Der Formholzstuhl Thonet S 661 von Günter Eberle zeichnet sich durch eine beachtliche Vielseitigkeit aus. Er wird 2022 neu aufgelegt.

Mit wenig Material möglichst viel erreichen – kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das keine Option. Der Mangel ließ Minimalismus zur Notwendigkeit werden. Aus der Not kann bei Vorhandensein entsprechender Kreativität aber auch hin und wieder eine beispielgebende Tugend entstehen. Zu Beginn der 1950er-Jahre – das Wirtschaftswunder war bereits in vollem Gange – formte der Designer und Thonet-Mitarbeiter Günter Eberle aus einem Stück Formholz einen schlaufenartigen Sitz mit einer markanten Öffnung zwischen Rücken und Sitzfläche und setzte diesen auf ein schlankes Stahlrohrgestell. Rein materiell eine spartanische Angelegenheit. Und doch fasziniert der Entwurf bis in die Gegenwart, weil in ihm – in seiner leicht organisch fließenden Form – etwas vom Geist des Aufbruchs der Moderne steckt. Die Holzmaserung bildet gleichzeitig einen spannenden Kontrapunkt zu dem schlichten Ganzen und lässt den S 661 warm und einladend wirken. Ein ausgereiftes Design par excellence.

Die Reedition des S 661 passt in unsere Zeit

Heutzutage entscheiden sich immer mehr Menschen aus Verantwortungsbereitschaft freiwillig dafür, ressourcenschonend zu arbeiten beziehungsweise zu leben. Da ist es naheliegend, dass man den „Wannenstuhl“, wie der S 661 ebenfalls genannt wurde, wiederentdeckt. Bei der seinerzeit bedeutendsten Designausstellung, der Triennale di Milano, erhielt das Sitzmöbel 1954 die Silbermedaille und zudem im selben Jahr den Designpreis „Die gute Industrieform“. Knapp 70 Jahre danach legt Thonet den S 661 neu auf. Zeichnet sich der Stuhl allein aufgrund seiner Formgebung durch eine beachtliche Vielseitigkeit aus, machen die verschiedenen angebotenen Varianten der Reedition es noch leichter, ihn in jedwedes Setting, sämtliche Wohnbereiche und alle Arten öffentlicher Räume zu integrieren.

Im Einzelnen stehen bei der Neuauflage die Holzarten Nussbaum, Eiche und Buche zur Wahl. Zusätzlich kommt der S 661 in drei gebeizten Farben: Rostrot, Olivgrün und Schwarz. Das Stahlrohrgestell ist verchromt, weiß oder schwarz pulverbeschichtet erhältlich. So weit die zweifelsfrei bekannten Fakten. Wenig ist allerdings über den Schöpfer des Wannenstuhls bekannt. Günter Eberle leitete die Thonet-Architekturabteilung in Frankenberg. Abgesehen von einer Arbeitsanleitung für die Bereiche Produktentwicklung und Marketing aus dem Jahr 1956, betitelt „Hinweise für Werbung, Entwurf und Konstruktion“, ist jedoch fast nichts mehr von respektive über ihn zu finden. Bei Thonet freut man sich dementsprechend über jeden sachdienlichen Hinweis zur Person von Günter Eberle, der in seinem zeitlosen und zugleich an Aktualität kaum zu übertreffenden Möbel weiterlebt.

Weitere Informationen:
Thonet GmbH
www.thonet.de

 
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