Der Herbst gibt mitunter Anlass, sich unbequeme und gern verdrängte Fragen stellen. Editorial von Michael Graef.

Dieter Hildebrandt war vielleicht der größte Kabarettist aller Zeiten. Mit Sicherheit aber findet man kaum eine pointiertere Beschreibung der Jahreszeit, in der wir uns aktuell befinden, als in folgenden Zeilen aus seiner Feder. „Wenn du und das Laub wird älter, und du merkst, die Luft wird kälter, und du fiehlst, daß du bald sterbst, dann is Herbst.“

Zeit zu ernten

Der Name des kurzen Intermezzos zwischen Sommer und Winter verweist eigentlich auf die bestmögliche Eignung zum Abernten der reifen Früchte. Am mitteldeutschen Wort herbest lässt sich das noch deutlicher ablesen.

Fällt hingegen der goldene Herbst aus, drängt sich nicht selten der eine oder andere trübe Gedanke in den Vordergrund. Erfährt man außerdem vom Tod einer hoch geschätzten Person (wie bei uns zuletzt geschehen) löst der Herbst mitunter eine persönliche Standortbestimmung aus.

Setzen wir die richtigen Prioritäten?

Weil wir uns schwerpunktmäßig mit toten Gegenständen und deren Gestaltung und Herstellung auseinandersetzen, kann man in solchen Momenten schon einmal ins Grübeln kommen und sich unbequeme, gern verdrängte Fragen stellen. Wie viel Zeit bleibt uns? Setzen wir die richtigen Prioritäten? Was zählt wirklich im Leben?

Dann sagen wir uns: Die vermeintlich oberflächlichen Dinge, mit denen wir uns befassen, haben meist eine lange Geschichte und sind vielfach von einer Hypothek belastet. Unglaublichen Wohlstand und Freude hat das Zeitalter des Massenkonsums gebracht, die Kehrseiten sind allerdings unübersehbar. Zusammen haben wir es in der Hand, dass eine neue Richtung eingeschlagen wird. Weg vom Wegwerfkonsum, hin zur verantwortungsvollen Kreislaufwirtschaft.

Auf Kurs bleiben

So kann heute jede einzelne Kaufentscheidung zur Leitplanke werden, die Verantwortliche in Design und Entwicklung, Produktion, Logistik und Handel auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft unterstützt respektive davor bewahrt, den Kurs zu verlassen.

Wenn wir gelegentlich dazu beitragen können, hier Denkanstöße zu geben – etwa indem wir gelungene Beispiele präsentieren – ist das etwas, was in unserem Leben sehr viel zählt.

Kommen auch Sie gut durch den Herbst!

Herzlichst
Michael Graef

Chefredakteur und Mitbegründer von COLD PERFECTION

 
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