Marco Gallegos ist Mitbegründer des Berliner Designstudios TTATO.

Selbst wenn Thomas Edison Recht hatte und Genie lediglich zu einem Prozent aus Inspiration und zu neunundneunzig Prozent aus Transpiration besteht, ist es für die Fähigkeit zum Entwickeln neuer Ideen doch unerlässlich, zuvor möglichst viele Eindrücke und Anregungen gesammelt zu haben. Marco Gallegos ist hier klar im Vorteil. Schon während seiner Design-Ausbildung hat er einiges von der Welt gesehen. 1982 wurde Gallegos in der costa-ricanischen Hauptstadt San José geboren. Am Instituto Tecnológico de Costa Rica begann er auch sein Studium des Industriedesigns. Von dort ging es weiter nach Deutschland. Hier schloss Marco Gallegos 2009 an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd mit dem Bachelor of Arts in Produktgestaltung ab. Anschließend machte er an der Rhode Island School of Design in den USA seinen Master-Abschluss in Möbeldesign.

Die bisherigen beruflichen Stationen von Marco Gallegos können sich ebenfalls sehen lassen: Studio Hannes Wettstein in der Schweiz, EOOS Design in Österreich, Syn Design in Deutschland, The Rockwell Group in New York und Kohler & Co. in Wisconsin. Ferner hat Marco Gallegos unter anderem bei Projekten für Unternehmen wie Knoll, Stellar Works, RBW, und Steinway & Sons mitgewirkt. 2018 zog es Marco Gallegos nach Berlin, wo er das Designstudio TTATO mitbegründete. Wir freuen uns, dass Marco Gallegos die Zeit fand, unseren Designer-Fragebogen auszufüllen.

Wie definieren Sie gutes beziehungsweise schlechtes Design?

Meiner Meinung nach ist gutes Design einfach zu bedienen und zu verstehen. Es muss langlebig sein und im Laufe der Zeit gut altern können, anstatt nur von einer technologischen Modeerscheinung abzuhängen, die in der Regel kurzlebig ist. Ein gutes Design sollte auch nachhaltig sein und die Umwelt berücksichtigen, auch wenn sein Lebenszyklus zu Ende ist.

Was unterscheidet Ihre Entwürfe beziehungsweise Produkte von denen anderer Designer?

Ich denke es ist die Art und Weise, wie ich traditionelle Handwerkskunst mit neuen Technologien verbinde, die meine Entwürfe von denen anderer Designer unterscheidet. Hiermit strebe ich danach, eine neue Designsprache zu schaffen und gleichzeitig traditionelle Materialien auf eine Weise zu verwenden, die sonst nicht möglich wäre. Die haptischen und olfaktorischen Qualitäten von Materialien spielen in meinen Entwürfen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Sie dienen dazu, traditionelle Elemente mit der zeitgenössischen Designsprache meiner Arbeit zu verbinden.

Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Ich finde Inspiration in der traditionellen Handwerkskunst und der Frage, wie man sie mit moderner Technologie kombinieren kann, um etwas Neues und Unerwartetes zu schaffen. Außerdem sammle ich Inspiration in der Betrachtung von Alltagsgegenständen und der Art und Weise, wie sie zusammengesetzt sind; oft fühle ich mich zu Antiquitäten und alten Dingen hingezogen, die mit einfachen Lösungen konzipiert wurden. Ich mag es, diese Ideen neu zu interpretieren, um unkomplizierte Objekte zu schaffen, die durch ihre Einfachheit ansprechend sind.

Der von Marco Gallegos entworfene Ventilator Aura besitzt tatsächlich sehr viel Ausstrahlung. Der Name macht aber noch mehr Sinn, wenn man weiß, dass Aura ursprünglich im Lateinischen Lufthauch bedeutete.

Welchen Aspekt Ihrer Arbeit schätzen Sie am meisten?

Der Teil, der mir am meisten Spaß macht, ist der Designprozess. Ich bin immer wieder erstaunt, wie jedes Design mit einem Gedanken oder einer Idee beginnt und wie man am Ende ein fertiges Produkt erhält. Obwohl ich während meines Designprozesses viel am Computer arbeite, genieße ich es, mit meinen Händen zu arbeiten und Prototypen zu bauen.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten?

Holz und Metall.

Welcher Ihrer Entwürfe ist Ihr Favorit und warum?

Der Aura-Ventilator ist einer meiner derzeitigen Design-Favoriten. Die ursprüngliche Idee für dieses Design stammt aus dem Jahr 2012, als ich mein Masterstudium an der Rhode Island School of Design in den USA durchführte. In dieser Zeit begann ich, meine eigene Designphilosophie und meinen Stil zu entwickeln und meine handwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit Materialien wie Holz und Metall zu verfeinern. Die Entwicklung des ersten Designs und der Bau des ersten Prototyps waren eine großartige Erfahrung. Das macht dieses Produkt zu etwas ganz Besonderem für mich.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr Design?

Ich bin der Meinung, dass ein gutes Design die Natur bei jedem Schritt des Lebenszyklus berücksichtigen muss, auch nachdem das Objekt das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat. Für meine Entwürfe wähle ich die Materialien und die Herstellungspartner sehr sorgfältig aus, um sicherzustellen, dass sie dieselben Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit teilen. Ich beschränke die Verwendung von Plastik auf ein Minimum, nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei der Verpackung.

Für die Verpackung unserer TTATO-Produkte haben wir uns für ein Material namens Mycelium entschieden – einen Pilz, der als natürlicher Klebstoff verwendet wird, um Biomasse aus landwirtschaftlichen Rückständen zusammenzuhalten. Durch die Verwendung von biologisch abbaubarem und kohlenstoffnegativem Material kann auf Plastik oder Styropor verzichtet werden. Wir haben die Mycel-Elemente in unseren Verpackungen so konzipiert, dass sie, sobald sie ihre Funktion des Schutzes des Produkts in der Verpackung erfüllt haben, für andere Zwecke wiederverwendet oder kompostiert werden können.

Wenn Sie sich nicht mit Design beschäftigen würden, wären Sie …

Ich würde wahrscheinlich ein Musiker sein.

Gibt es ein Zukunftsprojekt, über das Sie sprechen können?

Ich arbeite derzeit an mehreren Projekten zur Erweiterung unserer Produkt-Kollektion bei TTATO und an einigen sehr spannenden Projekten für Kunden, die wir bald auf unserer Website vorstellen werden.

Weitere Informationen:
This That and the Other GmbH
www.ttato.design

 
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