Nachhaltigkeit, Gesellschaft und gutes Leben: Die Themen der aktuellen Abschlussarbeiten der Münster School of Design drücken ganz klar Haltung aus. Sind die Zeiten sorgenfreier Beliebigkeit vorbei? Im Bild zu sehen: die Arbeit „modi“ von Theresa Horstmann. Foto: FH Münster/Anne Holtkötter

„Ich kann das. Ich bin Pflege.“ So lautet der Titel einer der aktuellen Abschlussarbeiten des Fachbereichs Design an der Münster School of Design (MSD) der FH Münster. Für Prodekan Paul Bičište ist das symptomatisch für den Jahrgang. Nachhaltigkeit, Gesellschaft und gutes Leben sind die Themen, mit denen sich die Studierenden vorrangig auseinandersetzten. Darin drückt sich ganz klar Haltung aus. Sind die Zeiten sorgenfreier Beliebigkeit endgültig vorbei?

Haltung zeigen statt wegschauen

Wer eine Erklärung sucht, findet sie womöglich im immer bedrohlicheren Weltgeschehen und der sich anbahnenden globalen ökologischen Katastrophe. Aber auch unterhalb der Schartenhöhe von Atomkriegsangst und Furcht vor der Klima-Apokalypse gibt es genügend Missstände, die sich durch jahrzehntelanges politisches Versagen und das konsequente Wegschauen von Medien und Gesellschaft – als Beweise fehlender Haltung – aufgetürmt haben und nun endlich gelöst werden müssen.

Die Pflegesituation in Deutschland ist eines von vielen Beispielen. Mit ihrer Bachelorarbeit in Form einer Social-Awareness-Kampagne aus Plakatserie, Website und Videos adressieren Hai My Tran und Hendrik Kespohl diese in imponierender Weise. Sie zeigen, dass Menschen, die sich um Pflege kümmern, mit „Herz, Hand und Verstand, professionell und mit großer Hingabe arbeiten“, wie Grabbe es ausdrückt. Demgegenüber sind Lippenbekenntnisse eines Kanzlerkandidaten (der inzwischen Kanzler ist), der ihnen hierfür quasi als Gratifikation mehr Respekt verprach, im Grunde blanker Hohn.

Aus einer Schwäche eine Stärke machen

Ebenfalls um ein Gesundheitsthema geht es bei Ewelina Köping. Sie konzipierte die Lern-App „signup“ für die deutsche Gebärdensprache und will damit Kinder mit Hörbeeinträchtigungen durch einen komplexen Lehrplan führen. „Mein Konzept soll Impulse dafür geben, wie wir innovative digitale Lehr- und Lernmethoden in der Schule einsetzen können.“

Köpings Kommilitonin Janne Lehmann wiederum möchte mit ihrem „Mutmachbuch zu Legasthenie für Kinder, Eltern und Lehrkräfte“ Betroffenen die Angst nehmen und aufzeigen, wie aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke werden kann. Eine interaktive Box, die die Fähigkeit zum kreativen Denken aufgreift, soll hierbei helfen.

Von Neue Deutsche Welle bis zu alten Sorten

Für ein Buch zur deutsch-deutschen Musikgeschichte hat Niklas Schwartz eine Serie an Illustrationen beigesteuert. „So klingt Schwarz-Rot-Gold“ von dem Musikwissenschaftler Prof. Michael Custodis nimmt die Wechselwirkung zwischen Musik, Gesellschaft und Politik in den Blick. Schwartz bebilderte beispielsweise die Themen Arbeiterlieder, Punk und die Neue Deutsche Welle.

Klare Haltung, gelungene Konzepte: Links im Bild sieht man Jaro Tausch und sein Do-it-yourself-Möbelkonzept „Woodup“, rechts daneben Hai My Tran und Hendrik Kespohl und ihre Kampagne „Ich kann das. Ich bin Pflege.“ (Fotos: FH Münster/Anne Holtkötter)

Mit Nachhaltigkeit und Regionalität beschäftigte sich Frances Camen in ihrer Arbeit „Lust auf ein krummes Ding?“, in der sie das Kaufverhalten für Obst- und Gemüsesorten hinterfragt. Ihr Buch ist ein Plädoyer für einen bewussteren Konsum – eine klare Haltung für den Erhalt alter Sorten. Und auch für Jaro Tausch war Nachhaltigkeit die Motivation, die zu seinem Do-it-yourself-Möbelkonzept „Woodup“ geführt hat, für das nachhaltige beziehungsweise recycelte Materialien Verwendung fanden. Die Bauanleitungen seiner Prototypen will er kostenlos ins Netz stellen.

Viel Raum für Fantasie

Die Arbeit „modi“ von Theresa Horstmann (unser Titelbild) ist ebenso wandelbar. Ihr Spielset aus Holzrädern, und -stäben bietet viel Raum für Fantasie und Kreativität. Die Zielgruppe sind Kleinkinder, doch das System lässt sich dank seiner Flexibilität in späteren Jahren weiterhin als Kleiderständer oder Raumteiler nutzen. Flexibilität ist eine gute Überleitung zur Arbeit von Carolin Hemesath, die sich mit der Motivation von Mitarbeitenden beschäftigt hat, langfristig in einem Unternehmen zu bleiben. Ihre App „needit“ schlägt Jobsuchenden Stellenanzeigen vor, die genau zu persönlichen Bedürfnissen wie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und gutes Arbeitsklima passen.

Last, not least hat sich Maria Heidinger filmisch dem Thema Zweifeln gewidmet. Zu hören sind Gespräche mit Menschen darüber, woran sie oft in ihrem Leben zweifeln. Zu sehen sind abwechslungsreiche Animationen, die die individuellen Aussagen unterstreichen.

Weitere Informationen:
FH Münster
www.fh-muenster.de

Bildhinweis:
Unser Titelbild zeigt die Arbeit „modi“ von Theresa Horstmann. © FH Münster/Anne Holtkötter

 
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