Mit drei letzten Einzelexemplaren der Girard-Perregaux Cosmos schließt die 1791 gegründete Schweizer Manufaktur ein vor drei Jahren aufgeschlagenes Kapitel. Foto: © Girard-Perregaux

Leider müssen wir uns heute verabschieden. Von der Girard-Perregaux Cosmos. Mit drei letzten Einzelexemplaren schließt sich im Dezember 2022 ein vor drei Jahren aufgeschlagenes Kapitel. Die 1791 gegründete Schweizer Manufaktur wollte hiermit einen neuerlichen Beweis ihres uhrmacherischen und kunsthandwerklichen Könnens erbringen. Als hätte es eines solchen noch bedurft. Allerdings wird Könnerschaft durchaus dadurch charakterisiert, dass man imstande ist, großartige Leistungen wieder und immer wieder abzuliefern. Oder wie wir von einem famosen Philosophie-Professor und Freund sprachlicher Bilder lernen durften: Wer nur einmal zufällig aus großer Höhe herabstürzend eine Bewegung macht, die einer Riesenfelge entspricht, ist deswegen noch lange kein begnadeter Turner.

Und sie dreht sich doch

Schwerkraft und perfekt aufeinander abgestimmte Bewegungen – mit dem sportlichen Vergleich haben wir uns keineswegs vom eigentlichen Thema entfernt. Beides ist nämlich für die drei Komplikationen entscheidend, mit denen die Girard-Perregaux Cosmos aufwartet. Angefangen bei dem Tourbillon. Der Mechanismus, der die für die Ganggenauigkeit abträgliche Wirkung der Erdanziehung auf die Unruh mittels ständigen Rotierens neutralisieren soll, wurde ursprünglich Ende des 18. Jahrhunderts von Abraham Louis Breguet erfunden. Bei der Cosmos sitzt das Tourbillon im unteren Bereich des Zifferblatts in einem Titankäfig in Lyraform und wird dort von einer modernen Interpretation der pfeilförmigen Brücken Constant Girards aus dem 19. Jahrhundert gehalten.

Permanent im Kreis drehen sich auch die beiden anderen Komplikationen des aufwendig veredelten und verzierten Handaufzugskalibers GP093020: eine als Tag- und Nachtanzeige dienende Erdkugel bei 3 Uhr sowie ein Himmelsglobus gegenüber bei 9 Uhr, der die Sternbilder der Tierkreiszeichen darstellt. Die Globenpaare ziert jeweils eine in langwieriger Handarbeit aufgetragene goldfarbene Miniaturmalerei. Gefertigt sind die Globen aus Aventurin oder Onyx, passend zu den zweiteiligen Zifferblättern aus Aventurin, Obsidian oder Spektrolith. Die Gehäuse der Uhren zum Preis einer kleinen bis mittleren Immobilie bestehen wiederum aus Titan.

Die Girard-Perregaux Cosmos macht es sich nicht leicht

Mit dem Himmelsglobus hat es noch eine besondere Bewandtnis. Anders als das vermeintliche Umkreisen der Erde durch die Sonne dauert die ebenfalls scheinbare Umrundung der Objekte des Sternenzeltes nicht 24 Stunden, sondern circa vier Minuten weniger. Man braucht das Ganze lediglich grob zu überschlagen, um zu erkennen, dass diese minimale Differenz praktisch nicht wahrnehmbar ist. Es wäre jedoch für die viele Male für höchste Genauigkeit und 1966 sogar mit dem bedeutenden Jahrhundertpreis für Chronometrie des Observatoriums in Neuchâtel ausgezeichnete Marke viel zu einfach gewesen, die tatsächlichen physikalischen Verhältnisse nicht exakt nachzustellen.

Die Girard-Perregaux Cosmos könnte man als Krönung des Sortiments der Traditionsmarke aus La Chaux-de-Fonds begreifen. Doch es fehlt ausgerechnet die Krone. Um die perfekte „kosmische Symmetrie“ nicht zu zerstören, ist das Aufzugs- und Einstellsystem wie bei alten Taschenuhren auf der Rückseite angebracht. Über die Zuständigkeit der Einstellbügel – insgesamt sind es drei – geben Gravuren in fluoreszierender Keramik Aufschluss. Die Gangreserve der 47 Millimeter großen und 22 Millimeter hohen Girard-Perregaux Cosmos beträgt mindestens 57 Stunden.

Die Rückseite der Girard-Perregaux Cosmos mit dem Aufzugs- und Einstellsystem. Wie die Gravuren klar erkennen lassen, dienen die drei kleineren Einstellbügel dem Einstellen der Uhrzeit und der Steuerung der Komplikationen. Mit dem großen Einstellbügel darunter wird die Uhr aufgezogen.

Weitere Informationen:
Girard-Perregaux
www.girard-perregaux.com

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Girard-Perregaux

 
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