Einser, für Magazin vom Designer Daniel Kern entworfen, ist der erste Holzstuhl der deutschen Marke. Das Foto zeigt die rot lackierte Variante. © Magazin

Stuhlmodelle gibt es heute wie Sand am Meer. Mangel herrscht weder an funktionalistisch-strengen Entwürfen, noch an schwungvollen, opulenten Formen. Nebenher wurde in Sachen Material mutmaßlich alles ausprobiert, was eine sitzende Person zu tragen vermag. Im letzten Jahr stellten wir mit „The Spirit of Chairs“ quasi die ultimative Übersicht zu diesem endlosen Thema vor. Und nun präsentiert auch noch Magazin mit Einser das Ergebnis der eigenen Auseinandersetzung mit dem „Sitzen machen!“, um es mit den berühmten Worten aus Billy Wilders Filmklassiker „Eins, zwei, drei“ zu sagen.

Jetzt könnte man entgegnen: „Schön und gut, doch was ist das Neue am Holzstuhl Einser?“ Spielt aber Innovation beim Design von Stühlen überhaupt noch die große Rolle?

Magazin Einser – ein Stuhl, der mitdenkt

Als „ehrlich, sympathisch und durchdacht“ beschreibt Magazin seinen ersten Holzstuhl. Von Designer Daniel Kern gezeichnet und in einem Kleinbetrieb in Slowenien gefertigt, stehe Einser für all das, was die deutsche Marke ausmacht. Unkonventionelle Detaillösungen und eine geradlinige Gestaltung werden in dem Zusammenhang genannt. Letzteres kann man Einser ohne Weiteres attestieren.

Begrüßenswert und zeitgemäß ist, dass beim Design von vornherein die Herkunft der Rohstoffe, der Fertigungsprozess, und die Transportwege mit einbezogen wurden. Nebenbei bemerkt: Slowenien zählt zu den EU-Staaten mit der größten Biodiversität. Außerdem hat man im Vergleich zu Deutschland einen fast viermal größeren Teil der Landesfläche unter Schutz gestellt.

Ganz schön flach

Über seinen in mehreren RAL-Tönen lieferbaren Entwurf Einser sagt Daniel Kern: „Mir war es wichtig, einen Stuhl zu zeichnen, der – eingebettet in seinen Lebenszyklus – sinnvoll und gleichzeitig eine erkennbare Persönlichkeit ist. Besonders gut gefällt mir die unbehandelte Variante, die wir im Flatpack zur Selbstmontage verkaufen. Hier ist das Konzept am konsequentesten umgesetzt: Die flache Verpackung spart Volumen beim Transport, das unbehandelte Holz kann problemlos recycelt werden.“

Wer beim Stichwort „Flatpack“ an ein ursprünglich aus Schweden stammendes und aus Gründen der Steueroptimierung mittlerweile aus den Niederlanden dirigiertes Firmengeflecht mit vier Buchstaben denkt, springt zu kurz. Erfunden wurde das Platz und Ressourcen sparende Prinzip der Lieferung zerlegter, seriell produzierter Möbel zur Endmontage durch den Empfänger natürlich schon viel früher von Thonet.

Instrument zum Sitzen

Herzstück von Kerns Entwurf ist eine muldenförmige Sitzfläche. Diese verleiht dem Stuhl Stabilität. Mittels Bohrungen werden die Stuhlbeine – klassische Rundhölzer – befestigt. Eine Konstruktion, die zusätzliche Verstärkungen überflüssig macht. Der Ausschnitt der Sitzfläche unterhalb der Rückenlehne soll an den Instrumentenbau erinnern und dem Stuhl die Anmutung eines Klangkörpers verleihen. Es ist einerlei, ob man sich dem anschließen mag oder das Ganze für sich unter „Werbesprech“ einsortiert. Eine gefällige, harmonische Form besitzt Einser auf jeden Fall.

Ein interessantes Detail des Möbels ist die auffällige Neigung der Rückenlehne. Sie wird von zwei Metallbügeln gehalten. Bei Belastung sorgen diese für eine federnde Anpassung. Und wo wir gerade bei konstruktiven Details sind: Bis auf die Leimverbindung zwischen Zarge und Sitzfläche sind alle Teile von Einser sichtbar verschraubt und dementsprechend schadlos voneinander zu trennen. Insgesamt also ein Entwurf, der – Achtung, Kalauer! – durchaus sitzt. Wer sich besonders grün geben will, greift aus den oben genannten Gründen zum farblosen beziehungsweise unbehandelten Stuhl.

Weitere Informationen:
MAGAZIN Versandhandelsgesellschaft mbH
www.magazin.com

 
Anzeige