Zahllose Bücher wurden über den von 1961 bis 1974 produzierten Jaguar E-Type verfasst. Ein im Hinblick auf Ausführlichkeit, Strukturiertheit und Qualität der Aufmachung Besonderes stammt von Nigel Thorley und trägt den Titel „Jaguar E-Type: Eine Hommage an den Sportwagenklassiker“.

Zahllose Bücher wurden über den von 1961 bis 1974 produzierten Jaguar E-Type verfasst. Ein im Hinblick auf Ausführlichkeit, Strukturiertheit und Qualität der Aufmachung Besonderes stammt von Nigel Thorley. Es trägt den Titel „Jaguar E-Type: Eine Hommage an den Sportwagenklassiker“. Wir haben uns den reich bebilderten, im Heel Verlag erschienenen Band genau angesehen, der 2022 in zweiter Auflage erschienen ist.

Für viele gilt der 1961 zum ersten Mal vorgestellte Jaguar E-Type als das schönste Automobil aller Zeiten. Das ist freilich Geschmacksache. Ohne Zweifel aber ist die in den USA als XK-E vermarktete Sportwagen-Legende mit ihrer „nicht enden wollenden Motorhaube“, wie es der Automobilhistoriker und Jaguar-Experte Nigel Thorley ausdrückt, einmalig und unverwechselbar. Überdeutlich hebt sich der E-Type von dem austauschbaren, von plumper Aufdringlichkeit geprägten Design der meisten heutigen Autos ab. In unerreichbarer Weise hat ihnen die „Raubkatze“ etwas voraus, das weit über die Automobilindustrie hinaus selten geworden ist: echte Klasse. Der Jaguar E-Type ist in Blech gestanztes britisches Understatement. Kein Fahrzeug für Rabauken, sondern für Menschen mit Stil und Charakter. Es vereint Sophistication mit ungestümer Kraft und einer landestypischen Prise Spleenigkeit, die sich in gewissen Macken manifestiert. Einige wurden im Laufe der langen Bauzeit beseitigt. Kontinuierliche Verbesserung lautet das Stichwort für die Arbeit des Teams um Unternehmensgründer Sir William Lyons.

Fortschrittliche Technik zum erstaunlich günstigen Preis

Kenntnis- und detailreich spannt Nigel Thorley in seinem Buch „Jaguar E-Type: Eine Hommage an den Sportwagenklassiker“ den Bogen vom Run auf die erste Generation über die deutlichen Verbesserungen der Jahre 1964 und 1968 – dazwischen die Entwicklung des viersitzigen Modells „2+2“ von 1966 – bis hin zum 1971 eingeführten V12. Mit diesem endete die Erfolgsgeschichte in Folge der Ölpreiskrise von 1973. Man muss die Meinung des Autors, der Jaguar E-Type sei einer „übereifrigen Sicherheits- und Umweltgesetzgebung“ zum Opfer gefallen, nicht teilen, um dem Buch sehr viel abgewinnen zu können. Nebenbei erinnert das Schicksal des 1974 eingestellten Jaguar E-Type (der Verkauf ging noch bis 1975 weiter) an die mindestens genauso strahlend schöne und ebenfalls notorisch durstige Aérospatiale-BAC Concorde. Ihr bekam die damalige drastische Verteuerung der Treibstoffpreise ähnlich schlecht.

Bis zuletzt hat man den gemessen an dem hohen Spritverbrauch zu kleinen Tank des Jaguars bemängelt. Außerdem befanden beispielsweise die Journalisten der australischen Zeitschrift „Modern Motor“ das Belüftungssystem als selbst für die 1950er-Jahre „kaum akzeptabel“. Die Bedienungsschalter hielten sie gar für die schlechtesten überhaupt. Am positiven Gesamtfazit änderte das nichts. Denn die optische Anmutung machte zusammen mit dem fahrdynamischen Eindruck alle Unzulänglichkeiten in den Details mehr als wett. Tatsächlich besaß der sogar nach heutigen Maßstäben über beachtliche Fahrwerte verfügende Jaguar E-Type von Anfang an ein besonders fortschrittliches Fahrwerk. Hinten kam anstelle der blattgefederten Starrachse früherer Modelle erstmals eine Einzelradaufhängung zum Einsatz. Dazu gab es eine solide selbsttragende Karosserie. Sie musste nicht einmal nachgebessert werden, um 1968 die strengeren US-amerikanischen Anforderungen an Crashsicherheit zu erfüllen. Und das alles bot der Jaguar zu einem im Vergleich zum Wettbewerb erstaunlich günstigen Preis.

Einladung zur gedanklichen Zeitreise in eine schönere Vergangenheit

Gleichermaßen ausführlich wie die Entstehungsgeschichte und Weiterentwicklung der Serienmodelle des Jaguar E-Type – ausgehend vom mittelbaren Vorläufer, dem Rennsportwagen Jaguar C-Type, dem bis 1961 gebauten D-Type und den verschiedenen Prototypen – beleuchtet Nigel Thorley die Rennmodelle. Zu ihnen zählt unter anderem der um 110 Kilogramm abgespeckte E-Type-Lightweight. Dabei präsentiert Thorley eine Menge bemerkenswerter und teils überraschender Fakten. Das und der gelungene Mix aus Archivbildern und sehenswerten neuen Fotografien machen sein Buch zu einer ausgesprochenen Bereicherung für die Bücherregale aller an Design-, Technik- und Automobilgeschichte Interessierten. Wer mehr über die Motoren- und Fahrwerkstechnik erfahren will, kommt hier ebenso auf seine Kosten wie diejenigen, die sich genauer mit den Karosserievarianten und dem Interieur beschäftigen wollen.

Interessant an Thorleys Buch sind zudem die Streiflichter auf den Niedergang der einst stolzen britischen Automobilindustrie. Mit dem Verlust der Unabhängigkeit von Jaguar durch den Zusammenschluss mit der Britisch Motor Corporation (BMC) im Jahre 1966 kündigte er sich an. Die Teilverstaatlichung der kurz darauf entstandenen British Leyland Motor Corporation (BLMC) 1975 besiegelt ihn quasi. Die anhaltende Faszination des Jaguar-Erfolgsmodells erklärt sich vielleicht auch dadurch, dass die Auseinandersetzung mit der vierrädrigen Ikone der „Swinging Sixties“ Anlass zu einer gedanklichen Zeitreise bietet. In eine Vergangenheit, die aus britischer Sicht in automobiler Hinsicht eine bessere und – wie der Jaguar E-Type beweist – in vielen Fällen schönere war.

Nigel Thorley: Jaguar E-Type
Eine Hommage an den Sportwagenklassiker

184 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 225 x 255 mm, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-89880-108-9

Weitere Informationen:
HEEL Verlag GmbH
heel-verlag.de

 
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