Die Coca-Cola-Konturflasche verdankt ihre ikonische Form einem Design-Wettbewerb des Jahres 1915. Dass sie heute nicht nostalgisch oder angegraut wirkt, sagt viel über die Qualität des Designs.

Heraklit bewies mit dem Postulat vom Krieg als Vater aller Dinge vor zweieinhalbtausend Jahren besonderen anthropologischen Scharfsinn. Zu den vielen Erfindungen, die ohne die sinistre Seite des Menschen vielleicht nie gemacht worden wären, zählt mittelbar auch die Coca-Cola-Konturflasche – das Objekt unserer diesmaligen Betrachtungen. Coca-Cola ist ein Produkt der Suche des im Amerikanischen Bürgerkrieg verwundeten Apothekers John Stith Pemberton nach einem Morphium-Surrogat zur Linderung seiner chronischen Schmerzen. Der anfängliche Kokaingehalt wurde allerdings durch den späteren Weltkonzern bestritten.

Heutzutage wird Coca-Cola in medizinischer Hinsicht eher mit dem weltweiten Grassieren von Adipositas assoziiert. Man kommt einfach nicht umhin, gewisse Aspekte anzusprechen, trotzdem es hier wie schon gesagt eigentlich um die Coca-Cola-Konturflasche gehen soll. Die Form ist nun einmal nicht bar ihres Inhalts zu haben. Umgekehrt wird die braune Brause bekanntlich sehr wohl anders verpackt angeboten. Der Branded-Bericht der Break Free From Plastic Movement listete Coca-Cola unlängst unter den größten Plastikverschmutzern der Welt.

Die Coca-Cola-Konturflasche ist ein Siegertyp

Der Urahn der heutigen Coca-Cola-Flaschen verdankt seine ikonische Form einem Design-Wettbewerb des Jahres 1915. Der Getränkehersteller wünschte sich eine sogar zerbrochen oder im Dunkeln tastend eindeutig erkennbare Flasche. Der botanisch inspirierte Siegerentwurf war bauchiger und dadurch weniger standfest als die modifizierte Version, die 1916 in Serie ging. Auf Papieretiketten verzichtete man dabei in der Anfangszeit ganz bewusst. Sie hätten sich im zum Kühlen seinerzeit gebräuchlichen Eiswasserbad gelöst. Der stattdessen ins Glas der Konturflasche geprägte Coca-Cola-Schriftzug entstand bereits drei Jahrzehnte zuvor. Er entspricht der zeittypischen, Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommenen formellen Handschrift.

Mit dem Abstand von gut einem Jahrhundert betrachtet, sind beide Formen – Coca-Cola-Schriftzug und Coca-Cola-Konturflasche – im stilkundlichen Sinne Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche. Dass sie dennoch nicht nostalgisch oder angegraut wirken, sagt viel über die Qualität des Designs; zeitlose Klassiker nennt man das. Zudem sagt es einiges über unsere Sehgewohnheiten. Gemäß Ludwig Wittgenstein liegt die Bedeutung im Gebrauch. Der bewirkt offenbar Tag für Tag, dass die Marke und ihre Zeichen alterslos erscheinen – wie von einem Jungbrunnen gespeist. Gedanklich ist das von der Idee des Erfrischungsgetränks nicht weit entfernt.

Kultische Verehrung für eine Glasflasche

Ein Höchstmaß an Unsterblichkeit erreichte die Coca-Cola-Konturflasche in den 1960er-Jahren, als Andy Warhols Werke für ihre kunstgeschichtliche Kanonisierung und die damit verbundene Nobilitation sorgten. Bemerkenswert ist außerdem die Beachtung, die ihr als Ikone des Konsumzeitalters seit Jahrzehnten in der Alltagskultur zuteil wird, indem man etwa Radios oder Schlüsselanhängern ihre Form verleiht, sie auf T-Shirts druckt und so weiter.

Der 1980 erschienene Kinofilm „The Gods must be crazy“ aus Südafrika treibt die fast kultische Verehrung der Coca-Cola-Konturflasche auf die Spitze, indem ein über der Kalahari aus einem Flugzeug geworfenes Exemplar von einem indigenen Stamm für ein göttliches Geschenk gehalten wird. Als ein Streit über den vermeintlich kostbaren Gegenstand eskaliert, soll dieser durch den Wurf von einer Klippe, die als Ende der Welt gilt, „retourniert“ werden. Könnten wir uns allen Verpackungsmülls doch nur in ähnlicher Weise entledigen. Im Vergleich zu ihren Plastik-Urenkeln ist das Original fraglos sympathischer. Wenn aber gesagt wird, der Transport schweren Glases setze mehr CO2 frei, lautet unser Vorschlag: Cola am besten maßvoll genießen. Gesünder ist das ohnehin.

Weitere Informationen:
The Coca-Cola Company
www.coca-colacompany.com

 
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