Wäre es nicht aufgrund von fesselnden Uhren und extravagantem Schmuck, die Welt würde den Namen Piaget heute dennoch erinnern. Dafür sorgte Jean Piaget. Der Enkel eines Direktors der 1874 in La Côte-aux-Fées im Schweizer Juragebirge gegründeten Uhrenmanufaktur war allerdings lebenden Objekten trotz eines technischen Interesses stärker zugeneigt als Räderwerken. Glücklicherweise, wie man mit Blick auf seine Forschungen, die wesentliche Grundlagen der kognitiven Entwicklungspsychologie lieferten, sagen darf.
Seelensucher Piaget
Wer nun nach einer Parallele zu Uhren sucht, entdeckt sie in folgendem Sachverhalt: Jean Piaget ging von einer positivistischen Grundannahme aus. Er war demgemäß überzeugt, dass sich sämtliche geistigen Phänomene biologisch erklären lassen. Nüchterne Kausalität wie im Fall von Zahnrädern in einem Uhrwerk? Eigentlich nicht. Und schon gar nicht seelenlos.
Ein bisschen ist es wie bei den „Organen“ einer Uhr. Auf der Suche nach dem Grund für die Faszination tickender Mechanik kann man sie einzeln beliebig lang studieren. Doch erst ihr Zusammenspiel lässt die an sich leblose Materie gewissermaßen lebendig werden, haucht so etwas wie eine Seele ein. Uhrenfans verstehen, was gemeint ist. Alle anderen dürfte spätestens der Anblick eines bewegten Tourbillons packen.
Maschinen Gottes
Von der meisterlichen, normalerweise im winzigen Käfig rotierenden Uhrenkomplikation ist es nicht mehr weit bis zu jenen großen Käfigen, deren gefiederte Bewohner Jean Piaget als Kind so begeisterten. Diese „Maschinen Gottes“, wie man sie in Anspielung auf die mechanistischen Vorstellungen René Descartes nennen könnte, waren ein beliebtes Sujet für Uhrmacher des 18. Jahrhunderts, die dem Leben nacheiferten und Robotern vorgriffen.
Einst wurden ihre Automaten genannten mechanischen Wunder einem staunenden Publikum gegen Eintrittsgeld vorgeführt. Demgegenüber genügt heutzutage der Besuch eines Konzessionärs, um die Meisterwerke aus dem Hause Piaget vorgelegt zu bekommen. Hierbei empfiehlt es sich, auf eine besondere Spezialität zu achten.
Technik im Dienste der Eleganz
Wie wir in der Vergangenheit gezeigt haben, war Piaget einer der Vorreiter bei der Schaffung von Uhrwerken, die in ultraflache Gehäuse passen. Nach wie vor spielt man in dieser Hinsicht eine herausragende Rolle und setzt mit der Fortentwicklung der Altiplano-Linie sogar laufend neue Maßstäbe.
Aber auch darüber hinaus spiegelt alles, wofür Piaget in der Jetztzeit steht, die Werte des Unternehmensgründers wider. Georges-Edouard Piagets Motto lautete: „Es stets besser machen als nötig.“ Schweizer Understatement vom Feinsten. Gut Nachvollziehbar für diejenigen, die um die Kargheit der Anfangsjahre und die Geschichte des Landes wissen.
Aus bescheidenen Anfängen
In für die Entstehung der Schweizer Uhrenindustrie typischer Weise stellte Piaget seine ersten Uhren während der langen Wintermonate auf dem elterlichen Hof her. Bäuerliche Arbeit trat dann in den Hintergrund und eine zweite handwerkliche Erwerbsquelle war mehr als willkommen.
Hierin unterschied sich La Côte-aux-Fées wenig von bekannteren und inzwischen mondänen Orten der Schweiz. Vor dem Aufstieg von Alpinismus und Tourismus blieben Täler des winters vielfach über Wochen und Monate hinweg von der Außenwelt abgeschnitten, der Wohlstand war insgesamt dünn gesät. Was man besaß war Zeit, Fleiß, Strebsamkeit und Erfindergeist. Tugenden, die mit „Swiss Made“ konnotiert und überall auf der Welt bewundert werden.
Der Weg zur Legende
Einen denkbaren Kontrast bilden hierzu die zauberhaften Schmuckkreationen von Piaget. Sie zierten bereits Jacqueline Kennedy Onassis („Jackie O.“) und Elizabeth („Liz“) Taylor – fraglos zwei der größten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Das bescherte der Marke eine kulturelle Nobilitierung, die höchstens mit der cineastischen Verbindung von Tiffany & Co. mit Audrey Hepburn oder der von Harry Winston mit Marilyn Monroe vergleichbar ist.
An der Begehrlichkeit der Preziosen von Piaget hat sich seitdem nichts geändert. Indes trat mittlerweile das klare Bekenntnis zur eigenen gesellschaftlichen und globalen Verantwortung mit ins Zentrum. Fragen der Nachhaltigkeit und der Menschenrechte werden engagiert und proaktiv gemanagt, wozu selbstverständlich die Überwachung von Lieferketten und Lieferanten gehört.
Weitere Informationen:
Piaget SA
www.piaget.de
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Für alle Fotos gilt: © Piaget