Die 1972 erstmals vorgestellte Nenngröße Z (umgangssprachl. Spur Z), vermarktet als Märklin Mini-Club, erweist sich 50 Jahre später als wahrer Dauerläufer. Foto: © COLD PERFECTION

Wer in Deutschland pünktliche Züge sehen will, sollte sich am besten eine Modelleisenbahn anschaffen. Doch keine Sorge, wir beteiligen uns nicht am Bahn-Bashing. Schon deshalb, weil es die Regeln des Anstandes verletzen würde, auf einen Hilflosen einzuprügeln. Außerdem muss einmal grundsätzlich festgehalten werden: Wem es gelingt, rund um das wahrscheinlich genialste Verkehrsmittel ein Unternehmen aufzubauen, das in puncto Service Design, Produktqualität und Zuverlässigkeit jahrzehntelang konstant derart schlecht abliefert, hat dafür eigentlich fast Bewunderung verdient. Als Hobby-Eisenbahner muss man das im Garten, Spielzimmer oder Keller erst eimal nachmachen. Falls all das fehlt, reicht aber dank der von Märklin erstmals vor 50 Jahren vorgestellten Nenngröße Z (umgangssprachlich „Spur Z“) zur Not sogar ein Aktenkoffer. So gering sind die Dimensionen des unter dem Namen „Mini-Club“ vermarkteten Modelleisenbahn-Programms im Maßstab 1:220.

Perfect Match – Mini-Club und Weihnachten

Ihre Premiere feierte die Mini-Club im Februar 1972 auf der Nürnberger Spielwarenmesse. Wir sind also offensichtlich etwas spät dran um zu gratulieren. Eine unvermeidbare Konsequenz des Themas Eisenbahn? Wir haben da noch eine andere Erklärung: Die Märklin Mini-Club hat für uns viel mit Weihnachten zu tun. Einerseits macht sie sich gut unter dem Baum. Andererseits erweckten die durch die Werbung weithin bekannt gemachten fotografischen Größenvergleiche von Anfang an weihnachtliche Assoziationen: Mini-Club-Lokomotive aus einer Walnuss schlüpfend oder Güterzug als Walnuss-Schwertransport … Hinzu kommt, dass wir zu dieser Jahreszeit im Redaktionsbüro gern mal einen alten Karton aus dem Schrank holen. Darin sorgfältig verpackt: eines der ersten Mini-Club-Sets.

Nicht ganz stilecht: Dampflok von außen, Elektromotor im Inneren. Mit fossilen Verbrennern fing das Mini-Club-Abenteuer vor 50 Jahren an, das erste fahrbereite Modell einer elektrischen Lok kam zwei Jahre später auf den Markt. Noch heute sind die Dampf- und Diesellokomotiven sehr beliebt. Als Teil einer Weltflucht derjenigen, die nicht mit modernen Zugmodellen das heutige Elend bei der Bahn nachstellen wollen?

Die Mini-Club ist ideal für große Spielkinder

Beim Aufbau zeigt sich sogleich, warum die Mini-Club alles andere als eine normale Spielzeugeisenbahn ist. Das fängt mit dem Zusammenstecken der Schienen an, deren Spurweite lediglich 6,5 Millimeter beträgt. Die extreme Miniaturisierung macht eine behutsame Behandlung erforderlich. Die Empfindlichkeit hat allerdings auch einen Vorteil. Hier konnten Generationen von Familienvätern, die immer schon im Verdacht standen, Modelleisenbahnen statt für die Kinder in Wahrheit für sich selbst zu kaufen, mit gutem Gewissen zuschlagen. Und trotzdem nicht nur Staub zu einer echten Herausforderung für die Loks der Nenngröße Z werden kann, halten die Modelle bei pfleglicher Behandlung wie ihre großen Vorbilder Jahrzehnte. Kraft und Geschwindigkeit der filigranen Züge sorgen dabei jedes Mal aufs Neue für Freude und Erstaunen. So wie der 1977 aufgestellte Weltrekord einer Nonstop-Fahrt von 720 Kilometern. Das entspricht der Entfernung zwischen Venedig und Neapel.

Höher, schneller, weiter – kleiner

Der Name „Spur Z“ war übrigens mit viel Bedacht gewählt worden. Man erwartete nicht, dass die kleinste in Großserie produzierte Modelleisenbahn der Welt irgendwann überholt werden würde, weswegen der letzte Buchstabe des lateinischen Alphabets angemessen erschien. Das blieb so bis 2005, als das japanische Unternehmen Bandai mit einer noch kleineren Miniaturspurweite auf den Markt kam, der Nenngröße ZZ im Maßstab 1:300. Ihre Spurweite beträgt 4,8 Millimeter. Das Sortiment und Angebot an Zubehör ist allerdings denkbar bescheiden. Das gilt gleichermaßen für die ein Jahr später präsentierte Nenngröße T des ebenfalls japanischen Unternehmens KK Eishindo. Hier liegt der Maßstab bei 1:450 und die Spurweite bei 2,9 Millimetern.

Wer mehr über die Nenngröße Z erfahren möchte, ist bestens bei dem Praxismagazin „Trainini“ aufgehoben. Dieses informiert regelmäßig über Neuerscheinungen in Sachen Rollmaterial und Zubehör. Des Weiteren bietet Trainini interessante Hintergrundinformationen und Inspirationen für die Gestaltung einer eigenen Anlage. Hervorzuheben ist zudem, dass man sich nicht als Sprachrohr eines einzigen Herstellers versteht. Obwohl alles mit Märklins Mini-Club begann, belebt heutzutage Konkurrenz das Geschäft.

Weitere Informationen:
Trainini – Praxismagazin für die Spurweite Z
www.trainini.de

Bildhinweis:
Für alle Fotos gilt: © COLD PERFECTION

 
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