Wenn es ein Kleidungsstück gibt, das sinnbildlich für Freiheit und Egalitarismus steht, dann ist es die Jeans. Auf einzigartige Weise verbindet Denim Menschen in ihrer Vielfältigkeit, ohne sie zu uniformieren. Und noch ein Aspekt macht die bekanntermaßen als Ausstattung für die Glücksritter des kalifornischen Goldrausches vorgesehene und 1873 zum Patent angemeldete Erfindung der Herren Levi Strauss und Jacob Davis besonders: Die Jeans ist wie geschaffen für textile Nachhaltigkeit. Eigentlich.

Von der Arbeitshose zur universellen Textilie: Jeans

Für ihren Weg aus staubigen Goldminen hinein in klimatisierte Rohstoff-Trading-Büros und jeden anderen Lebensbereich und Winkel des Planeten benötigte die Jeans etliche Jahrzehnte. Erst der Zweite Weltkrieg brachte die Nietenhose nach Europa. Eine internationale Angelegenheit war sie hingegen von Anfang an; das entsprechende Vokabular verrät es. Aus „Gênes“, dem französischen Namen des wichtigen Baumwoll-Ausfuhrhafens Genua, entstand das Wort Jeans. Denim wiederum erinnert daran, dass der Baumwollstoff, der das zuvor verwendete braune Segeltuch ablöste, einst aus dem südfranzösischen Nîmes kam.


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Zur universellen Textilie schlechthin wurde die Jeans durch die Jugendkultur ab den frühen 1950er-Jahren. Sie verlieh der einstigen reinen Arbeitshose die Coolness der Unangepasstheit, was sie allgemein erstrebenswert und zum Kultobjekt werden ließ. Die Musiker der norwegischen Rockband Turbonegro beispielsweise betrachteten ihr typisches Denim-Outfit aus Jeanshosen und Jeansjacken in den späten 1990er-Jahren sogar als eine zweite Haut und sprachen vom „Second Skin Concept“.


 
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Das verschenkte Potenzial von Denim

Tatsächlich vereint Denim zwei äußerst gesuchte Qualitäten, die sich sonst meist ausschließen: komfortable Geschmeidigkeit – spätestens nach der ersten Wäsche – und nahezu grenzenlose Strapazierfähigkeit. Eine weiße Weste hat der vorzugsweise indigoblaue Jeansstoff damit nicht automatisch. Nicht jedoch aus inhärenten Gründen. Vielmehr handelt es sich um das Resultat einer der größten Depravationen des Konsumzeitalters. Wir wollen uns das Drama genauer ansehen.

Undendlich viele Waschungen, Farben, Schnitte, Passformen – wie kein zweites Kleidungsstück verbindet die Jeans Menschen in ihrer Vielfältigkeit, statt sie zu uniformieren. © DAWN

Man muss sich das einmal vorstellen: Da existiert ein Kleidungsmaterial, das beinahe unverwüstlich ist (insbesondere dann, wenn es bei der Kopfarbeit zum Einsatz kommt). Doch statt das Potenzial von Denim im Sinne der Nachhaltigkeit zu nutzen, hat man Jeans zu einem Wegwerfartikel gemacht. Dafür reichte es aus, dass die Industrie regelmäßig die Schnittmuster änderte. Den Rest erledigte der sogenannte „Modejournalismus“, der zuverlässig und ohne Zeitverzug informiert, sobald die eben noch neue Kleidung inakzeptabel unmodern geworden ist und ausgetauscht gehört. Fachleute nennen das psychologische Obsoleszenz.

Die Wegwerfmentalität überwinden

Natürlich hat jede Sache mindestens zwei Seiten. Hier die profitgierigen Unternehmen, dort Konsumierende, die unablässig nach neuer Ware verlangen. Wer ist jetzt der wahre Schuldige? Nun, dieses Henne-Ei-Problem könnte man endlos diskutieren. Allerdings lenkt das bloß von dem ab, was dringend zu geschehen hat. Was das ist? Nachhaltige Bekleidung muss ihre Nische verlassen. Wofür es ebenfalls Hilfe von zwei Seiten braucht: Jeans-Fans, die ein wenig mehr für verantwortungsvoll hergestellte Exemplare zu zahlen bereit sind, und Firmen, denen etwas an Werten liegt, nicht nur an Wertschöpfung.

Marken wie DAWN arbeiten hart daran, dass die Jeans ihr Makel als Produkt von Ausbeutung und Umweltzerstörung verliert. Wer sie unterstützt, darf sich zu Recht Environmentalist nennen. © DAWN

Die gängigsten Marken betreiben abzüglich gewisser Teilkollektionen oder PR-Aktionen nach wie vor Busi­ness as usu­al. Aber der Druck auf sie wächst. Auf die 2015 gegründete Marke DAWN, die Jeans und weitere Basics in der eigenen Fabrik unter ethischen und fairen Bedingungen produziert, haben wir bereits hingewiesen und tun das gern erneut, weil sie sozusagen als ein kleiner, schlauer „David“ den mächtigen „Goliaths“ zeigt, wie es geht. Dämmert (nomen est omen) da etwa eine neue Ära? „Make Denim great again!“ möchten wir DAWN und den übrigen Newcomer-Brands zurufen.

Weitere Informationen:
DAWN GmbH
https://dawndenim.com

 
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