Nur selten sind Form und Funktion so sehr eins wie beim Spreizdübel S oder S-Dübel. In alle Welt hat es die Erfindung von Artur Fischer geschafft – sogar ins Museum.

Nur selten sind Form und Funktion so sehr eins wie beim Spreizdübel S oder S-Dübel von Artur Fischer. Verzierungen wären hier ohnehin fehl am Platz. Geht alles gut, verschwindet der Klassiker, kaum dass man ihn in der Hand hatte, auf Nimmerwiedersehen in der Wand. Und ganz gleich ob man sich zuvor jemals Gedanken über Formschluss, Radialkräfte oder Haftreibungskraft gemacht hat – von da an wird vom Dübel dasselbe erwartet wie von Menschen, die im Fußballtor stehen: Halten, egal was kommt.

Durch den S-Dübel von der Werkstatt zur Unternehmensgruppe

Selbst wenn Artur Fischer die Idee für seinen Fischerdübel vielleicht nicht auf dem Fußballplatz kam, bewirkte sie einen echten Game Change auf dem Gebiet der Befestigungstechnik. Aus dem 1958 zum Patent angemeldeten S-Dübel wurde ein Welterfolg und der kleine Werkstattbetrieb des in Stuttgart zum Schlosser ausgebildeten Sohns eines Dorfschneiders, der in Bezug auf die Gesamtzahl seiner Erfindungen praktisch in einer Liga mit Thomas Edison spielte, wuchs sich zu einer umsatzstarken Unternehmensgruppe aus. Die hat längst unzählige weitere Produkte im Programm. Chemische Befestigungsmittel oder elektronische Lösungen zum Beispiel. Nicht zu vergessen Fischertechnik. Mittlerweile wird das beliebte Konstruktionsspielzeug auch gern zur Modellierung und Simulation ganzer Fabriken eingesetzt; also alles andere als eine Spielerei.

Rechts im Bild gut zu erkennen: das Funktionsprinzip des S-Dübels oder Spreizdübels S von Fischer. Beim Schrauben wird dieser – der Name deutet es an – gespreizt. Das sorgt für den nötigen Formschluss. Links eine typische Verpackung, die deutlich weniger eng anliegend ist. Hier ist sicher noch Luft nach oben, da tatsächlich sehr viel Luft mitgeliefert beziehungsweise verpackt wird. © Unternehmensgruppe fischer

Mit spielender Leichtigkeit gelingt heute mithilfe moderner Dübel die Befestigung von Schrauben, wo in früheren Zeiten zunächst ein Loch in die Wand geschlagen werden musste. Darin wurde ein Holzstück eingelassen, in das schließlich geschraubt werden konnte. Der S-Dübel machte diese zeitraubende Prozedur überflüssig. Dank ihm und seinen vielen heutigen „Sortimentskollegen“ ist es keine große Kunst mehr, etwas an die Wand zu bringen.

Der Dübel in der Kunst

Dass der S-Dübel in der Kunstwelt ebenfalls eine Rolle spielt, mag trivial erscheinen. Natürlich ist in Museen bei der Verankerung von Befestigungen und Aufhängungen der sichere Halt genauso entscheidend wie überall sonst. Dass der Dübel es jedoch nicht bloß als Bauteil, sondern bereits auf das monumentale Maß von über zwei Metern vergrößert als Ausstellungsobjekt ins Museum geschafft hat, ist dann doch bemerkenswert.

Marmor statt Plastik: Der Dübel als Skulptur von Fabio Viale. © Unternehmensgruppe fischer

Auf der 58. Biennale von Venedig wurde 2019 einem verblüfften Publikum die von einem Fischerdübel des Typs SXR inspirierte Skulptur des italienischen Bildhauers Fabio Viale präsentiert, die schon in der Glyptothek München zu sehen war. Ihr fehlte nicht einmal das bekannte Logo. Zudem erinnerte selbst der Grauton des Marmors unübersehbar an den Plastikhelden. Dabei wäre es inzwischen mimetisch gleichermaßen korrekt, grünen Marmor zu verwenden. Als weltweit erster Hersteller führte die nach wie vor aus dem nordschwarzwälderischen Waldachtal gesteuerte Unternehmensgruppe nämlich 2016 einen vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen produzierten Dübel ein – in grüner Farbstellung. Leider sieht man davon die meiste Zeit ebenso wenig. Zumindest aber ist es beruhigend zu wissen, dass es ihn gibt.

Grüner ist schöner: Fischerdübel aus dem „greenline“-Sortiment – überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. © Unternehmensgruppe fischer

Weitere Informationen:
fischerwerke GmbH & Co. KG
www.fischer.de

Bildhinweis:
Das Titelbild zeigt das Original – den Spreizdübel S oder S-Dübel. Der für Befestigungen von 4 bis 20 Millimeter Bohrdurchmesser angebotene Kunststoffdübel besteht aus hochwertigem Nylon, was ihn besonders robust macht. Für alle Fotos gilt: © Unternehmensgruppe fischer

 
Anzeige