Möbel von Tikamoon sollen Menschen ein Leben lang begleiten. Wir haben aber noch weitere Parallelen zur Welt der Kunst entdeckt. Das Foto zeigt ein Interior mit Möbeln der französischen Marke. Foto: © Tikamoon

Der US-Künstler Frank Stella erklärte Mitte der 1960er-Jahre, er habe bei seinen Arbeiten versucht, die Farben so gut zu bewahren, wie sie aus der Tube kamen. Eine unverkennbare Reminiszenz an den französischen Kunst-Revolutionär und Readymade-Erfinder Marcel Duchamp. Der hatte einige Jahre zuvor im New Yorker Museum of Modern Art postuliert, Gemälde seien grundsätzlich Assisted Readymades. Und zwar in der Weise, dass es sich bei den verwendeten Farben um „ready made products“ handelt.

Die Schönheit des Materials bewahren

Uns erinnert hieran das Selbstverständnis des gleichfalls aus Frankreich kommenden Möbelunternehmens Tikamoon. In der Selbstdarstellung des 2008 gegründeten Labels ist zu lesen: „Unsere Möbel werden aus Massivholz hergestellt, wobei der edle Charakter des Baums erhalten bleibt.“ Weiter heißt es darin: „Wir wollen die Schönheit dieses Materials bewahren, das während der gesamten Lebensdauer des Möbelstücks lebendig bleibt.“

Noch näher an Frank Stellas Diktum heran kommt folgendes Tikamoon-Statement: „Es findet nur eine minimale Veränderung statt, sodass auch nur wenig Energie benötigt wird.“ Womit wir die hauptsächliche, hervorragend in die heutige Zeit passende Motivation gleich mitgeliefert bekommen: Nachhaltigkeit und die klare Übernahme von Verantwortung.

80 Prozent der Kollektion von Tikamoon besteht aus Massivholz. Auf die in Handarbeit hergestellten Möbel gewährt man 5 Jahre Garantie. Auch die Reparatur, Restaurierung und Umgestaltung wird angeboten.

Geboren aus dem Bedürfnis, etwas für die Ewigkeit zu schaffen

Setzt man Konsumprodukte und Kunst zueinander in Beziehung, muss man sich zunächst die diametral entgegengesetzten Strategien bewusst machen. Auf der einen Seite hat man es mit Gegenständen zu tun, die selten aus der Idee geboren werden, etwas für die Ewigkeit herzustellen. Das aber beschreibt andererseits sozusagen die DNA der Kunst, für deren Entstehung das Bedürfnis nach Schaffung von dauerhaften Trägern von Erinnerungen eine wesentliche Triebfeder war.

Bei solchen Denkmalen kann es sich in Entsprechung zu der aus dem Jahre 1906 stammenden Definition von Albert Hofmann, Architekt und Autor des weithin einflussreichen Handbuchs der Architektur, in seiner „einfachsten Form und schlichtesten Bedeutung“ um einen simplen geknickten Zweig oder ein in den Stamm geritztes Zeichen handeln.

Möbel für das ganze Leben

Damit wären wir erneut beim Thema Holz. Die erstaunlichste Eigenschaft des edlen Werkstoffes ist nicht einmal seine jenseits des Pekuniären zu verortende Dimension von Wertigkeit. Geradezu magisch ist nämlich, wie intensiv massives Holz durch seine Wärme, Haptik und Ästhetik Gefühle von Geborgenheit weckt. Die Rückbesinnung auf diese urtümlichen Qualitäten erfasst übrigens auch die Architektur. Das zeigt beispielsweise unser Interview mit Armin Pedevilla vom preisgekrönten Architekturbüro Pedevilla aus Südtirol.

Möbel von Tikamoon sollen Menschen ein Leben lang begleiten. Modische Mätzchen sucht man daher bei der Marke vergeblich. Dafür findet man klassische, zeitlos gültige Entwürfe.

Ebenfalls in Südtirol beheimatet ist das Möbelunternehmen Das ganze Leben, das wir bereits vorgestellt haben. Wie Tikamoon richtet man sich klar gegen Obsoleszenz als den im Produkt quasi fest einprogrammierten Verschleißtermin. Beide Unternehmen setzen daher auf überlieferte handwerkliche Methoden der Holzverbindung, die lange vor dem Beginn des Wegwerfzeitalters höchste Stabilität und Haltbarkeit garantierten.

Tikamoon Upcycling-Atelier

„Unser Ziel ist es, das CO2 für lange Zeit zu binden“, schreibt Tikamoon auf seinem Internetauftritt. Im Bestreben, die Ressourcen zu schonen und als Beitrag zu einer künftigen Welt des „Zero Waste” unterhält Tikamoon zusätzlich ein eigenes Upcycling-Atelier, das 7.000 Möbel pro Jahr repariert. Ein Teil davon wird anschließend in einem Second-Hand-Shop im Norden Frankreichs verkauft.

Bleibt zu erwähnen, dass Tikamoon jährlich 6.000 Möbel an eine Organisation mit Namen Emmaüs Défi spendet. Sie gibt in sehr prekäre Situationen Geratenen wieder einen würdigen Platz in der Gesellschaft.

Kleine Geste, große Wirkung

Es mag, um zum Ausgangspunkt zurückzukommen, weit hergeholt erscheinen, die großzügige Geste von Tikamoon mit jener berühmten von Marcel Duchamp zu vergleichen, die Anfang des vorigen Jahrhunderts Banalitäten wie Schneeschaufel oder Flaschentrockner allein aufgrund des veränderten Kontextes in den Rang von Kunstwerken erhob.

Tatsächlich jedoch geschieht hier mit den Tikamoon-Produkten eine ähnliche Aufladung mit Bedeutung, wie das bei den Readymades der Fall ist. Sind die Möbel sonst ebenso lediglich Gebrauchsobjekte (wenngleich mit dem Mehrwert, dem bürgerlichen Heim stilvolle Behaglichkeit zu verleihen), werden sie durch das Spenden im Handumdrehen zu einem sichtbaren Ausdruck von neuen Hoffnungen und echten Perspektiven.

Weitere Informationen:
Tikamoon GmbH
www.tikamoon.de

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Tikamoon

 
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