Ob aus Bugholz oder Stahlrohr: Thonet-Möbel sind weltweit gesuchte Design-Klassiker mit Patina und Geschichte. Vor 200 Jahren begann die Erfolgsgeschichte …

Thonet-Möbel sind weltweit gesuchte, kulturträchtige Design-Klassiker mit Patina und Geschichte, zeitlose Design-Ikonen mit Sammlerwert und Stil. Im Jahre 1819 legte der Kunst- und Bautischler Michael Thonet mit der Eröffnung seiner ersten Werkstatt in Boppard am Rhein den Grundstein für ein einzigartiges Unternehmen, das für die Designgeschichte von vorzüglicher Bedeutung ist und heute auf zwei erfolgreiche Jahrhunderte zurückblickt.

Meilenstein der Geschichte der Möbelfertigung

Der eigentliche Durchbruch gelang Thonet mit seinen zierlichen und eleganten Stühlen in der Wiener Kaffeehauskultur. Auf Anraten von Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich, ab 1809 österreichischer Außenminister, war er in die Donaumetropole umgezogen, wo er zunächst die Chance bekam, bei der Innenausstattung des Stadtpalais Liechtenstein mitzuwirken.

Thonets berühmter Stuhl Nr. 14 schließlich, der sogenannte „Wiener Kaffeehausstuhl“, brachte internationale Bekanntheit. Zudem stellt er einen Meilenstein der Geschichte des Möbeldesigns und der Möbelfertigung dar: Durch die neuartige Technologie des Biegens von massivem Buchenholz konnte erstmals ein Stuhl beinahe industriell hergestellt werden. Lange vor Ingvar Kamprad lieferte Thonet in Einzelteile zerlegte und platzsparend verpackte Sitzmöbel an die Kundschaft aus.

Vorbild bei der Entwicklung von Standards

Auf zahlreichen Postkarten aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts sind europäische Ballsäle, Casinos und Grand-Hotels mit Thonet-Stühlen dokumentiert. Ebenso in den 1920er-Jahren sind Treffpunkte, an denen das großstädtische Leben pulsiert – darunter Cafés, Restaurants und Tanzbars oder Konzert- und Vortragssäle –, mit Thonet-Möbeln ausgestattet.

1929 berichtete der Architekt Ferdinand Kramer in der Zeitschrift des Deutschen Werkbunds „Die Form“, dass zu diesem Zeitpunkt die tägliche Durchschnittsproduktion bei Thonet 18000 Stühle betrug. Für Kramer – und nicht nur für ihn – galt Thonet in der Frage der Entwicklung von Standards und der Typisierung, die Architekten und Möbelgestalter gleichermaßen bewegte, als leuchtendes Vorbild.

Design-Klassiker aus Stahlrohr

Um dieselbe Zeit, siebzig Jahre nach dem Stuhl Nr. 14 (heute 214), schuf Marcel Breuer seine ersten Einrichtungsgegenstände aus Stahlrohr. Nach der Übernahme der von Breuer mitgegründeten Firma Standard Möbel fertigte Thonet ab 1930 Breuers Entwürfe. Es entstanden die heutigen Stahlrohr-Klassiker S 32 und S 64 – wichtige Bindeglieder zwischen der traditionellen Bugholztechnik und modernem Stahlrohrbiegen.

Die internationale Relevanz seiner Entwürfe unterstrich Breuer mit dem Stahlrohrsessel S 35, zum ersten Mal vorgestellt 1930 im Rahmen der „Section allemande“, einer Werkbund-Ausstellung in Paris. Als Architekt in Berlin stattete Breuer bis in die frühen 1930er-Jahre die Wohnungen von Künstlern und Intellektuellen mit Stahlrohrmöbeln aus. Auch über das direkte Umfeld des Bauhauses hinaus begeisterten sich Künstler früh für Thonet-Möbel.

Für den Alltagsgebrauch konzipiert und verfeinert

In den 1930er-Jahren war Thonet der weltweit größte Produzent der damals neuartigen, von bekannten Architekten der Avantgarde wie Marcel Breuer, Mart Stam, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Charlotte Pérriand entworfenen Möbel. Gefertigt wurden die Stahlrohrmöbel mit seinerzeit völlig neuer Produktionstechnik im Werk Frankenberg/Eder, seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Stammsitz des Unternehmens.

Die heutzutage erhältlichen Design-Klassiker von Thonet sind keine Museumsstücke, sondern lebendige Bestandteile der Kollektion, für den Alltagsgebrauch konzipiert und verfeinert. Im Laufe der letzten Jahrzehnte entwarfen international bekannte Architekten und Designer wie Stefan Diez, Lord Norman Foster, Alfredo Häberli, James Irvine, Naoto Fukasawa, Piero Lissoni, Glen Oliver Löw, Christophe Marchand oder Hadi Teherani für Thonet.

Weitere Informationen:
Thonet GmbH
www.thonet.de

 
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