Kyūshū ist die drittgrößte und zweitbevölkerungsreichste Hauptinsel Japans. Zudem ist sie das viertgrößte Wirtschaftszentrum des aus insgesamt 14.124 Inseln bestehenden Pazifikstaates. Doch bei aller Entwickeltheit und Modernität suggerieren Kyūshūs Vulkane, Geysire und Schlammsprudel den Eindruck, dieser Teil der Erde sei erst im Entstehen begriffen.
Entsprechend anziehend wirkt die von einer zerklüfteten Küste umgebene Insel auf Reisende. Sie nutzen auf Kyūshū vielfältige Möglichkeiten des Wanderns und Radfahrens oder entspannen sich beispielsweise in den heißen Quellen. Einige besondere Orte, die man bei einer Reise nach Kyūshū auf dem Plan haben sollte, möchten wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.
Fukuoka – das Tor zu Kyūshū
Im Norden bildet Fukuoka, die größte Stadt der Insel, das Tor zu Kyūshū. Zugleich moderne Hafenstadt, ist Fukuoka der Ort, wo mit dem Shōfuku-ji der älteste Zen-Tempel Japans steht. Der Shōfuku-Tempel dient noch heute als Meditationsstätte. Der Überlieferung zufolge gründete ihn der Mönch Eisai im Jahre 1195. Eisai soll aus China sowohl die Zen-Lehre als auch den Tee nach Japan gebracht haben.
Archäologische Funde belegen, dass der Norden Kyūshūs sogar schon viel früher, nämlich in der Altsteinzeit besiedelt wurde. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehören Überbleibsel von steinernen Wällen zur Abwehr der gescheiterten Mongoleninvasion des 13. Jahrhunderts sowie die Reste der Burg Fukuoka aus dem 16. Jahrhundert.
Einen sehr guten Überblick über die achtgrößte Stadt Japans verschafft man sich vom 1989 errichteten Fukuoka Tower aus. Die höchste Besucherterasse des mit 234 Metern Höhe höchsten Küstenturms Japans befindet sich zwar „nur“ auf 123 Metern Höhe. Das reicht allerdings für eine famose Aussicht auf Meer und Skyline, die zum Sonnenuntergang besonders viele Menschen anlockt.
Höllisch gut: Beppu
Beppu, eine Stadt mit circa 125.000 Einwohnern im Nordosten von Kyūshū, ist ein höllischer Ort. Das liegt weniger an den rund 12 Millionen Touristen, die den populären Badeort pro Jahr besuchen. Vielmehr kann man der Erde in Beppu an zahlreichen Stellen regelrecht in die Eingeweide blicken. Auffällige Dampfschwaden, die durch die Straßen ziehen, sowie ein auffälliger Schwefelgeruch wecken infernalische Assoziationen.
Erfreulicher Begleitumstand: Besucher können in Beppu aus 3700 Thermalquellen und 168 öffentlichen Bädern wählen.

Nagasaki … hoffentlich zum letzten Mal
Wo wir gerade bei Hölle waren: In Nagasaki stießen die USA am 9. August 1945 quasi das Tor zur selbigen weit auf. Nachdem drei Tage zuvor das im Süden der japanischen Hauptinsel Honshū gelegene Hiroshima dem Erdboden gleichgemacht worden war, sollte der zweite – und hoffentlich letzte – Atombombenabwurf Japan endgültig in die Knie zwingen.
Dabei war die Wahl eigentlich auf Kitakyūshū gefallen. Weil dort – an der Nordspitze von Kyūshū – der Himmel wolkenverhangen war, traf es stattdessen das westlich gelegene Nagasaki. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet am Ort der brutalsten menschlichen Auseinandersetzung aller Zeiten fand Mitte des 16. Jahrhunderts Japans erster direkter – friedlicher – Kontakt mit Europäern statt.
Über als Mahnmal stehengelassene Spuren der Zerstörung und das Atombombenmuseum hinaus gibt es im wiederaufgebauten Nagasaki eine Menge zu entdecken. Ein hügeliges, an San Francisco erinnerndes Flair zum Beispiel. Oder der von hier schnell erreichbare Takahama Beach, der zu den schönsten des Landes gehört.
Mount Aso: Idylle als Folge gigantischer Eruptionen
Japans höchsten Berg, den imposanten, fast viertausend Meter hohen Vulkan Fuji auf der Hauptinsel, kennt wohl jedes Kind. Der wesentlich flachere Mount Aso auf Kyūshū scheint bloß auf dem Papier unscheinbarer. Weithin sichtbar empfängt er Touristen mit einer ganzen Reihe von bis zu 1500 Meter hohen Gipfeln – und einem riesigen Krater, der sich über 25 Kilometer in Nord-Süd- und 18 Kilometer in Ost-West-Richtung ausdehnt.

Der Aso ist Japans größter aktiver Vulkan. Während jedoch Ausbrüche in prähistorischen Zeiten dazu führten, dass große Teile von Kyūshū und ein Teil der Hauptinsel mit Vulkangestein bedeckt wurden, nimmt sich die heutige Aktivität bescheiden aus. Die Anreise mit dem Zug von der Küstenstadt Kumamoto im Westen der Insel aus führt durch idyllische Landschaften, die ihre Fruchtbarkeit dem Vulkan verdanken.
Im Auge des Vulkans: Kagoshima
Unsere letzte Station ist für geologisch Interessierte ebenfalls ein Muss. Sakurajima – die „Kirschblüteninsel“, so die deutsche Übersetzung des Namens – ist ein riesiger aktiver Vulkan, der in einer Bucht unmittelbar vor der Hafenstadt Kagoshima an der Südwestspitze der Insel Kyūshū liegt. Die Vulkaninsel ist bequem mit einer Fähre erreichbar und bewohnt – trotzdem es immer wieder zu Eruptionen kommt, welche Infrastruktur und Menschen belasten.
Kagoshima ist überdies der Ausgangspunkt für die Reise zur vorgelagerten Insel Yakushima, die aufgrund ihres faszinierenden immergrünen Feuchtwalds jährlich von über 300.000 Touristen unternommen wird. Nahezu die Hälfte der Insel steht als Nationalpark unter Schutz. Über 30 Gipfel von jeweils mehr als 1000 Metern Höhe, Wasserfälle sowie zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende Gewächse wie die extrem langlebigen Yaku-Sugi (Sicheltannen) machen Yakushima zu einem idealen Ort für Wanderungen.
Weitere Informationen:
Japanische Fremdenverkehrszentrale (JNTO Frankfurt)
https://www.japan.travel/de/de/
Bildhinweis:
Unser Titelbild zeigt den Aussichtsturm von Tenkaiho, Nagasaki. Für alle Fotos gilt: © JNTO