Wie geht man damit um, dass Diskurse immer hysterischer und unreflektierter werden? Mit der Flucht ins Private? Wir plädieren für: Make Living Great Again! Ein Editorial von Michael Graef.

Willkommen im Zeitalter der Superlative. Die Weltsensation ist praktisch zur kleinsten medialen Recheneinheit geworden, Erregtheit die neue journalistische Objektivität. Wer nicht wenigstens die Apokalypse anzukündigen weiß, geht im Nachrichtenstrom unter, findet nahezu überhaupt nicht mehr statt.

Wie jedoch soll man sich als nicht an TikTok-Hirnfraß leidender Mensch zu diesem Karussell der intellektuellen Kapitulation verhalten? Ganz ins Private verabschieden?


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Höchste Zeit für die Flucht?

„Cocooning“ wurde das Anfang der 1980er-Jahre genannt. Damals ging die Welt schon einmal unter. Zumindest gefühlt. Sie erinnern sich oder haben davon gehört? Atomares Wettrüsten, NATO-Doppelbeschluss, Slogans wie „Sonne statt Reagan“ – das alles war quasi das damalige Pendant zum heutigen Hitzetod durch Klimawandel oder zum „bösen orangenen Mann“ im Weißen Haus.


 
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Seinerzeit hatte ich selbst Gelegenheit, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs in Australien die Familie eines Architekten kennenzulernen, die der vermeintlich drohende nukleare Knall von Deutschland in ein nur mit dem Auto erreichbares stattliches, modernes Haus am Rande des Outbacks fliehen respektive umziehen ließ. Auf die Frage, wie man sich den „Day After“ ohne Benzin, fließend Wasser oder Supermärkte vorstellte, verzichtete ich bewusst …

Drehen wir den Spieß herum!

Mit all dem Wahnsinn ließe sich heutzutage – nach der Erfahrung des regelmäßigen Ausbleibens der totalen Katastrophe – auch anders, etwas offensiver umgehen. Man könnte beispielsweise den Spieß umdrehen und sich das Motto des versiertesten gegenwärtigen Spielers auf der Klaviatur der Hysterie zu eigen machen: Make Living Great Again! Ja richtig, machen Sie sich das Leben im Hier und Jetzt ungeniert schön; so schön es geht. Denn es ist so oder so verdammt kurz – ob die Welt übermorgen endet oder nicht.

Deswegen muss man noch lange nicht völlig unpolitisch werden. Ist es allerdings wirklich nötig, sich von jeder gezielten Diffamierungskampagne beeindrucken oder von jeder geschürten Untergangsangst anstecken zu lassen? Bereits Jahrhunderte vor George Orwell wurde in „gut informierten Kreisen“ sehr genau gewusst, dass man Menschen am einfachsten kontrolliert beziehungsweise regiert, wenn man sie ängstigt und verunsichert.

Werden Sie unabhängig!

Als wohl beste Gegenmittel für die so Gequälten haben sich geistige Unabhängigkeit und Unaufgeregtheit erwiesen. Hierfür ist indes Abstand zum täglichen Mahlstrom aus Skandalen und Sensationen nötig. Den muss man sich freilich selbst schaffen und großzügig wiederkehrend gönnen.

Das gelingt etwa mithilfe eines Heims, in dem man sich geborgen fühlt. Hilfreich sind überdies gelegentliche Auszeiten an inspirierenden Orten, wo man abschalten und auf neue Ideen kommen kann.

Abseits des Gewöhnlichen

Indem wir Ihnen zu beiden Sphären – sozusagen zu „Home and Abroad“ –, laufend Vorschläge machen und Neuheiten vorstellen, verhalten wir uns (anders als manche vielleicht meinen) keineswegs oberflächlich. Im Gegenteil unterstützen wir hierdurch alle, die ein möglichst tiefgründiges Leben führen wollen – abseits des Gewöhnlichen und jenseits von Klischees und Halbheiten.

Mag sein, dass das kein sensationelles, Clickbait-taugliches Statement ist. Falls wir mit unserer Arbeit aber nur einem einzigen Menschen – eventuell Ihnen? – Anstöße geben und ein wenig Freude bereiten, hat sich die Mühe glänzend gelohnt, wie ich finde.

Herzlichst
Michael Graef

Chefredakteur und Mitbegründer von COLD PERFECTION

Bildhinweis:
Das Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz

 
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