Mit dem Mart Stam Preis prämiert die Mart Stam Gesellschaft jährlich die besten Abschlussarbeiten der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Unser Titelbild zeigt die Arbeit „Hohlräume“ von Vaia Tatopoulou und Lorenz Willkomm, die versucht haben, eine künstlerische Form für innere Zustände zu finden. © axj Pictures

Er kenne keinen Mart Stam, soll selbiger am Telefon einst Axel Bruchhäuser geantwortet haben, der als Geschäftsführer des Möbelunternehmens Tecta nach dem Krieg verschiedene Meister der Moderne im Ausland aufzuspüren versucht hat. Mart Stam nicht kennen? Heutzutage müsste man dafür schon relativ ahnungslos sein in Bezug auf Möbeldesign, das durch Stams Erfindung des ersten funktionstüchtigen Freischwingers von 1926 beeinflusst wurde, sowie einigermaßen unbewandert in Sachen Architekturgeschichte. Weshalb man die berühmte Weißenhofsiedlung, zu der Mart Stam ungefähr zeitgleich eigene Entwürfe beisteuerte, für ein beliebiges Wohnquartier irgendwo jwd halten müsste, wie man in Berlin sagt. Tatsächlich befindet sie sich natürlich unverändert seit 1927 in Stuttgart.

In Berlin wiederum – Achtung, es droht Verwechselungsgefahr – wurde Mart Stam wesentlich später, nämlich im Jahre 1950, Rektor der Weißensee Kunsthochschule. Was letztlich der Grund ist, warum wir an dieser Stelle an den niederländischen Designer und Architekten erinnern. Die gemeinnützige Berliner Mart Stam Gesellschaft, die das Ziel verfolgt, kreative junge Menschen durch Anerkennung und konkrete Unterstützung zu fördern, zeigt in Kürze wieder eine Ausstellung mit Werken von Studierenden der 1946 gegründeten Kunsthochschule, die im vergangenen November mit dem nach Mart Stam benannten Preis ausgezeichnet wurden.

Mart Stam Preis 2022 – „Reclaim the Unknown“

Seit 1997 prämiert die Mart Stam Gesellschaft Jahr für Jahr die besten Abschlussarbeiten der Weißensee Kunsthochschule Berlin mit dem Mart Stam Preis. Bewerben können sich Studierende aller Fachrichtungen. Eine aus externen Fachleuten und Angehörigen der Mart Stam Gesellschaft zusammengesetzte Jury trifft die Entscheidung. Der Preis besteht jeweils in der gemeinsamen Ausstellung und der Publikation eines zweisprachigen Katalogs.

In diesem Jahr reicht das thematische Spektrum der gezeigten Arbeiten von der Erkundung und der produktiven künstlerischen Verarbeitung des eigenen Seelenzustands – wozu die Auseinandersetzung mit Träumen und Ängsten, Körperscham oder Ausgrenzung aufgrund psychischer Erkrankungen gehören – bis hin zur offensiven Beschäftigung mit alltäglichem Rassismus oder einer Stadtentwicklung, welche die Bedürfnisse der Menschen ignoriert.

Im Einzelnen erhielten den Mart Stam Preis 2022:

Milan Bergheim, Produktdesign
Kaja Busch, Modedesign
Hu Hyun Hwang, Visuelle Kommunikation
Nina Plášková, Bildhauerei
Sabine Richter, Produktdesign
Alexandra Ruppert, Visuelle Kommunikation
Vaia Tatopoulou, Textil- und Flächendesign
Lorenz Willkomm, Visuelle Kommunikation
Jakob Wirth, Raumstrategien

Stefan Koppelkamm, Vorsitzender der Mart Stam Gesellschaft und Mitglied der Jury erklärt: „In den Arbeiten scheint sich das zu spiegeln, was die Generation der zwischen 20- und 30-Jährigen derzeit bewegt. Auch die Arbeiten der Preisträger_innen, die auf den ersten Blick lediglich individuelle Befindlichkeiten spiegeln, erweisen sich dabei als höchst politisch“.

Zu sehen ist die Ausstellung „Reclaim the Unknown“ zum Mart Stam Preis 2022 vom 13. bis 21. Mai 2023 täglich von 14 bis 19 Uhr im Berliner Projektraum Kunstquartier Bethanien bei freiem Eintritt. Die Eröffnung findet am Freitag, 12. Mai 2023, um 18 Uhr statt.

Weitere Informationen:

Weißensee Kunsthochschule Berlin
www.kh-berlin.de

Mart Stam Gesellschaft
www.mart-stam.de

Bildhinweis:
Unser Titelbild zeigt die mit dem Mart Stam Preis ausgezeichnete Arbeit „Hohlräume“ von Vaia Tatopoulou und Lorenz Willkomm, die versucht haben, eine künstlerische Form für innere Zustände zu finden. © axj Pictures

 
Anzeige