Ines Rust ist Mitbegründerin, Creative Director und Geschäftsführerin des wegweisenden Denim-Labels DAWN.

Denim, das haben wir schon an anderer Stelle festgestellt, ist der ideale Stoff für nachhaltige Bekleidung – wären da nicht all die unschönen Dinge, über die die großen internationalen Marken und Textilhändler so ungern sprechen. Zu unserem ernst gemeinten Appell „Make Denim great again“ passt ein Label ganz besonders gut: Bei DAWN produziert man frei von Ausbeutung von Mensch und Natur und hat damit immer größeren Erfolg. Der Beweis, dass es auch ganz anders geht, ist somit auf brillante Weise erbracht.

Wir freuen uns darüber, dass die DAWN-Mitbegründerin Ines Rust unserer Einladung, den COLD-PERFECTION-Designer-Fragebogen auszufüllen, gefolgt ist. Ines Rust ist gleichzeitig Creative Director und Geschäftsführerin des wegweisenden Denim-Labels. Dass Ines Rust ausgerechnet die sonst übliche Frage zur Rolle der Nachhaltigkeit ausgelassen hat, liegt übrigens daran, dass sie auf dieses Thema bereits in der Antwort auf die Eröffnungsfrage ausführlich eingegangen ist. Nachhaltigkeit steht für sie eben an erster Stelle. Wer noch mehr über Ines Rust und ihr Label DAWN erfahren möchte, findet unter dem Designer-Fragebogen einen entsprechenden Link.


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Wie definieren Sie gutes beziehungsweise schlechtes Design?


 
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Gutes Design gibt es nur auf der Basis von gutem Material. Und mit dem Material startet jeder gute Design-Prozess. Er sollte immer dem Materialkreislauf dienen. Gute Produkte sind nicht nur aus recycelten Wertstoffen hergestellt, sondern sind auch so weit wie möglich recyclingfähig. Dieser Kreislauf wird durch gutes Design erst möglich gemacht. Da geht es nicht nur um die Entscheidung, welches Material eingesetzt wird, sondern auch darum, wie es kombiniert und wie es verarbeitet wird, damit am Ende alles wieder sauber getrennt werden kann. Auch die Accessoires spielen eine Rolle: Welche Knöpfe verwende ich mit welchen Stoffen? Welche Nähte werden aufgesetzt und aus welchen Rohstoffen ist das Garn? All das sind wichtige Design-Entscheidungen, die sowohl Einfluss auf den Stil, als auch auf die Nachhaltigkeit haben. Zudem beeindruckt mich Design, wenn es auch noch 30 Jahre später aktuell wirkt und funktioniert. Im Produktdesign gibt es da tolle Beispiele. Und auch einige wenige Modedesigner*innen bekommen das hin. Gutes Design hat nichts mit Trends zu tun.

Was unterscheidet Ihre Entwürfe beziehungsweise Produkte von denen anderer Designer?

Der Unterschied beginnt schon im Ansatz: beim Sourcing. Wir bündeln die Nutzung von Stoffen und anderen Materialien so weit wie möglich. Wir setzen ein Material so vielseitig wie möglich ein. Das heißt, dass wir nicht jedem Trend folgen können. Aber wir sind immer am Puls der Zeit, wenn es um innovative Färbetechniken, neue Ansätze für Cradle-to-Cradle-Produkte, neue nachhaltige Waschungen und andere Fertigungstechniken geht. All das sind wichtige Inspirationen auf dem Weg zu neuen, besonderen Produkten.

Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Neben Innovationen im Material und in den Produktionsprozessen lasse ich mich von Vintage-Jeans und geschichtlichen Faktoren inspirieren. Besonders die Frauenbewegung hat es mir angetan. Aber auch die Bedeutung, die hinter vielen historischen Kleidungsstücken steckt, inspiriert mich sehr.

Welchen Aspekt Ihrer Arbeit schätzen Sie am meisten?

Ganz grundlegend treibt es mich an, schlichtweg etwas zu gestalten und zu erschaffen. Aber auch die konstante Weiterentwicklung der Modebranche liegt mir. Diese Welt hält nie inne. Ich bin jede Saison mit neuen Umständen konfrontiert. Ich kann und muss mich daher immer weiterbilden. Das heißt auch, dass ich immer wieder Neues ausprobieren kann. Zudem liegt es mir sehr, mit anderen Kulturen zu arbeiten. Deshalb genieße ich die Zusammenarbeit mit unserem Team in Vietnam.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten?

Was für eine Frage: Denim natürlich.

Es sind die Details, die das Design ausmachen. Das wusste schon Charles Eames. Bei den Entwürfen von DAWN ist es nicht anders. (Foto: © DAWN)

Welcher Ihrer Entwürfe ist Ihr Favorit und warum?

Zurzeit begeistern mich Jumpsuits sehr. Das hat auch mit den Inspirationen zu tun, die ich oben benannt habe. Der Overall war erst den Fallschirmspringern und Handwerkern vorbehalten. Er hatte also etwas kriegerisches und zugleich war er ein Symbol für harte Arbeit. Dieses Symbol haben dann die Frauen direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernommen, als sie begannen, den Wiederaufbau zu übernehmen und dabei ressourcenschonend mit Kleidung umgehen mussten. In den 60ern war der Jumpsuit dann zum ersten Mal als modischer Style auf einem Vogue-Cover zu sehen und seitdem wird seine symbolische Kraft immer vielfältiger. Ich finde, dass der Jumpsuit Stärke ausdrückt. Er ist eine Art Rüstung, die feminine Formen betonen kann, aber nicht muss. Zugleich drückt er immer eine Menge Power aus.

Wenn Sie sich nicht mit Design beschäftigen würden, wären Sie …

… vielleicht Daniela Düsentrieb? Oder ich hätte eine Detektei? Oder wäre Kommissarin. Nein, mal im Ernst: Ich würde vermutlich in der Forschung tätig sein. An Innovationen arbeiten. Das wäre eine Alternative zum Design.

Gibt es ein Zukunftsprojekt, über das Sie sprechen können?

Da sind sogar zwei Projekte, die mir am Herzen liegen. Zurzeit arbeiten wir gerade mit Hochdruck daran, unser Größenangebot zu erweitern, um für mehr Diversität und Inklusion zu sorgen. Dafür haben wir uns mit unserer Community zusammengetan. Denn wer weiß besser über Anforderungen an Größen Bescheid als die Menschen, die die Hosen am Ende tragen sollen? Dieser Austausch funktioniert sehr gut. Wir planen einige Styles bis zur Konfektionsgröße 50 anzubieten. Mitte 2022 erweitern wir unsere Kollektion dann um Hosen für Männer. Wir haben schon oft das Feedback bekommen, dass die Partner von Dawn-Trägerinnen nach fair und nachhaltig gehandelten Jeans suchen, die obendrein richtig komfortabel sind. Das wollen wir gern möglich machen.

Weitere Informationen:
DAWN GmbH
https://dawndenim.com

 
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