Der alternative Begriff Schnellbau für modulares Bauen klingt nicht nach Dauerhaftigkeit. Der Eindruck täuscht allerdings.

Gut Ding will angeblich Weile haben. So lange kann man aber häufig nicht warten. Als es Anfang 2020 in Wuhan gelang, ein Krankenhaus mit 1000 Betten innerhalb von acht Tagen zu errichten, wirkte das hierzulande auf viele Menschen wie die Vorführung eines Illusionisten. Kein Wunder, immerhin wurde der Glaube an die Fähigkeit, größere Bauprojekte einigermaßen termin- und plangemäß fertigzustellen, durch Blamagen à la BER gehörig erschüttert.

Modulares Bauen ist schnell und auf Wunsch von Dauer

Wenn auch nicht ganz so schnell wie in China, so lässt sich doch in Europa durchaus mit hoher Geschwindigkeit bauen. Das Geheimrezept lautet: Modularität beziehungsweise modulares Bauen. Mit dem alternativen Begriff „Schnellbau“ assoziiert man kaum besondere Haltbarkeit. Das täuscht allerdings. Zwar waren entsprechende Bauten früher in der Tat meist eine eher kurzlebige Angelegenheit. Inzwischen stufen Hersteller die Qualität vielfach höher als die von klassischen Konstruktionen ein. Statt ausschließlich für temporäre Zwecke eignet sich modulares Bauen daher ebenso für dauerhafte Gebäude und überdies für Hochhäuser.

Die Bauzeit verkürzt modulares Bauen um bis zu 50 Prozent. Das wird dadurch erreicht, dass große Teile der Arbeiten in der Fabrik stattfinden. Die teils zu über 90 Prozent vorgefertigten, neben Wänden und Decken mitunter bereits Türen und Fenster, ja obendrein Bodenbeläge, Beleuchtungselemente und Sanitärinstallationen enthaltenden Module werden vor Ort nur noch auf- respektive aneinander gesetzt und an Versorgungsleitungen angeschlossen. Das unterscheidet modulares Bauen übrigens vom Fertigbau, bei dem lediglich einzelne Elemente wie Böden oder Fassadenplatten vorproduziert sind.

Nach dem Bau ist vor dem Umbau

Schnelligkeit und die damit verbundene Termin- und Kostensicherheit ist ein zentrales Argument für modulares Bauen. Ein anderer wichtiger Vorteil sind die wesentlich geringeren Belästigungen und Einschränkungen für Anwohner. Das prädestiniert modulares Bauen für Orte, die währenddessen weiterhin funktionieren müssen. Etwa ein Krankenhaus das einen Erweiterungsbau erhalten soll, um das Thema von vorhin aufzugreifen.

Unvergleichliche Flexibilität ist ein weiterer Vorzug des Modulbaus. Auf diese Weise errichtete Gebäude enden nicht zwangsläufig als Schutt, sondern lassen sich problemlos wieder demontieren und ihre Module in anderer Form neu zusammensetzen und weiterverwenden, falls sich der Bedarf irgendwann ändert. Das macht modulares Bauen darüber hinaus zu einer vergleichsweise nachhaltigen Herstellungsweise.

Fazit

Provisorien halten am längsten, heißt es. Es scheint fast so, als sei modulares Bauen der Ursprung der Redewendung. Das Verfahren ist einfach und günstig genug, um als kurzfristige Lösung Verwendung zu finden. Gleichzeitig ist es hinreichend solide für eine unbefristete Nutzung. Möglichkeiten der Anwendung gibt es in Hülle und Fülle. So ist schnell erstellter, preiswerter Wohnraum nicht bloß in deutschen Ballungsräumen Mangelware. Mit in Leichtbauweise hergestellten Modulen können zum Beispiel bestehende Bauwerke ohne das Ausweisen von neuem Bauland aufgestockt werden.

Zugegeben, „Raumzelle“ als Bezeichnung für die Module klingt wenig verheißungsvoll. Schöpft man jedoch die Potenziale bei der Dämmung voll aus, sind mittels Modulbauweise sogar Nullenergiehäuser realisierbar. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist die Tatsache, dass modulares Bauen die üblicherweise auf Baustellen anfallenden großen Abfallmengen dank Methoden wie dem Laserzuschnitt deutlich unterschreitet und den Baustellenverkehr und somit die CO2-Emissionen spürbar reduziert.

 
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