Um von einer Dress Watch sprechen zu können, muss eine Uhr nach einer Regel gestaltet worden sein, die im Design auch sonst selten versagt: Weniger ist mehr. Im Bild: die Tangente von Nomos.

Wer Manschetten hat, fühlt sich, wie man weiß, durch etwas eingeschüchtert. Nur wenigen ist bekannt, dass die Wendung dem Fechtkampf entlehnt ist. Beziehungsweise den einst so beliebten, überbordenden Spitzenmanschetten, die sich im Gefecht als äußerst unpraktisch herausstellten. Ob sich das menschliche Miteinander heutzutage, da Konflikte selten wortwörtlich ausgefochten werden, friedlicher gestaltet, ließe sich durchaus kontrovers diskutieren. Fakt ist, dass zweckmäßige Kleidung inzwischen überwiegt. Zum Fechten also eigentlich ideal.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Allgegenwart lässig-sportiver Mode ist bei Menschen mit Stilbewusstsein eine starke Rückbesinnung auf gehobene, elegante Garderobe als Möglichkeit der Differenzierung zu beobachten. Details wie Manschettenknopf, gesticktes Monogramm, Einstecktuch sowie edles und bisweilen handgenähtes Schuhwerk spielen dabei als unverbrüchliche Garanten des kultivierten, weltgewandten Auftretens nicht mehr allein bei festlichen Anlässen als eine der letzten Bastionen des guten Stils eine entscheidende Rolle.


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Ein Witz, der schnell langweilig wird

Ein Accessoire, welches sogar deutlicher als die vorgenannten Dinge Auskunft gibt über Geschmack und Kultiviertheit, ist die klassische Armbanduhr, auch Dress Watch genannt. Der Kontext legt nahe, dass hiermit ausschließlich hochwertige mechanische Modelle gemeint sein können. Zwar lassen sich Smartwatch, Digitaluhr & Co. ebenso zu ausgesuchter Garderobe kombinieren – als Ausdruck cooler modischer Manieriertheit. Bloß stellt sich die Frage, wie lange man über denselben Witz lachen will …


 
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Gediegene mechanische Uhren, die zu lässiger Kleidung übrigens gleichermaßen gut aussehen, sind dagegen auf Dauer die einzig sinnvolle Wahl. Selbst nach Jahrzehnten, wenn die anfänglich heiß ersehnte Smartwatch längst vergessen und zu Sondermüll geworden ist, sorgen sie für nicht enden wollende Freude und Besitzerstolz. Schließlich hat sich ihr Grundprinzip seit mehr als einem halben Jahrtausend praktisch nicht verändert. Über was sonst lässt sich das sagen?

Das muss eine Dress Watch können

Heute, da es dem Vernehmen nach in vielen Familien kaum noch gelingt, wenigstens für die Zeit einer gemeinsamen Mahlzeit die infantilen Telefon-Spielzeuge zu verbannen, muss es wohl explizit erwähnt werden: Bei formellen Zusammenkünften gilt es seit jeher bereits als unhöflich, auf die Uhr zu sehen, so als zähle man die Sekunden, bis sich endlich eine günstige Gelegenheit ergibt, um sich zu absentieren. Das erklärt, wieso eine echte Dress Watch streng genommen lediglich Stunden und Minuten anzeigt. Wenn es jedoch unbedingt eine Dreizeigeruhr sein soll, bitte maximal mit zusätzlicher Datumsanzeige.

Jenseits von Umgangsformen hat eine weitere Entwicklung in die Irre geführt – zumindest was Uhren, insbesondere Herrenuhren betrifft: der Trend zu immer übermäßigeren Gehäusegrößen. Wer die faszinierende Geschichte der Zeitmessung kennt, weiß um die ungeheuren Anstrengungen, die erforderlich waren, um Uhren auf eine am Handgelenk tragbare Größe zu miniaturisieren und angenehm flache Gehäuse zu ermöglichen. Insofern entspricht das größenmäßige Luxurieren der letzten beiden Jahrzehnte dem genauen Gegenteil von Uhrmacherkunst; von Eleganz sowieso. Aber so ist das mit Moden. Hinterfragt man sie, führt sie das meist ad absurdum.

Understatement ist bei einer Dress Watch das oberste Gebot

In der jüngsten Vergangenheit deutet sich eine Verlangsamung dieses Trends oder gar eine Gegenbewegung an. Vermehrt kommen wieder Armbanduhren auf den Markt, die um 37 mm und nicht 39, 41 oder mehr messen. Eine Rolle mögen hierbei die Vorlieben der zunehmend wichtiger werdenden asiatischen Käufer spielen. Überdies scheinen westliche Konsumenten ebenfalls die Lust auf Uhren zu verlieren, die quasi nur zur Hälfte vom Uhrwerk ausgefüllt werden.

Doch warum überhaupt so viel Aufhebens bezüglich der Größe? Nun, eine Dress Watch trägt man traditionell keinesfalls ostentativ vor sich her, um mit ihr unverhohlen anzugeben. Vielmehr wird sie – jedenfalls am männlichen Handgelenk – die meiste Zeit mehr oder minder von der Manschette verdeckt (womit wir an den Ausgangspunkt unserer Betrachtungen zurückgekehrt wären). Das wiederum wird mit aufdringlichen Modellen von imponierender Größe nicht gut funktionieren. Statt diskrete Hinweise zu geben über Sophistication und ästhetisches Urteilsvermögen, nehmen sie sich in etwa so unbeholfen aus wie gestrandete Wale. Dann schon lieber kleine Fische.

Bildhinweis:
Es muss nicht immer Swiss Made sein. Die Uhren der Tangente-Kollektion der inhabergeführten Manufaktur NOMOS Glashütte verbinden schlichte Eleganz und Vielseitigkeit mit perfekter Funktionalität und tadelloser Verarbeitung. Die überaus moderaten Preise lassen die Marke trotz ihrer inzwischen erreichten Popularität wie ein Geheimtipp wirken.

Weitere Informationen:
NOMOS Glashütte/SA
www.nomos-glashuette.com

 
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