Liegt die Zukunft des Shoppings im stationären Handel, wie oft behauptet wird? Amazon jedenfalls plant in diesem Bereich dem Vernehmen nach eine Offensive. Auf der anderen Seite setzt der Online-Platzhirsch den Einzelhandel durch die kostenlose Lieferung von Niedrigpreis-Produkten zusätzlich unter Druck. Derweil wird deutlich, dass die Frage, wer das Rennen macht – Online oder Brick and Mortar – falsch gestellt ist. Vielmehr gilt es, das Beste beider Welten zusammenzubringen. Passend zur jeweiligen Warengruppe und zum Anlass. Der kassenlose Amazon-Go-Markt gab in den USA und Großbritannien bereits einen Vorgeschmack auf den Point-of-Sale der nächsten Generation. Der wird ohne Schlange stehen oder das lästige Auflegen der Waren auf ein Band auskommen. Anachronismen, die eher zu einem Behördengang passen, als zur Idee vom Einkaufen im digitalen Zeitalter.
Customer Experience ist das A und O im Einzelhandel
Im Bekleidungssegment spürt man mit am deutlichsten, dass es im Einzelhandel immer weniger um das Decken von Bedarfen geht. Stattdessen spielen Inspiration und Emotion zunehmend die Hauptrolle. Für Modeketten aus dem mittleren Preissegment ist die Lage am schwierigsten. Sie sind weder billig noch besonders. De facto sind sie ohnehin kaum mehr als Lagerräume, die dem Abverkauf austauschbarer Artikel dienen und denen der völlige Verlust der Relevanz droht.
Unabwendbar ist dieses Schicksal indes keineswegs. Das A und O für den Turnaround im Einzelhandel ist die Stärkung der Customer Experience. Früher verwendete man dafür unter anderem das Wort „Einkaufserlebnis“. In dieser Zeit ist selbiges leider vielfach stehengeblieben. Darum eilt es, mit der Aufholjagd zu beginnen. Dabei ist es wie beim Thema Bildung: Schulen werden nicht über Nacht zukunftsfähig, indem man konzeptlos Steuermilliarden für Laptops oder Tablets ausgibt. Hier wie da muss über neue, sinnstiftende und möglichst nahtlose Verbindungen der realen und digitalen Welt nachgedacht werden. Für das Retail Design von morgen ergeben sich hieraus erhebliche Potenziale. Mit dem entsprechenden Augenmerk auf Ambiente und Servicequalität kann sogar das hochpreisige Segment davon profitieren.
Smarte Umkleide: Mode-Shopping neu definiert
Eine vielversprechende Komponente für den digitalen Einzelhandel stellt beispielsweise die smarte Umkleidekabine von Scala dar, dem Weltmarktführer für Digital-Signage-Lösungen. Sie verbindet Informationen, Inspiration und Service. Im Detail erkennt sie die anprobierten Kleidungsstücke und zeigt, wie sich diese am besten kombinieren lassen, empfiehlt nebenbei ergänzende Produkte und informiert zu Materialien und Herstellung. Das wahre Highlight aber sind die Visualisierungs-Funktionen. Mittels Rundum-Ansicht und verschiedener Lichtprofile und Szenerien lässt sich überprüfen, ob der Style zur gewünschten Situation oder einem spezifischen Setting passt.
„Es gibt eine hervorragende Alternative zum anstrengenden Fashion-Shopping 1.0 und zum Klamotten-Kaufen auf den gängigen Online-Shops. Der stationäre Handel hat alle Chancen, diesen Wettbewerb für sich zu entscheiden, wenn er sich digitalisiert und das Shoppen zu einem echten Erlebnis macht“, erklärt der Scala-Manager und Handelsexperte Matthias Hofmann. „Wer dem Kunden maximalen Service schenkt, ihm Mühen abnimmt, Fragen unverzüglich beantwortet und Alternativen präsentiert, an die er selbst noch nicht gedacht hat, kann Faszination auslösen – und seinen Umsatz steigern.“
Online-Shopping mit allen fünf Sinnen
Gemessen am nach wie vor überwiegend traditionell aufgestellten Einzelhandel sind die von Scala entwickelten Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen ein gewaltiger Sprung. Die Erwartungen von Verbrauchern gehen jedoch teilweise sehr viel weiter. Laut der unlängst erschienenen neunten Ausgabe der Ericsson-Studie „10 Hot Consumer Trends“ rechnen sie damit, dass bis 2030 digitale Einkaufszentren entstehen, die es erlauben, während des Online-Shoppings alle fünf Sinne zu nutzen.
Science-Fiction oder realistische Perspektive? Auf den klassischen Einzelhandel käme mit derlei immersiven Möglichkeiten einiges zu. Dr. Michael Björn, Head of Research Agenda, Ericsson Consumer & IndustryLab, und Co-Autor der Studie, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Sie könnten zur Arbeit gehen, in den Urlaub fahren und die Welt bereisen – und das alles von zu Hause aus.“
Weitere Informationen:
Scala BV
www.scala.com
Ericsson GmbH
www.ericsson.com/de/de