Statt einen Chronographen treibt das Automatikwerk El Primero 3620 bei der Zenith Defy Skyline „nur“ eine Dreizeigeruhr mit Datum und einer besonderen kleinen Sekunde an. Deren Zeiger dreht sich sechsmal schneller als gewöhnlich.

In den 1980er-Jahren zählte Ebel zu den bekanntesten und begehrtesten Botschaftern von „Swiss Made“. Während einer kurzen Glanzzeit waren die sportiv-androgynen Uhren aus La Chaux-de-Fonds regelmäßig in Michael Manns bahnbrechender TV-Serie Miami Vice als dem Epizentrum der Coolness am Handgelenk von Sonny Crockett alias Don Johnson zu sehen. Die Menschen hinter Ebel inszenierten sich damals selbstbewusst als die „Architekten der Zeit“. Doch anders als die meisten Bauwerke steht die Zeit niemals still. So kam es, dass der Zeitgeist unbemerkt vom Management der Marke weiterzog. Weswegen es um sie schon bald darauf ruhig wurde. Im Gegensatz zu Zenith zum Beispiel. Von dem Mitbewerber aus Le Locle bezog Ebel – wie übrigens auch Rolex – zeitweise das berühmte „El Primero“, um es in Ermangelung eigener vergleichbarer Kaliber einzuschalen.

Der höchste Punkt im Universum

Das im Dienste besonderer Präzision mit fünf Hertz (das entspricht 36.000 Halbschwingungen pro Stunde) schnell getaktete Uhrwerk bildet ebenso die technische Basis einer architektonisch geformten Neuheit von Zenith. Mit ihrem Namen beschwört sie eine ganze urbane Silhouette: Zenith Defy Skyline. Klein zu denken war eben noch nie die Sache des 1865 gegründeten Hauses. Als dessen Gründer Georges Favre-Jacot die Entwicklung des seinerzeit präzisesten Uhrwerks gelang, entschied er sich, es nach dem höchsten Punkt im Universum zu benennen. Hiernach wurde das gesamte Unternehmen 1911 in Zenith umbenannt. Die Verdienste, die man sich in der Folgezeit mit weiteren sehr genauen, vielfach ausgezeichneten Zeitmessern erwarb, lassen den Stern der Marke bis heute leuchten.

Rhodinierte, facettierte und mit SuperLuminova SLN C1 beschichtete, bei Dunkelheit gut ablesbare Zeiger und Stundenindizes sowie das Datum bei 3 Uhr: So viel zum Thema Gebrauchswert. Der sechsmal schneller als normal drehende Sekundenzeiger des Hilfszifferblatts bei 9 Uhr ist Ansichtssache. Funktional oder reine Angabe? Sehr zu begrüßen: der schnelle Bandwechsel.

Warum dann nicht gleich das Zifferblatt passend zum Signet vollständig mit Sternen verzieren? Auf der Frontseite des neuen Edelstahlmodells springt noch etwas anderes ins Auge. Statt einen Chronographen treibt das Automatikwerk El Primero 3620 bei der Zenith Defy Skyline zusätzlich zu den zentralen Zeigern für Stunden und Minuten und dem Datum bei 3 Uhr lediglich eine kleine Sekunde bei 9 Uhr an. Die unterscheidet sich indes deutlich von herkömmlichen Hilfszifferblättern. Ihr Sekundenzeiger benötigt für eine Umdrehung lediglich 10 Sekunden. Hierdurch erinnert er nach Ansicht des Herstellers an das fließende Wesen der Zeit und an das besondere Uhrwerk im Inneren. Die gewohnte Funktion tritt bei der Zenith Defy Skyline also ein Stück weit hinter Selbstinszenierung und Symbolik zurück. Daran dürften sich die Geister scheiden.

Leicht verdreht – die Lünette der Zenith Defy Skyline

Eindrucksvoll erscheinen lässt der Ansatz das Zifferblatt auf jeden Fall. Dessen Ablesbarkeit wird jedoch nicht nach außen hin durch die zwölf Ecken der Lünette als zusätzliche Stundenindizes unterstützt, wie es in den Presseveröffentlichungen von Zenith heißt. Beim Verfassen der Texte muss übersehen worden sein, dass ihre Positionen überhaupt nicht mit jenen der Stundenmarkierungen übereinstimmen, sondern um 15 Grad verdreht sind. Uns stört dieses Detail weitaus weniger als die scharfen Kanten der Lünette und die grundsätzliche Beschränkung auf ein 41 Millimeter großes Gehäuse. Manche behaupten ja, dass zu viel Auswahl im Sinne der Überforderung keine Auswahl sei. Auf Auswahlmöglichkeiten gänzlich zu verzichten, kann allerdings auch nicht die Lösung sein.

Die Zenith Defy Skyline geht wie die gesamte Kollektion auf das Ursprungsmodell aus dem Jahre 1969 zurück. Dessen französischer Spitzname „coffre-fort“ bedeutet so viel wie „Tresor“ und spielt auf die besondere Robustheit an. Darauf basierend lancierte Zenith unlängst die Defy Revival A3642 (rechts im Bild).

Eine begrüßenswerte Lösung fand Zenith für die Befestigung respektive den schnellen Wechsel des Armbandes (ein zusätzliches schwarzes Kautschukarmband liegt der Uhr bei). Ein Drücker auf der Rückseite des erfreulicherweise für gelegentliches Schwimmen ausreichend wasserdichten Gehäuses gibt das Band auf Wunsch frei. Bei der Gelegenheit kann man sich dank des Glasbodens zugleich an der kunstvollen und elegant dargebotenen Mechanik erfreuen. Und sich in Erinnerung rufen, wofür man das relativ viele Geld ausgegeben hat. Preislich liegt die Zenith Defy Skyline nämlich ungefähr im Bereich dessen, was für eine Rolex Submariner aufgerufen wird – und somit klar oberhalb von vielen anderen wasserdichteren und nicht zu verachtenden sportlichen Konkurrenzprodukten. Aber wer die Wahl hat, hat nun einmal die Qual.

Weitere Informationen:
Zenith Uhren
www.zenith-watches.com/de_de

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © Zenith

 
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