Im Rahmen einer neuen Kampagne stellt das Mannheimer Technoseum provozierende Fragen zu Zukunftsfragen, um junge Menschen für Technik zu interessieren.

Im Rahmen einer neuen PR-Kampagne stellt das Mannheimer Technoseum provozierende Fragen zu zentralen Zukunftsthemen, um junge Menschen für Technik zu interessieren. Die Aktion richtet sich auch gegen den postfaktischen Populismus im Zeitalter von Fake News.

Um zu beschreiben, wie das Leben für Kinder in den Anfangsjahren der Bundesrepublik in der Regel ausgesehen hat, erfand der Ausstellungsmacher und Autor Manfred Mühlbeyer das Wort „Improvisations-Generation“. Sein Buch „Einfach Spielen: Kindheit in der Wirtschaftswunderzeit“ erinnert daran, dass Fantasie einmal das wichtigste Requisit war. Wirtschaftliche Zwänge und ein spärliches Angebot machten es allenthalben erforderlich, sich Spielzeuge selbst zu basteln und eigene Spiele zu erfinden. Geschadet hat es offenbar kaum, dass Kindern damals nicht alles fertig vorgesetzt wurde. Auf vermehrtes Tüfteln und Erfinden gründet sich nebenbei die beispiellose Blüte, die unser Land in der Folgezeit erlebte.

Zukunftschance oder Wunschdenken?

Und heute? Die unzähligen nationalen und globalen Herausforderungen, die adressiert werden müssen, erfordern ebensolche Kreativität und die Infragestellung des Status quo. Es gibt in dem Zusammenhang zu denken, wie wenig kreativitätsfördernd ein wesentlicher Teil der Spielzeuge der einschlägigen Hersteller inzwischen ist. Fragwürdig ist zudem die Selbstverständlichkeit, mit der ein großer Teil des Nachwuchses permanent behütet, verhätschelt und beispielsweise mit dem Auto überall hin kutschiert wird.

Aber brauchen wir überhaupt künftig noch Autos? Im Rahmen einer neuen Kampagne stellt aktuell das baden-württembergische Landesmuseum für Technik und Arbeit, das mittlerweile den schönen Namen „Technoseum“ trägt, unter dem gemeinsamen Nenner „Science oder Fiction?“ diese und weitere provozierende Fragen. Ziel der Aktion ist es, junge Menschen für Technik zu interessieren. Das Technoseum wünscht sich außerdem eine breite gesellschaftliche Diskussion darüber, ob technische Innovationen die großen Probleme unserer Zeit lösen können oder ob das vielmehr Ausdruck eines technisch geprägten Wunschdenkens ist.

Technoseum-Kampagne will Debatten fördern statt Angst schüren

Auf zeitgemäße und spannende Weise werden im Technoseum Möglichkeiten und Grenzen der Technik aufgezeigt. Basis sind stets wissenschaftliche Fakten und die Bezugnahme auf die Technikgeschichte. Mit einigen der Themen verbinden sich Zukunftsängste und Sorgen. So wirft ein Kampagnenbild zur künstlichen Intelligenz die Frage auf, ob in Zukunft die Technik uns beherrscht oder wir die Technik. Eine dringliche Angelegenheit nicht nur im Hinblick auf autonome Waffensysteme, vor denen 2015 herausragende Intellektuelle wie Stephen Hawking und Noam Chomsky die Weltöffentlichkeit in einem offenen Brief gewarnt haben.

Das Mannheimer Technoseum von außen.

Eine noch beklemmendere Aktualität verleiht das derzeitige Weltgeschehen dem Motiv der Mannheimer zum Thema Energie. Dieses fragt danach, ob jetzt die solare Revolution kommt.

Denken erlaubt!

Hinsichtlich ihrer Bildsprache und des Layouts sind die Kampagnenmotive des Technoseum zwar eher nicht revolutionär, jedoch sehr ordentlich und ansprechend gemacht. Überaus bemerkenswert ist die Tatsache, dass sie komplexe Themen fast in der Art von Slogans auf den Punkt bringen und imstande sind, Denkprozesse auszulösen. In vielen Bereichen werden kommunikative Kurzformen genau mit der gegenteiligen Absicht eingesetzt – um Debatten zu torpedieren oder zu „framen“, wie man gezielte Versuche der Manipulation der Öffentlichkeit heutzutage gern verhüllend nennt.

Zwei der neuen Kampagnenmotive des Technoseum.

Aus der Kompatibilität der Kampagne mit den Anforderungen sozialer Netzwerke ergibt sich die Chance, Jugendliche dort zu erreichen, wo sie sich vorzugsweise bewegen. Gelingt das, dann eröffnen sich dadurch für sie interessante berufliche Perspektiven. In den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist der gegenwärtige Fachkräftemangel nämlich besonders groß. Laut MINT-Herbstreport 2021 des Instituts der deutschen Wirtschaft beläuft sich die Zahl der unbesetzten Stellen hier auf knapp eine halbe Million.

Weitere Informationen:
Technoseum, Mannheim
www.technoseum.de

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Technoseum

 
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