In Sachen Eleganz und Klasse kann Piaget, der legendären Uhren- und Schmuckmarke aus La Côte-aux-Fées so leicht niemand das Wasser reichen. Das Model trägt eine besonders flache Piaget Altiplano. Foto: © Piaget

Der Gedanke, dass die Schmuck- und Uhrenmarke Piaget in einem landwirtschaftlichen Betrieb entstanden sein könnte, drängt sich bei der Betrachtung ihrer Kollektionen nicht eben auf. Statt auch nur ansatzweise rural wirkt hier alles seit vielen Jahrzehnten betont mondän. Und doch war es der Bauernhof seiner Eltern, auf dem Georges Edouard Piaget 1874 den Grundstein für die spätere Weltmarke legte. Er begann mit der Fertigung von Uhrwerken und ganzen Taschenuhren im Auftrag anderer Firmen. 1911 stellte sein Sohn Timothée die Produktion auf die in Mode kommenden Armbanduhren um. Erst die Generation der Enkel des Unternehmensgründers beantragte dann 1943 den Markenschutz für den Familiennamen.

Nach dem Krieg fing man damit an, sozusagen Flachheit zur hohen Kunst zu erheben – und zum Erkennungsmerkmal von Piaget zu machen. Es entstand eine lange Reihe außergewöhnlicher Uhren von geringer Bauhöhe. Möglich wurde das aufgrund der Beherrschung der Herstellung ultraflacher Uhrwerke. Nachdem sich in der Anfangsjahren bereits Georges Edouard Piaget an das Produzieren flacher Komponenten gewagt hatte, entwickelte die Manufaktur hierin in den letzten sieben Jahrzehnten eine wahre Meisterschaft, die Piaget mehrere Rekorde einbrachte. Los ging es 1957 mit dem berühmten Piaget 9P. Lediglich zwei Millimeter hoch war das seinerzeit flachste mechanische Uhrwerk der Welt.


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Klassische Piaget-Uhr mit dem Kaliber 9P von 1957.

Kunst um der Kunst willen?

Das 60. Jubiläum dieser frühen Meisterleistung wurde 2017 mit der Vorstellung der Piaget Altiplano Ultimate gefeiert, der mit 4,3 Millimetern bis dato flachsten Uhr mit Automatikaufzug. Im selben Jahr präsentierte man zudem mit der Piaget Altiplano Ultimate Concept ein hauchdünnes, 2 Millimeter messendes Modell mit Handaufzug. Das Uhrglas beansprucht davon 0,2 Millimeter. Mit der drei- bis vierfachen Dicke eines menschlichen Haars also eine fragile Angelegenheit. Dass es sich bei Druck geringfügig verformt, ist Vor- und Nachteil zugleich. Hierdurch wird der Abstand zum Zeigerspiel zur kritischen Größe. Eine Herausforderung für sich ist die Konstruktion eines ausreichend verwindungsfesten Gehäuses, das Druck von außen nicht an das winzige Räderwerk weitergibt.


 
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Das Zifferblatt wird bei der hier abgebildeten Piaget Altiplano Ultimate Concept und dem etwas weniger flachen Schwestermodell, der Piaget Altiplano Ultimate (man erkennt es ganz leicht daran, dass es noch über eine klassische Krone verfügt), zwangsweise zur Nebensache, weil die Fläche für die Werkskomponenten benötigt wird.

Allein diese kurzen Streiflichter zeigen: Es ist zwar technisch gesehen höchst beeindruckend, dass man sich hinsichtlich der Gehäusehöhe quasi asymptotisch dem Nichts annähert, der Bau derart flacher Uhren führt allerdings zwangsläufig aus dem Bereich der Alltagstauglichkeit heraus. Im Prinzip wird hier teilweise Kunst um der Kunst Willen betrieben. Außerdem gilt die Formel: je flacher, desto unerschwinglicher.

Flachheit versus Ablesbarkeit

Günstiger – wenngleich ebenfalls im fünfstelligen Bereich angesiedelt – sind die „normalen“ Modelle der nach der südamerikanischen Anden-Hochebene benannten Altiplano-Reihe. Mit knapp über sechs Millimetern gleiten sie problemlos unter engste Manschetten. Sofern man ihren schönen Anblick nicht lieber mit anderen teilt. Von den ultraflachen Schwestermodellen unterscheiden sie sich noch durch ein anderes Detail: die klassischen, perfekt ablesbaren Zifferblätter. Bei der Piaget Altiplano Ultimate musste man hingegen ebenso wie bei der Altiplano Ultimate Concept in die Breite gehen. Deren Zifferblätter sind miniaturisiert und regelrecht marginalisiert, weil sie sich die zur Verfügung stehende Fläche mit den – auf der Gehäuserückwand als Platinenersatz montierten – Werkskomponenten teilen müssen.

Perfekt ablesbar präsentiert sich das Zifferblatt der Piaget Altiplano Origin. Die Uhr ist quasi ideal als lexikalische Illustration des Begriffes „Eleganz“ geeignet.

Bei der jüngst an Piaget und Mitbewerber Bulgari vorbei gezogenen Richard Mille RM UP-01 „Ferrari“ fällt die Zeitanzeige sogar noch winziger aus. Neben dem zum Aufziehen benötigten Spezialwerkzeug (manche sprechen genau deshalb von Mogelei) wäre es sinnvoll, für die 1,75 Millimeter flachen Uhren zusätzlich eine Lupe mitzuliefern. Wer weniger an konstruktiven Rekorden interessiert ist, als an einer attraktiven und funktional überzeugenden Uhr, spart sich die fast zwei Millionen Schweizer Franken für den technisch-unterkühlt bis spröde daherkommenden neuen Rekordhalter und schaut sich vielleicht besser bei Piaget um. In Sachen Eleganz und Klasse kann der Marke aus La Côte-aux-Fées nämlich so leicht niemand das Wasser reichen.

Weitere Informationen:
Piaget SA
www.piaget.de

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Piaget

 
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