Mit „Ferrari in der Formel 1“ ist Stuart Codling ein großer Wurf gelungen. Technisch versierte Texte und einzigartige Aufnahmen begeistern. Das Foto zeigt das Cover des bei GeraMond erschienenen Titels.

„Die fahren ja bloß stupide im Kreis herum“, wird sich so mancher denken oder gar sagen. Nein, der zu Beginn der 1950er-Jahre gestartete „Formel-1-Zirkus“ hat nicht nur Fans. Es darf indes nicht übersehen werden, dass der heutige Entwicklungsstand von Personenkraftwagen zu einem erheblichen Teil ein Ausfluss dieses motorisierten Extremsports ist. Und zwar nicht allein bezogen auf die Leistungsfähigkeit der Motoren. Man denke etwa an die für den Verbrauch so wichtige Aerodynamik oder an Fortschritte bei der angewandten Werkstoffforschung, die auf die Sicherheit von Karosserien einzahlen. Ein weiteres Beispiel bildet die dramatisch verbesserte Technik bei Bremsen und Fahrwerk.

Wer sich daher mit der Formel 1 und ihren verschiedenen Fahrzeug-Generationen auseinandersetzt, erwirbt zugleich ein tieferes Verständnis der Technikgeschichte des Automobils. Und welcher Name wäre in diesem Zusammenhang zentraler und attraktiver als Ferrari?

Geschichte eines beispiellosen Aufstiegs

Als Enzo Ferrari, der große Visionär und Gründer der Marke mit dem sich aufbäumenden Pferdchen (genannt „Cavallino rampante“), seine Karriere begann, war an einen eigenen Rennstall oder gar an eine Rennwagenmarke nicht zu denken. Aber ein eigenes Rennfahrzeug, das vermochte der Sohn einer Landwirtin und eines Schlossers 1919 zu konstruieren – und etliche Male vor allen anderen sicher ins Ziel zu steuern. Das brachte Ferrari alsbald ein Engagement als Rennfahrer für den weitgehend in Vergessenheit geratenen italienischen Automobilhersteller Costruzioni Meccaniche Nazionali ein – sowie wenig später bei der prestigereichen Marke Alfa Romeo.

1929 – Enzo Ferrari war inzwischen zu Italiens erfolgreichstem Fahrer aufgestiegen – folgte die epochemachende Gründung der Scuderia Ferrari. Allerdings setzte der Rennstall, der heute für viele den absoluten Goldstandard repräsentiert, in den ersten Jahren auf Rennwagen von Alfa Romeo. Nach dem Motto „Des einen Leid ist des anderen Freud“ konnte man wenige Jahre danach den Rennsportbereich von Alfa Romeo übernehmen, nachdem die Turiner 1933 in Schieflage geraten waren.

Aller Anfang ist schnell

1940 entstand dann mit dem AAC 815 der erste eigene Ferrari-Rennwagen. Doch statt der Scuderia zu großartigen Siegen zu verhelfen, plagten den Reihenachtzylinder Motorschäden. Was wiederum die alte Spruchweisheit bestätigt, wonach noch kein Meister vom Himmel gefallen ist.

Machen wir jedoch einen Sprung und kommen wir zu dem von Stuart Codling in seinem Buch „Ferrari in der Formel 1“ behandelten Zeitraum von 1950 bis heute. Dieser fängt gleich mit zwei für die weitere Entwicklung der Boliden aus Maranello entscheidenden Ereignissen an: dem ersten Sieg der Scuderia bei einem Weltmeisterschaftslauf im Jahre 1951 und dem Straucheln des Rivalen Lancia vier Jahre später. Ferrari übernahm dessen Renn-Chassis und machte daraus seinen D50, der schließlich zum Ferrari 801 weiterentwickelt wurde.

Lediglich zwei von zahlreichen legendären Rennwagen, die Codling seiner Leserschaft detailliert in Wort und Bild näherbringt. Nicht zu vergessen: die vielen berühmten Fahrer, die als Nachfolger Enzo Ferraris im Laufe der Jahrzehnte hinter dem Steuer saßen. Namen wie Donnerhall – darunter selbstverständlich Niki Lauda und Michael Schuhmacher, aber auch Gilles Villeneuve, Kimi Räikkönen, Fernarndo Alonso oder Sebastian Vettel.

Fazit: Wir sehen Rot

Schlägt man das prächtige, bei GeraMond erschienene Buch auf, sieht man Rot. Denn die einst für italienische Rennwagen vorgeschriebene Farbe dominiert hier – abgesehen von den älteren Schwarz-Weiß-Auf­nah­men – überaus deutlich. Echten „Ferraristi“ kann es nur recht sein. Sie werden ohnehin die mehr als sehenswerten Fotografien zum Niederknien finden. Menschen, die der Sache etwas nüchterner gegenüberstehen, sollte die Betrachtung zumindest tief beeindruckt zurücklassen.

Gepaart mit technisch versierten und spannend geschriebenen Erläuterungen eines angesehenen Motorsportjournalisten und intimen Kenners der Materie ergibt sich ein Band, der definitiv fehlt, wenn man ihn nicht besitzt.

Ferrari in der Formel 1
Alle Rennwagen seit 1950
224 Seiten, ca. 250 Abb., Format 30,8 x 25,4 cm
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-98702-044-5

Weitere Informationen:
GeraMond Verlag GmbH
www.geramond.de

 
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