Von Ferry Porsche stammt die Prognose, dass das letzte jemals gebaute Auto ein Sportwagen sein werde. Damit könnte er Recht behalten. Elektroautos, die derzeit die heißesten Kandidaten für die Ablösung des Verbrennungsmotors sind, verfügen großteils über imposante Beschleunigungswerte, welche so manchem klassischen Sportwagen gut zu Gesicht stehen würden.
Es war ohnehin alles andere als von vornherein ausgemacht, dass das erste Jahrhundert des Automobils uneingeschränkt den Otto- und Dieselmotoren gehören würde. Von Ferry Porsches Vater Ferdinand stammen wichtige Beiträge zu einem besonders einflussreichen, auf der Pariser Weltausstellung von 1900 vorgestellten Elektrofahrzeug. Porsche war damals noch Mitarbeiter der Wiener Lohner-Werke. Deren Chef, Ludwig Lohner, begeisterte sich für den emissionsfreien Antrieb von Elektroautos, weil er – seiner Zeit voraus – die Zunahme der Luftverschmutzung in Folge der wachsenden Zahl von Automobilen bereits geahnt hat.
Eine lästige Kurbel
Um die Leistungsfähigkeit der frühen Elektroautos war es jedoch schlecht bestellt. Ihre Bleibatterien – sowieso von überschaubarer Kapazität – waren schwer, was zusätzlich Reichweite kostete. So hatten es Verbrennungsmotoren leicht, sich durchzusetzen. Allerdings war dafür noch ein kleines aber entscheidendes Detail erforderlich.
1911 befreite Charles Kettering mit dem Anlasser das Automobil von der lästigen Kurbel, mit der man zuvor den Motor mühevoll anwerfen musste – und machte den Weg frei für eine atemberaubende Erfolgsgeschichte. Mit Blick auf die vielen im Smog versinkenden Megastädte ist das durchaus wörtlich zu nehmen.
Opfer des eigenen Erfolgs
Es steht außer Frage: Der Verbrennungsmotor ist dabei, das Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden. Gewiss wird es bis zur Verwirklichung einer nachhaltigen Mobilität noch geraume Zeit dauern. Auch weil das Verlagern der Umweltzerstörung von der Straße ins Kraftwerk logischerweise nicht die Lösung sein kann. Immerhin ist inzwischen abgesichert, dass sogar bei Berücksichtigung des Aufwandes für die Herstellung von Batterien der Umwelt- beziehungsweise Klimavorteil bei Elektrofahrzeugen gegeben ist. Aktuell zeigen das etwa Berechnungen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Auftrag von manager-magazin.de [1].
Gleich eine ganze Reihe wissenschaftlicher Arbeiten rund um die Aspekte Klimabilanz, Strom- und Rohstoffbedarf sowie zu Kosten und Akzeptanz von Elektroautos hat außerdem das Öko-Institut in seinem Hintergrundpapier „Faktencheck Elektromobilität“ gebündelt [2].
Das Herz einer Legende
Es soll Menschen geben, die das absehbare Ende des Verbrennungsmotors bedauern, die etwa ohne die provozierende Sonorität nicht auf ihre automobilen Kosten kommen. Vielleicht tröstet sie der Gedanke, dass zumindest einige der Umweltverpester dereinst in eine Nische wandern werden, in der zahlreiche überlebte Objekte früherer Spitzentechnologie auf sie warten – zum Beispiel Schallplatten.
Wem es nicht vergönnt ist, sich für die Zeit danach einen benzinbetriebenen Sportwagen einzumotten – oder etwas für den Kaminsims sucht –, findet möglicherweise Gefallen an dem Bausatz des 6-Zylinder-Boxermotors des Porsche 911 – gewissermaßen das Herz einer Legende – aus dem Hause Franzis. Bei dem voll funktionstüchtigen Modell im Maßstab 1:4 bewegen sich die gegenüberliegenden Kolben getreu dem großen Vorbild aufeinander zu und voneinander weg und veranschaulichen, woher der Name „Boxermotor“ rührt.
Rauchfreies Vergnügen
Einziger Wermutstropfen für echte „Petrolheads“: Zwar gibt es neben einem Modul zur Untermalung mit Original-Motor-Sound sogar LEDs für angedeutete Zündfunken; die olfaktorische Simulation fehlt hingegen – es ist also ein rauchfreies Vergnügen.
Als das neue ‚Rauchen‘, daran sei abschließend erinnert, bezeichnet man den alltäglichen Sitzmarathon, den sich Durchschnittsbürger heutzutage leisten – tagsüber auf dem Bürostuhl, abends dann auf dem heimischen Sofa. Millionen von ihnen greifen zu allem Überfluss selbst für kürzeste Wege auf Auto, Fahrstuhl oder Rolltreppe zurück. Vor dem Hintergrund der bekannten medizinischen Langzeitfolgen ist das aus individueller und volkswirtschaftlicher Sicht eine Katastrophe. Daher sollte – um zum Ausgangspunkt zurückzukehren – die Devise lauten: weniger Sportwagen, mehr Sport wagen.
Quellen:
[1] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/tesla-laut-elektroauto-oekobilanz-sauberer-als-ford-fiesta-a-1177177.html
[2] https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/FAQ_Elektromobilitaet_Oeko- Institut_2017.pdf