Wenn das Leben Zitronen verteilt, kann man sich beklagen und verzagen. Oder man nimmt sich Kammergold zum Vorbild und macht Limonade daraus. Im übertragenen Sinne natürlich. Denn anstelle von Getränken zaubert die Münchener Marke vegane Leckereien und vertreibt sie in praktischen und umweltfreundlichen Pfandgläsern. Entstanden ist die Idee zur Gründung einer Lebensmittelfirma 2020 praktisch über Nacht. Ursprünglich hatten sich die Kammergold-Teammitglieder mit Catering für und der Organisation von Festivals beschäftigt. Damit war mit dem Ausbrechen der Pandemie schlagartig Schluss. Doch warum sollten sich die Beherrschung der Kochkunst und das über Jahre gewonnene Logistik-Know-how nicht anderweitig nutzen lassen?
Also musste ein Notfallplan her – und der erweist sich heute als Glücksfall. Weil so nun weitaus mehr Menschen ganzjährig in den Genuss der hochwertigen Speisen kommen, die zuvor dem Publikum des Taubertal-Festivals bei Rothenburg ob der Tauber vorbehalten waren.
COLD PERFECTION im Kammergold-Selbstversuch
Angefangen mit Unverpackt-Läden will Kammergold seine Produkte künftig in ausgewählten Bioläden deutschlandweit anbieten. Als man uns fragte, ob wir nicht über Kammergold berichten könnten, standen für uns das Verpackungsdesign und die Art und Zusammensetzung des Inhalts im Vordergrund. Gourmetkritik ist offensichtlich nicht unser eigentlicher thematischer Schwerpunkt. Obwohl ernährungsphysiologisches Know-how in unserer Redaktion aus anderen Zusammenhängen fest verankert ist. Weil der Inhalt in diesem Fall logischerweise die Hauptrolle spielt, war es aber eine Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit der Marke, einmal zu probieren.
Bevor es an die Schilderung der geschmacklichen Eindrücke geht, zunächst ein Hinweis in eigener Sache. Kammergold hatte uns zwei Gläser in den normalen Verkaufsgrößen (470 Gramm Inhalt) in den Sorten „Curry“ und „Bolognese“ kostenlos zugesendet. Es heißt zwar im angelsächsischen Raum aus gutem Grund: „There is no such thing as a free lunch“. Unsere Unabhängigkeit und Urteilsfähigkeit sehen wir dennoch nicht infrage gestellt. Zumal wir von den Probegläsern abgesehen weder direkt noch auf verschlungenen Pfaden finanzielle oder anderweitige Zuwendungen für die Veröffentlichung dieses Beitrags erhalten. Das gilt übrigens ausnahmslos für alle Beiträge, die Sie bei uns lesen können. Heute und in Zukunft – journalistisches Ehrenwort!
Die objektiven Aspekte von Geschmacksfragen
Bei aller Subjektivität von Geschmacksfragen steht eines objektiv gesehen ganz klar fest: Um zu überzeugen, muss ein Design genau wie ein gekochtes Gericht stets dem eigenen Anspruch genügen. Daher wäre beispielsweise eine salzige Schwarzwälder Kirschtorte kaum als kreativer Geniestreich zu werten. Eher gäbe das Anlass, sich nach einer anderen Konditorei umzuschauen. Beim Grad der Süße und dem allgemeinen geschmacklichen Eindruck gibt es indessen selbstverständlich von Ort zu Ort gewisse Unterschiede, wie wir auf einer kalorienreichen Recherche-Reise durch den Schwarzwald gelernt haben.
Bezogen auf Kammergold bedeutet das, dass der aus der Sortenbezeichnung der Gläser resultierende Anspruch voll erfüllt wird. Es ist, was es sein soll. Man schmeckt die deklarierten Zutaten deutlich heraus – ein grundlegendes Kriterium für jede Vergabe einer Auszeichnung. Die Rezepturen sind ferner gelungen zu nennen, da die Zutaten in ihren Anteilen wunderbar harmonieren. Es gibt keine störende Dominanz, ebenso wenig vermisst man etwas. Zudem hat man alles spürbar schonend zubereitet. Hinsichtlich Aroma und Textur ist der Inhalt der Gläser nach dem Erwärmen von frisch Gekochtem nämlich fast nicht zu unterscheiden. Eine Besonderheit für ein (zwölf Monate ohne Kühlung!) haltbares Fertigprodukt. Mehr noch: Die fruchtige Melange aus Mango und Kokos der Sorte „Curry“ schmeichelt dem Gaumen, das „Sonnenblumenhack“ genannte Fleisch-Surrogat der Sorte „Bolognese“ ist ein bemerkenswerter Einfall. Dass Kammergold ausschließlich vegane Bio-Lebensmittel einsetzt und Konservierungs- und Zusatzstoffe meidet, stellt sozusagen zusätzlich zu der hervorragenden Pflichtnote eine exzellente Kür dar.
Fazit
Kammergold kocht nach eigener Aussage in einer Manufaktur. Das klingt eleganter und erlesener als das triviale Wort „Küche“. Wir wollen uns daran nicht stören. Man entwickelt Verständnis dafür, dass eine begriffliche Entsprechung für die ungewöhnliche Qualität gesucht wurde. Die Entscheidung für Mehrweggläser bringt über den Verzicht auf Fleisch und die Wahl von Zutaten aus biologischem Anbau hinaus einen weiteren Umweltnutzen. Die Etiketten der Verpackung sind leicht von den Gläsern abzulösen, was sinnvoll ist. Ihre sympathische Gestaltung passt zum Produkt und seinen Machern. Gelegentlich werden Handschrift-Fonts eingesetzt, um Natürlichkeit und auf Tradition fußende Güte anzudeuten. Hier passen Form und Inhalt tatsächlich zusammen.
Ob mittags im Büro und Homeoffice oder abends mit Freunden und Familie – Kammergold macht gute Laune. Die Marke ist ideal für alle, die auch dann keine Kompromisse im Hinblick auf Zutaten und Geschmack machen wollen, wenn sie mal nicht selbst kochen. Apropos Geschmack: Wir gestehen, dass wir in der Redaktion nachgeschärft haben. Das ist jedoch kein Kritikpunkt, sondern Teil der angesprochenen Subjektivität. Wir sehen das so: Während man bei vielen Fertigprodukten nachwürzt, um zu vergessen, was man vorgesetzt bekommt, lässt sich zum Beispiel bei Kammergolds Bolognese mit einem Klecks Harissa und der Zugabe von Bio-Nudeln ein tolles Ausgangsprodukt in ein fantastisches Mahl verwandeln.
Weitere Informationen:
Kammergold Food GmbH
www.kammergold.de