Henning Koppels für Georg Jensen in den 1940er-Jahren gestalteter Krug konnte seine Zeitlosigkeit bereits ausreichend unter Beweis stellen. Ein klarer Fall von Design für die Ewigkeit. Im Herbst 2022 erscheint der Klassiker in vier pastellfarbenen Lackierungen.

Der Krug gehört zu jenen elementaren Dingen, welche die Menschheit seit Jahrtausenden begleiten. Seine Bedeutung und universelle Verbreitung erklärt sich nicht zuletzt aus seiner Vielseitigkeit. Als Behälter für Flüssigkeiten steht er im Zentrum des Lebens; ohne Wasser können wir nicht existieren. Ebenso unentbehrlich war der Krug lange Zeit als Gefäß für das sichere Aufbewahren von Lebensmitteln. Bis fließendes Wasser, Kühlschränke und Supermärkte für einen Wandel seiner Rolle sorgten. Aus einem Requisit, wenn man es so nennen will (das Wort stammt vom lateinischen „requisita“, drückt also Unverzichtbarkeit aus) wurde im letzten Jahrhundert quasi ein Wohnaccessoire. Kaum verwunderlich, dass dadurch der ästhetische Aspekt noch stärker in den Vordergrund trat. Sie und die Funktion in ein neues Gleichgewicht zu setzen, ist eine Herausforderung, die Designende unzählige Male angenommen haben. Was dem dänischen Künstler und Designer Henning Koppel hierzu Mitte des vergangenen Jahrhunderts einfiel, zählt in dieser Disziplin zum Eindrucksvollsten.

Koppels Krug – unverkennbar schwungvoll

In den 1940er-Jahren begann Koppel, der an der Königlich Dänischen Kunstakademie – wie vor ihm Georg Arthur Jensen, der Gründer von Georg Jensen A/S – und für ein Jahr in Paris an der Académie Ranson studiert hatte, für die dänische Silberschmiede Schmuck und Gebrauchsgegenstände zu entwerfen. Sein in verschiedenen Versionen sowohl in Edelstahl als auch in Edelmetall angebotener Krug ist heute eines der bekanntesten Erzeugnisse der Marke. Mit Recht versteht man den „HK Krug“ bei Georg Jensen als ikonisches Objekt. Die unverkennbar voluminöse, kurvig-organische Form, der ein betont schlanker, schwungvoller Henkel jede Schwere nimmt, entwarf Henning Koppel in den 1950er-Jahren. Inspiration fand er unter anderem bei dem Bildhauer Constantin Brâncuși, was sich an Koppels Formensprache gut nachvollziehen lässt.

Neu im Herbst 2022: Der Krug von Henning Koppel erscheint in vier pastellfarbenen Lackierungen. Links eine Originalzeichnung von Henning Koppel, die als Inspiration diente.

An dieser Stelle wird es Zeit für einen kurzen Einschub zur begrifflichen Unterscheidung. Von Topf und (Henkel-)Becher ist der Krug meist offensichtlich verschieden. Wann es sich um eine Kanne statt um einen Krug handelt, ist hingegen weniger eindeutig. Obwohl in unserem Beispiel keine getrennten Einfüll- und Ausgussöffnungen vorhanden sind, spricht Georg Jensen selbst – wie das allgemein häufiger der Fall ist – mal von einer Kanne und mal von einem Krug.

Luxusobjekt oder Gebrauchsgegenstand?

Doch egal ob man sie nun als Krug, Kanne oder Karaffe bezeichnet – Koppels Kreation ist von der Form her voller Originalität und Raffinesse, im Hinblick auf die Funktionalität aber durchaus nicht überzeichnet. Freilich gibt es Krüge, die kompakter sind und sich leichter in großer Zahl verstauen und daher besser im harten Gastgewerbe-Alltag einsetzen lassen. Die hochwertige Machart und der Preis ordnen den Krug von Henning Koppel jedoch ohnehin in den Luxusbereich ein. Erst recht in der Sterlingsilber-Variante. Das ist keineswegs ein neues Konzept. Aus der Antike schon sind Krüge bekannt, die als Luxusgegenstände dienten. Eine gewisse Sorgfalt vorausgesetzt, sollten die Koppel-Krüge geichfalls lange Zeiträume überdauern. Dass sie visuell zeitlos sind und ihren Reiz nicht verlieren, konnten sie bereits unter Beweis stellen. All das zusammen lässt nur einen Schluss zu: Wir haben es hier mit einem klaren Fall von Design für die Ewigkeit zu tun.

Weitere Informationen:
GEORG JENSEN A/S
www.georgjensen.com

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Georg Jensen

 
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