Ehrlichkeit, behauptet eine der schönsten Balladen Billy Joels, sei ein einsames Wort. Und tatsächlich ist die Welt zugestellt mit Potemkinschen Dörfern, werden mit wissenschaftlichem Eifer pausenlos Marketing-Märchen ersonnen und Fake News lanciert – wird manipuliert und gelogen, als gäbe es kein Morgen. Wenn daher ausgerechnet ein Unternehmen aus dem Epizentrum des schönen Scheins seine Arbeit unter das ebenso lakonische wie richtungsweisende Markenmotto „Honest Made Apparel“ stellt, lässt das aufhorchen. Das Hamburger Label Elkline kümmert sich darum, Outdoor-Bekleidung so nachhaltig wie möglich zu machen. Ohne all die Umweltbelastungen, für die die Branche bekannt ist. Viele wissen, dass wir dieses Journal nicht zuletzt deshalb erfunden haben, weil wir Menschen Marken und Personen vorstellen möchten, die in vorbildhafter Weise auf neuen Wegen vorausgehen oder vergessene Pfade wiederentdecken. Aus diesem Grund freuen wir uns ganz besonders, dass unseren Designer-Fragebogen dieses Mal Bettina Bothe ausgefüllt hat. Sie ist Head of Brand & Design bei Elkline.
Wie definieren Sie gutes beziehungsweise schlechtes Design?
Das Design von Bekleidung muss für mich immer auch gut funktionieren. Wir tragen unsere Kleidung über viele Stunden hinweg nah am Körper, einerseits benötigt es ein hohes Maß an Behaglichkeit und Komfort, andererseits stellen wir uns ja aber auch nach außen dar und spiegeln somit unsere Persönlichkeit. Einen harmonischen Einklang herzustellen zwischen guter Optik, Wohlgefühl, und Schutzfunktion ist für mich die Basis für gutes Modedesign. Als schöne Ergänzung mag ich, wenn zusätzlich ein kleiner Aha-Effekt entsteht, durch ein besonders liebevolles Detail oder einen ungewöhnlichen Kontrast.
Was unterscheidet Ihre Entwürfe beziehungsweise Produkte von denen anderer Designer?
Ich mag es, Einflüsse aus dem Outdoor-Bereich, Workwear oder Casual Wear aufzunehmen und diese mit Elementen aus dem klassisch-hochwertigen, handwerklichen Modedesign zu vereinen. Die Herausforderung besteht darin, dennoch einen stimmigen Style zu entwickeln.
Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Das lebenslange Sammeln von Eindrücken, Farben, Ideen und Mustern ist mir zur Gewohnheit geworden, sodass in meinem Kopf eine riesengroße – ich möchte es mal so nennen – „optische Bibliothek“ entstanden ist. Kommt ein neues Element hinzu, sei es etwas Beeindruckendes auf Reisen, eine besondere Form, ein Graffiti auf der Straße oder eine technische Verschlussmechanik im Baumarkt, ergeben die gesammelten, plus die neuen Eindrücke dann plötzlich eine Sinnhaftigkeit. Ein Element ergänzt das andere. Das ist ein dauerhafter Prozess – weniger eine spontane Inspiration, auf welche ich warten muss.
Welchen Aspekt Ihrer Arbeit schätzen Sie am meisten?
Die vielen tausend Arbeitsschritte, die es benötigt, ein Bekleidungsstück aus den einzelnen Komponenten zu designen, entwickeln, produzieren und zum Kunden zu bringen, faszinieren mich. Mit den unterschiedlichsten Menschen – meist über Ländergrenzen hinweg – zusammenzuarbeiten, bedeutet für mich eine großartige Teamleistung. Durch die transparente Lieferkette bei Elkline, welche wir auch veröffentlichen, kennen wir unsere Produzenten seit Jahren auch persönlich und es macht Freude, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Auch hinsichtlich nachhaltiger Produktion und fairer Zusammenarbeit.
Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten?
Ich bin nicht festgelegt, freue mich aber, dass es im textilen Bereich viele Neuentwicklungen gibt, die nachhaltig produziert, aus alternativen oder recycelten Materialien sind. Ich mag es gerne, wenn Natürlichkeit mit Funktion einhergeht. Optik und Haptik sind bestimmend. Es muss sich gut anfühlen – das empfinden Menschen oft sehr unterschiedlich. Der Eine mag es eher schwer und ruppig, der Nächste glatt und kühl, wieder ein Anderer dann kuschelig und leicht. Es freut mich, wenn ich abwechselnd mit den verschiedenen Stoffen und Zutaten spielen kann.
Welcher Ihrer Entwürfe ist Ihr Favorit und warum?
Aktuell mag ich den Elkline-Mantel „BERLIN“ am liebsten. Ein Mantel, der wasserdicht ist, zudem sehr zeitgemäß und pragmatisch – und gut aussieht. Geeignet beispielsweise, um mit dem Cargobike die Kids zum Kindergarten zu fahren und trotzdem anschließend im Office und in der Mittagspause auch in angesagteren Stadtteilen gut auszusehen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr Design?
Wichtig ist im ersten Schritt die Langlebigkeit von Bekleidung zu erhöhen. Dies gelingt im Design durch ein gewisses Maß an Zeitlosigkeit des Stils. Wir entwickeln keine modischen, sondern moderne Designs. Zudem verlängern wir den Lebenszyklus unserer Mäntel, indem wir diese, wenn der Mantel oder die Jacke in Farbe oder Passform nicht mehr zum eigenen Kleiderschrank passt, gegen einen Gutschein vom Kunden zurückkaufen. Wir lassen die Mäntel bei einem Textilaufbereiter auffrischen, reparieren und imprägnieren. So können wir bei Elkline das Second-Life-Modell spielen und unsere Produkte auch Kunden anbieten, die gerne Secondhandware kaufen, um die Umwelt weniger zu belasten und zudem den Geldbeutel zu schonen.
Wenn Sie sich nicht mit Design beschäftigen würden, wären Sie …
Kioskbesitzerin in einem schönen Pavillon mitten in Berlin, mit vielen Stammkunden, die mir ihre Geschichten erzählen. Ich liebe es, Menschen zuzuhören. Leider fehlt mir momentan oft die Zeit dazu.
Gibt es ein Zukunftsprojekt, über das Sie sprechen können?
Eines unserer Nachhaltigkeitsprojekte ist die Entwicklung von T-Shirts, die sich zu 100 Prozent kompostieren lassen, weil auch alle Zutaten wie zum Beispiel Garne, Labels und Druckfarben komplett biologisch unbedenklich kompostierbar sind. Styles aus Monomaterialien lassen sich grundsätzlich besser recyceln als Artikel aus vielen Einzelkomponenten.
Zudem ein „Elkline loves … Projekt“: Hier arbeiten wir mit einer Streetart-Künstlerin zusammen, die ganz wunderbare T-Shirts mit uns entwickelt hat. Ihre gezeichneten Figuren, die „maens“, sind wahre Sympathieträger und cool zugleich. Pro T-Shirt spenden wir einen Betrag für einen Dusch-Bus für Obdachlose.
Weitere Informationen:
Elkline GmbH
www.elkline.de