Beinahe bündig liegen sie auf dem Türblatt auf; die Beschlagtechnik verschwindet im Inneren der Tür. Außen überzeugen neben der Formgebung die handschmeichelnden Oberflächen „soft2touch by Griffwerk“ – wahlweise in Kaschmirgrau oder Graphitschwarz, was an Gusseisen erinnert.

Weitere Informationen:
Griffwerk GmbH
www.griffwerk.de

Bildhinweis:
Carola und Piatta S von Griffwerk in Kaschmirgrau. Quelle: Griffwerk

 
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