Mit Davide Diamantini, CEO und Gründer des Leuchtenherstellers Karman, sprachen wir über italienisches Design und Nonkonformismus.

Um zu erkennen, dass es sich bei Karman um keinen durchschnittlichen Leuchtenhersteller handelt, muss man nicht zweimal hinsehen. Das gesamte Portfolio des 2005 gegründeten Unternehmens sprüht vor Kreativität, während die Entwürfe gleichzeitig Funktionalität und Praxistauglichkeit im Fokus behalten. Dabei ist die so spielerisch einfach wirkende Verbindung des Besten aus zwei Welten nicht leicht zu realisieren. Gelingt sie, ist der Unterschied zu gewöhnlichen Erzeugnissen umso größer. Typischerweise sorgen die Kreationen von Karman so nicht bloß für angenehme Helligkeit, sondern lassen regelmäßig Augen aufleuchten. Ein schönes Kompliment für die Design-Verantwortlichen.

Aufgrund der gestalterischen Qualitäten neugierig geworden, wollten wir Karmans „Mastermind“ kennenlernen. Also sprachen wir mit Davide Diamantini, CEO und Gründer der erstaunlichen Marke aus dem italienischen Fossombrone.

CP: Begriffe wie Emotion, Neugier, Unvorhersehbarkeit und Ironie prägen Ihre Markenkommunikation. Dass sie zu den Leuchten passen, lässt sich kaum bestreiten. War es von Anfang an klar, dass Karman fast mehr ein Hersteller von Inspirationsquellen als von Lichtquellen sein würde?

Davide Diamantini: Die Atmosphäre, die unsere Leuchten erzeugen, ist untrennbar mit Inspiration verknüpft. Vom Beginn an war die Idee, eine Leuchte zu erschaffen, die sich von den meisten anderen Produkten am Markt deutlich unterscheidet und in einem schöpferischen Einfall wurzelt, in einer Geschichte, einem Augenblick aus dem realen Leben. Licht ist zu allererst und vor allem anderen ein beständiger Quell der Inspiration.

Beispiele aus der aktuellen Karman-Kollektion: die Modelle Circus und Notredame.

CP: Selbst Ihre minimalistischeren Leuchten zeichnet etwas Unerwartetes aus. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen nüchterner Funktionalität und dem dekorativen und oft amüsanten Charakter Ihrer Entwürfe?

Davide Diamantini: Grundsätzlich gehen Form und Funktion bei uns Hand in Hand. Wir stellen Alltagsobjekte her, daher müssen diese beiden Faktoren absolut sinnvoll koexistieren. Dann jedoch gibt es noch die Idee – als Teil der DNA von Karman –, dass ein Objekt eine Art Seele besitzen muss, die es möglich macht, dass am Ende positive Emotionen geweckt werden.

CP: Typisch für Leuchten von Karman ist, dass sie untypisch und unkonventionell sind. Ihr Nonkonformismus erinnert an Studio Alchimia, Memphis und das Anti-Design von Ettore Sotsass. Beabsichtigte Parallelen?

Davide Diamantini: Wir wollen uns nicht mit den Meistern und Superstars des Designs wie Ettore Sotsass und der Designgruppe Memphis vergleichen. Karman versucht ganz einfach die eigene Identität durch das Kombinieren von Innovation mit einer Prise Nonkonformismus zu entwickeln. Und gewiss auch durch ein wenig Provokation.

CP: Was genau bedeutet für Sie 100 Prozent Made in Italy?

Davide Diamantini: Für mich steht 100 Prozent Made in Italy für eine Fertigungskette voller Fähigkeiten und Talente, die über einen langen Zeitraum entwickelt worden sind, und außerdem für Professionalität und ein besonderes ästhetisches Gespür.

Ist das schon Kunst oder noch Leuchte? Links das Modell Wow, rechts Corrado.

CP: Glauben Sie, dass Ihre Leuchten gleich aussähen, wenn das Design beispielsweise in Kopenhagen entstehen würde?

Davide Diamantini: Ganz sicher nicht. Als durch und durch italienische Marke ist Karman aus einer italienischen Lebensweise und einer eigenen italienischen Ästhetik heraus entstanden, die noch immer in aller Welt geliebt und geschätzt wird.

CP: Karman setzt auf eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien. Wie beeinflussen diese das Design? Kommt zuerst der Einfall für die Form oder die Wahl des Werkstoffs?

Davide Diamantini: Unsere Stärke ist, dass wir nicht hauptsächlich mit nur einem Material arbeiten, sondern unserem Design-Team die völlige Freiheit lassen, sich auszudrücken. Und tatsächlich führen neue Materialien zu neuen Experimenten. Die Entscheidung bezüglich des Werkstoffs für ein bestimmtes Projekt erfolgt schließlich gemeinsam – in Abhängigkeit davon, was konkret ausgedrückt werden soll.

Licht als Quell der Inspiration – frisch abgefüllt für die Serie Bacco. Rechts zwei drollige Zwerge aus der Serie Ottavo.

CP: Welche Rolle spielen Werkstoffforschung und innovative Fertigungstechniken? Darf man in Zukunft zum Beispiel mit Karman-Leuchten aus dem 3D-Drucker rechnen?

Davide Diamantini: Warum nicht? Wir sind ein junges, dynamisches Unternehmen, das ständig auf der Suche ist nach neuen Eindrücken und Paradigmen. Jede derartige Herausforderung spornt uns an.

CP: Herr Diamantini, wir danken Ihnen für diese Einblicke. Grazie tante! Vi auguriamo tutto il meglio per il vostro futuro.

Das Interview fand auf Englisch statt, die Übersetzungen stammen von Michael Graef.

Weitere Informationen:
Karman Srl
www.karmanitalia.it

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Karman; das Titelbild zeigt Karman-CEO und Gründer Davide Diamantini zusammen mit dem neuen Outdoor-Modell Xana.

 
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