Architektur-Studierende der Frankfurt UAS haben ein „Sommeriglu“ konstruiert. Hierfür verlieh man ihnen nun einen wichtigen Preis, der den Leichtbau insgesamt fördern soll.

Beim Thema Leichtbau denken die meisten Menschen wohl eher an den Rennsport oder die Luftfahrt als an das Bauwesen. Ebenso werden gewichtsreduzierte und zugleich hoch stabile Tragwerke gemeinhin stärker mit Flugzeugen in Verbindung gebracht als mit Bauwerken. Und doch spielen sie in der Architektur seit Langem überall da eine zentrale Rolle, wo weite Abstände überbrückt oder große Höhen erreicht werden sollen. Bei bautechnischen Konstruktionen mit kleineren Abmessungen hingegen stand der Leichtbau bislang selten im Vordergrund. Zunehmende energetische und ökologische Betrachtungsweisen ändern das jedoch allmählich. Vom enormen Rohstoffverbrauch einmal abgesehen, wird dem Bausektor über ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs zugeschrieben. Leichtbau – weniger Masse bei vergleichbaren Eigenschaften – könnte helfen, wertvolle Ressourcen einzusparen und die negativen Umweltauswirkungen zumindest teilweise zu reduzieren.

Leichtbau wird auch innerhalb der Wissenschaft und Forschung wichtiger und erhält zudem in der Lehre einen immer höheren Stellenwert. Neue Entwurfsmethoden werden ersonnen und das Denken in Stoffkreisläufen setzt sich langsam durch. Das Recycling – etwa von Beton – gewinnt ebenfalls laufend an Bedeutung sowie nicht zuletzt die Umarbeitung (Upcycling) von an anderer Stelle nicht mehr benötigten Dingen. Ein nicht alltägliches, von Studierenden des Bachelor-Studiengangs Architektur der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) im Rahmen eines Design-Build-Projekts erdachtes Beispiel mit dem Titel „Ein Sommeriglu im Leichtbau“ wurde jüngst mit dem Stuttgarter Leichtbaupreis 2021 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 10. Mai 2022 statt.

Kein Leichtbau-Projekt von der Stange

Ein Sommeriglu aus Drahtkleiderbügeln – so viel Wortspiel muss sein – ist mit Sicherheit kein Leichtbau-Projekt von der Stange. „Die Aufgabe der Studierenden war es, serielle Abfallprodukte zu recherchieren, aus denen sich spielerisch und experimentell – mithilfe digitaler Simulationen – wieder neue Konstruktionen erstellen lassen. So ist eine Leichtbau-Konstruktion entstanden, die keine zusätzliche Primärenergie für die Herstellung ihrer Bauteile benötigt und durch das ‚Upcycling‘ eine eigenständige Ästhetik entwickelt“, erläutert Timo Carl, Professor für digitales Entwerfen und Konstruieren, unter dessen Leitung das Design-Build-Projekt durchgeführt wurde. Insgesamt rund 10.000 Drahtkleiderbügel hat man – zusammengefügt zu zwei Grundmodulen (Tetraeder und Oktaeder) – für den „Sommeriglu“ verbaut.

Der mittlerweile zum 16. Mal vom Stuttgarter Verein zur Förderung des Leichtbaus e. V. verliehene Leichtbaupreis ist ein Förderpreis für Studierende der Fachrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Design, Flugzeug- und Maschinenbau. Mit ihm will man herausragende Entwurfs-, Studien-, Diplom- oder Masterarbeiten aus dem Bereich des Leichtbaus prämieren. Die Jury des Stuttgarter Leichtbaupreises, besteht aus Fachleuten aus Architektur und Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt im Leichtbau. Der Frankfurter Sommeriglu im Leichtbau überzeugte aufgrund des Leitgedankens des Entwurfs. Außerdem gefiel der Jury die filigrane Anmutung des Pavillons.

Weitere Informationen:

Verein zur Förderung des Leichtbaus e. V.
www.leichtbauverein.de/stuttgarter-leichtbaupreis/

Frankfurt University of Applied Sciences
www.frankfurt-university.de

Bildhinweis:
© Prof. Dr. Timo Carl/Frankfurt UAS

 
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