Die Augen der Welt richten sich gegenwärtig vornehmlich auf den in die entscheidende Phase eingetretenen Wettlauf zwischen den USA und China. Dass in der Zwischenzeit mit Afrika ein schlafender Riese erwacht, wird kaum beachtet. Ursächlich für den wachsenden geopolitischen Einfluss des zweitgrößten Erdteils sind insbesondere Urbanisierung und verbesserte Bildung. In den 54 (anerkannten) Staaten träumen Bevölkerungen mit sehr niedrigem Durchschnittsalter nicht von Degrowth und Vier-Tage-Woche, sondern von Wohlstand. Dafür sind sie bereit, viel zu tun.
Angola steht für kulturelle und natürliche Vielfalt
Wer erleben will, wie das afrikanische Selbstbewusstsein wächst, dem sei Angola ans Herz gelegt. Das sechstgrößte Land Afrikas, gelegen an der südlichen Atlantikküste, bietet eine beispielhafte kulturelle und natürliche Vielfalt. Angola ist offen gesagt eine der spannendsten touristischen Destination unserer Zeit. Angemessen darüber zu berichten, ist in der hier gebotenen Kürze kaum möglich. Einige Streiflichter sollen daher genügen, um hoffentlich Lust auf mehr zu machen.
Angola vereint auf der dreieinhalbfachen Fläche Deutschlands große landschaftliche Gegensätze, darunter üppige Regenwälder und schier endlose Wüsten. Seine Geschichte prägten einerseits das portugiesische Kolonialerbe sowie andererseits das Königreich Kongo. Von dessen Einfluss zeugt bis heute der Name des durch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg gegangenen Landes. Er leitet sich von Ngola ab, der Bezeichnung der Herrscher des einstigen kongolesischen Vasallenstaates Ndongo.
Schmelztiegel Luanda – Hauptstadt von Angola
Die Melange afrikanischer, portugiesischer und indigener Einflüsse macht sich besonders stark bemerkbar in Luanda. Die Hauptstadt von Angola ist kultureller Schmelztiegel und Afrikas großes Tor zum Atlantik. Luandas wirtschaftliche Dynamik spiegelt sich in der kulturellen Vitalität wider. Lohnend ist ein Besuch der angesagten Clubs der Stadt. Anstelle globaler Einheitskost spielen sie schnelle elektrisierende Kuduro-Beats und kontrastierend dazu sinnliche Kizomba-Rhythmen.

Manche mögen in der Darstellung ein Klischee erkennen, doch die angolanische Lebensfreude ist kein einstudierter Stunt für Touristen, der Trinkgeld verdienen soll. Sie ist authentisch und kann aus Sicht eines innerlich zerrissenen, teils dekadenten Europas nur als beneidenswert tief empfunden werden.
Malanje: Schwarze Felsen und Wasserfälle
Der natürliche Reichtum von Angola zeigt sich in der Provinz Malanje auf spektakuläre Weise. Sie beheimatet Sehenswürdigkeiten wie den Kissama-Nationalpark und die mystisch anmutenden, monumental aus der Landschaft ragenden schwarzen Felsen, die Pedras Negras de Pungo Andongo, mit denen Legenden verbunden sind.
Auf keinen Fall entgehen lassen darf man sich die zweithöchsten Wasserfälle Afrikas. Anders als die touristisch überlaufenen Victoriafälle sind die tosenden Kalandula-Fälle bislang ein Anblick, den man zumeist ungestört genießen kann.

Namibe: Wüste trifft Meer
Im Südwesten von Angola wartet Namibe mit einem einzigartigen Zusammenspiel aus Wüste und Küste. Hier stößt man auf Dünen von riesigem Ausmaß, zerklüftete Küstenlinien, einsame Strände und die karge Schönheit der Namib-Wüste. Empfehlenswertes Highlight: Eine Tour durch den Iona-Nationalpark, Angolas ältestes und größtes Schutzgebiet. Es ist Heimat vieler Wüsten-, Savannen- und Halbwüstentiere.
Nicht verpassen sollte man zudem die benachbarte Lagoa dos Arcos, eine Oase mit drei Lagunen, von denen die mittlere für ihre Sandsteinbögen bekannt ist. Sie gaben dem Ort seinen Namen und stellen eines der beliebtesten Fotomotive von ganz Angola dar.

Benguela und Huíla: Küstencharme und Bergpanoramen
Im Westen von Angola locken die Provinz Benguela und ihre gleichnamige Hauptstadt mit goldenen Sandstränden der Praia Morena und kolonialer Architektur wie der Kathedrale von Benguela. Das Museu de Benguela präsentiert historische Artefakte, archäologische Funde und traditionelle Kunst. Unweit davon warten in Lobito unter anderem eine geschützte Lagune und einer der wichtigsten Häfen Angolas. Ein Erlebnis ist überdies die Fahrt mit der Caminho de Ferro de Benguela. Früher verband die Eisenbahnlinie Zentralafrika mit dem Atlantik.
Im Südwesten Angolas wiederum begeistert die Provinz Huíla mit kühlem Bergklima und kolonialem Charme. Die 1.700 Meter hoch gelegene Hauptstadt Lubango ist Ausgangspunkt für Safaris im nahegelegenen Naturreservat. Wer Gefallen an atemberaubenden Fotoperspektiven findet, plant am besten die Passstraße von Serra da Leba ein.

Cuando Cubango und Cabinda: Menschen, Tiere, Abenteuer
Im Südosten Angolas fasziniert Cuando Cubango mit weiten Savannen, dem majestätischen Kwanza-Fluss und dem Okavangodelta, das zu den größten Feuchtgebieten Afrikas zählt. Die Provinzhauptstadt Menongue ist Ausgangspunkt für die Erkundung unberührter Natur und der traditionellen Kultur der Khoisan. Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich bei der indigenen Bevölkerungsgruppe um die älteste der Welt handelt.
Wer bei einer Fahrt auf dem Kwanza-Fluss Nilpferde und Krokodile hautnah erlebt hat, will vielleicht zusätzlich im Norden von Angola in der Enklave Cabinda die Chance auf Sichtungen der scheuen Westlichen Flachlandgorillas sowie der Waldelefanten in ihrem natürlichen Habitat nutzen.
Weitere Informationen:
Angola Tourism
www.angola-tourism.com
Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Thomas Thadewaldt, DIAMIR Erlebnisreisen