Alles kalter Kaffee? Diese abwertende Redewendung zeigt von ihrer Herkunft her, wie wichtig die richtige Temperatur für den guten Geschmack ist. Dass es längst beliebte Alternativen zu heißem Kaffee gibt, spielt hierbei keine Rolle. Ob als Cold Brew oder klassisch – dank der Weiterentwicklung einer Erfindung des späten 19. Jahrhunderts ist es kinderleicht, den gewünschten Zustand unseres Lieblingsgetränks zu konservieren. Zwar lediglich für Stunden, trotzdem ist die Isolierkanne (oder Thermoskanne) für uns ein genüssliches Beispiel für Design für die Ewigkeit.
Aus dem Labor in die Welt
Für Menschen ist der Spielraum zwischen – lebensbedrohlich – zu kalt und zu heiß ein äußerst schmaler. Die Isolierkanne respektive Isolierflasche hingegen kommt zum Glück mit einem Temperaturspektrum zurecht, das von eiskalt fast bis siedend heiß reicht. Tatsächlich kochendes Wasser sollte man jedoch vor dem Befüllen einen Moment lang abkühlen lassen. Andernfalls könnte der thermische Schock gegebenenfalls das Glasgefäß im Inneren der Isolierkanne beschädigen.
Eine unempfindlichere Variante setzt stattdessen auf unzerbrechlichen rostfreien Stahl. Das kommt der Ursprungsform im Prinzip sogar näher. Der Vater der Isolierkanne, ein schottischer Physikochemiker namens James Dewar, begann nämlich bei seiner Suche nach einem Isoliergefäß für Laboranwendungen mit Lösungen aus Metall.
Die Physik der Isolierkanne
Unabhängig vom Werkstoff hängt die Effektivität einer Isolierkanne davon ab, dass es sich bei ihrem Innenleben um eine doppelwandige Konstruktion handelt. Sie ist zu einem gewissen Grad evakuiert, das heißt relativ luftleer gemacht. Das erschwert den Wärmeaustausch wesentlich. Eine Verspiegelung auf der Innenseite reduziert außerdem die Wärmestrahlung als zusätzliche Ursache für den zu unterbindenden Wärmeausgleich zwischen Inhalt und Umgebung. Überdies kann isolierendes Material an der Außenseite die Funktion verbessern.
Der Schwachpunkt im Sinne der Wärmeübertragung ist die leider unverzichtbare Öffnung. Anfänglich wurde sie mit einem Verschluss aus Kork abgedichtet, später setzte man dann meist auf Kunststoffdeckel, die mit einer Gummidichtung ausgestattet wurden.
Hygiene als Treiber der Entwicklung
Ähnlich wie beispielsweise bei der Glühbirne tüftelten von James Dewar abgesehen, der seine Schöpfung nie patentierte, Anfang des 20. Jahrhunderts noch weitere Erfinder an Vakuumgefäßen. Eine Triebfeder war das Aufkommen von Eismaschinen und der wachsende Bedarf, nicht zuletzt im Dienste der Hygiene Kälte auf Transportwegen zu erhalten.
Als praktisches Utensil etwa für Wanderungen kam die Isolierflasche beziehungsweise Thermosflasche in den 1920er-Jahren in Mode. Auch das Heim eroberte sie unter dem Markennamen „Thermos“, den sich der deutsche Glasbläser Reinhold Burger bereits im Jahre 1904 schützen ließ. Im Laufe eines halben Jahrhunderts wurde daraus ein Gattungsbegriff für Isolierkannen und -flaschen aller Art (man kennt das von Marken wie „Fön“ oder „Lego“). An James Dewar erinnert bis heute die Verwendung der Worte „Dewargefäß“ oder „Dewar“ in Laboren.
Unser Titelbild zeigt die Bernadotte-Isolierkanne aus dem Hause Georg Jensen. Die schönste Isolierkanne der Welt? Entscheiden Sie selbst. Der Name dieses funktionalen Schmuckstückes geht zurück auf den schwedischen Designer Prinz Sigvard Bernadotte, der für zahlreiche grandiose Stücke der weltberühmten dänischen Silberschmiede verantwortlich zeichnete.
Weitere Informationen:
GEORG JENSEN A/S
www.georgjensen.com