Automobiles Schnittstellen- respektive Fahrzeugdesign entwickelte eine Art Allergie gegen physische Knöpfe. Mit Folgen für die Sicherheit. Unser KI-generiertes Bild ist symbolisch zu verstehen und zeigt den Zusammenstoß eines Autos und eines überdimensionierten Tablet-Computers.

„Touch Too Much“ lautet der Titel eines Songs der legendären australischen Band AC/DC. Er eignet sich auch als Motto für kontemporäres automobiles Schnittstellen- beziehungsweise Fahrzeugdesign, das in den letzten Jahren eine Allergie gegen physische Knöpfe entwickelt zu haben scheint. Die Folge: Viele Neuwagen lassen sich nur geparkt sicher bedienen. Aber genau so funktioniert Gruppendenken. Man einigt sich mit Jasagern auf irgendeinen Blödsinn. Danach schaut man nicht mehr nach links und rechts. Wer jetzt noch mit Einwänden kommt, riskiert „Liebesentzug“.

Sie halten das für übertrieben? Die psychologische Forschung ist da anderer Ansicht. Zudem spricht ein großer Teil der Produkte – ebenso wie der längst nicht mehr schleichende Bedeutungsverlust deutscher Automobilfirmen – eine deutliche Sprache. Deutlicher als manche Sprachsteuerung.


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Schlechtes Fahrzeugdesign macht aus billig zu teuer

Cost-Controlling tat ein Übriges, um Schaltern und Reglern den Garaus zu machen. Hochgerechnet auf die Gesamtproduktion kommen durch das einfallslose Digitalisieren von verlässlichen, quasi blind zu bedienenden Elementen durchaus stattliche Summen zusammen.


 
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Gemessen daran sind die heutigen Preise der meisten Autos eine Unverschämtheit. Insbesondere deutsche Premium-Hersteller müssen aufpassen, den Bogen beim Fahrzeugdesign nicht komplett zu überspannen. Werden knapp sechsstellige Beträge – oder mehr – für schlechte Kopien von iPads aufgerufen, kommt man ins Grübeln, ob ein Youngtimer mit ausgereiftem Bedienkonzept nicht die bessere Wahl ist.

Marke ohne Kern

Was in hiesigen Automobilkonzernen allem Anschein nach ebenfalls nicht verstanden wurde: Das für die Anschaffung der überteuerten Neufahrzeuge nötige Geld haben in erster Linie die Alten. Und diese Gruppe wächst immer schneller. Zu leugnen, dass vermeintliche Coolness nicht mehr der alles entscheidende Faktor im Fahrzeugdesign ist, ergibt insofern keinen Sinn.

Ein weiterer Grund für ein möglicht schnelles Umdenken: Nahezu jeder billige „Pampers-Bomber“ aus Fernost ist inzwischen gleichermaßen mit Displays und Touchscreens zugepflastert. Unterscheidet man sich hiervon nicht wesentlich, bekommt man über kurz oder lang massive Probleme, die eigenen Premium-Prämien zu rechtfertigen. Marke ohne Kern und Mehrwert war nie eine Erfolgsstrategie.

Autonome Monotonie voraus?

Das hier Gesagte wird sich freilich langfristig relativieren. Sind echt autonom fahrende Autos erst einmal Standard, lenkt das Fahren nicht länger von der Lösung der vielen wundervollen Rätsel ab, vor die uns Verantwortliche für User-Experience und Usability stellen.

Gleichzeitig wird man sich, wenn es unterwegs nichts mehr zu tun gibt, wahrscheinlich gerade digitale Pendants zu Vexieren oder anderen Geduldsspielen wünschen. Rückblickend dürfte spätestens dann jeder erkennen, dass es sich bei den teilweise aberwitzig verschachtelten Bedienmenüs unserer Tage um besonders nutzerzentriertes Design gehandelt hat. Irony off.

Bildhinweis:
Das Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz

 
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