Als der von Richard Sapper entworfene Artemide-Klassiker Tizio 1972 auf den Markt kam, gab es nichts Vergleichbares. Das Bild zeigt die rote Special Edition zum 50. Geburtstag – neben den beiden bekannten Farboptionen Schwarz und Weiß. Foto: © MARTIN & RAINONE

„Als wir Tizio 1972 präsentierten gab es nichts Vergleichbares auf dem Markt“, erinnerte sich der Ende 2020 verstorbene Artemide-Gründer Ernesto Gismondi. „Sie war revolutionär. Tizio ist in jeder Position schön und harmonisch. Man bewegt sie mit einer Hand und sie ist immer extrem präzise. Es ist nicht so, dass wir im Laufe der Jahre nichts geändert haben, weil wir es nicht könnten. Wir ändern nichts, weil sie gut ist, so wie sie ist.“

Anlässlich des 50. Geburtstags der in den Sammlungen des Museum of Modern Art und des Metropolitan Museum of Art aufgenommenen Designlegende ändert sich nun doch etwas. Artemide feiert mit einer Special Edition und legt das Meisterwerk von Richard Sapper in der von ihm favorisierten Farbe Rot auf. Sie vermag die Dynamik des Entwurfs besonders zu betonen.

Ursprünglich entworfen für den Eigenbedarf

Lange, filigrane schwarze Arme, beweglich wie ein Trapezkünstler und fein ausbalanciert dank zweier Gegengewichte. So kennt und liebt man Tizio, die zu den kommerziell erfolgreichsten Schreibtischleuchten überhaupt zählt, seit 1972 in aller Welt. Dabei wollte der 1932 in München geborene Richard Sapper eigentlich nur eine funktionale Leuchte für den eigenen Schreibtisch konstruieren, die seinen Vorstellungen von perfekter Ausleuchtung entsprach. Dass er, als er erste Experimente mit Marmeladengläsern als Gewichte anstellte, im Begriff war, eine der Ikonen des italienischen Designs zu kreieren, konnte der 2015 in Mailand gestorbene Ausnahmedesigner freilich nicht ahnen.

Ebenso außergewöhnlich wie Sappers Idee, das bekannte Schema eines rundlichen großen Reflektors hinter sich zu lassen und die Schreibtischleuchte von ihrem Fuß zu entkoppeln, war seinerzeit der Verzicht auf die Verkabelung. Möglich geworden war dies durch innovative Niedervolt-Halogenlampen, bekannt aus dem Automobilbereich. Die minimalistische Form folgt daher auch dahingehend der Funktion, dass die Arme selbst als elektrische Leiter fungieren.

Tizio forever

Mittlerweile ist die Technik weiter und bietet mit LEDs energieeffizientere Leuchtmittel – eingesetzt für die heutige Tizio-Generation. Streng genommen hat sich also noch eine Kleinigkeit an der ansonsten kaum zu verbessernden Leuchte verändert. Vielleicht abgesehen von einem Detail. Wir haben schon Exemplare im Einsatz gesehen, bei denen das winzige rote Kügelchen an dem am Reflektor befestigten dünnen Draht abhandengekommen ist, der in späteren Jahren als Abstandshalter ergänzt wurde, um Tizio auch in Dänemark verkaufen zu können. Aber egal ob mit oder ohne Schutzkappe – so dicht am Auge ist das Ganze nicht völlig ungefährlich.

Das gesagt habend, bleibt Tizio – egal in welcher Größen- oder Farbvariante – einer dieser Eyecatcher, die einen selbst nach Jahrzehnten einfach nicht loslassen.

Weitere Informationen:
Artemide Deutschland GmbH & Co. KG
www.artemide.com

Bildhinweis:
In guter Gesellschaft: die rote Special Edition der Tizio zum 50. Geburtstag – neben den beiden bekannten Farboptionen Schwarz und Weiß. Foto: © MARTIN & RAINONE

 
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