Mit Artist in Residence bezeichnet man Gelegenheiten für Kunstschaffende, sich etwa in Kunsthochschulen, Museen oder Galerien eine Zeit lang unentgeltlich aufzuhalten. Eine Win-Win-Situation. Die eine Seite findet so Inspiration und gibt der anderen im Gegenzug Einblicke in die Bedingungen der Entstehung von Kunst. Das Beispiel Coco Bodu Hithi zeigt: Gekonnt eingesetzt hilft das Konzept auch der gehobenen Hotellerie.
Über Langeweile sagte Norbert Bolz einmal, sie sei der Feind des Gehirns. Für angenehm erhöhte Hirnaktivität und das Gegenteil von Langeweile sorgte hingegen, bei dem bekannten Designwissenschaftler und Kommunikationstheoretiker zu studieren, wie sich unser Chefredakteur erinnert. Das lediglich am Rande. Eigentlich soll es darum gehen, was hochklassige Resorts unternehmen können, um immer wieder neue, ungewöhnliche Erfahrungen zu bieten. Doch im Grunde läuft das auf die Beschreibung eines niemals endenden Kampfes gegen die Langeweile hinaus.
Oder man geht einen Schritt weiter und begreift die permanente Suche nach neuen Wegen, um für Gäste attraktiv zu bleiben, als Teil dessen, was der große Wirtschaftstheoretiker Joseph Schumpeter einst mit dem Begriff der schöpferischen Zerstörung beschrieb. Verkürzt gesagt dreht sich das Ganze um Innovation als Antwort auf Wettbewerbsdruck sowie als dessen Auslöser, weil Mitbewerber nachziehen – oder es zumindest versuchen.
Achtsamkeit statt Action
Bei der Wahl neuer Zugpferde scheidet sogenannte „Action“ im Kontext stilvollen Reisens praktisch von vornherein aus, weil zu gewöhnlich. Ja sogar kontraindiziert, wenn man so will. Dann schon lieber „gepflegte Langeweile“. Ein aus Dümmlichkeit despektierlich verwendeter Ausdruck, der eine Ehrenrettung verdient hätte.
Denn um als hoch engagierter, leistungsorientierter, talentierter und anspruchsvoller Mensch zu sich selbst zu finden und neue Kraft und Kreativität zu schöpfen, ist ein wenig Langeweile – positiv verstanden (als das sich phasenweise Entziehen aus dem alltäglichen Überangebot an Reizen) – eine exzellente Idee. Eine hierfür prädestinierte Umgebung bietet beispielsweise das Coco Bodu Hithi im maledivischen Nord-Malé-Atoll.
Lernen und leben von und mit dem Artist in Residence
Das Fünf-Sterne-Resort der Spitzenklasse ist eine Oase für alle, die Ruhe und Entspannung bevorzugen und auf Halligalli, Remmidemmi & Co. keinen gesteigerten Wert legen. Man muss deshalb allerdings keineswegs vollständig auf kognitive Impulse verzichten. Als besonderes Bonbon – bloß eben nicht als effekthascherisches Knallbonbon – hat das Coco Bodu Hithi erstmals eine Partnerschaft mit einer Künstlerin geschlossen.
Gewissermaßen als Artist in Residence bereichert Anastasia Medvedeva den Ort für mehrere Monate durch ihr charmantes Wesen sowie – vor allen Dingen – mithilfe ihres ausgesprochenen Talents. Ein Glücksfall für das Coco Bodu Hithi und ein Gewinn für die Gäste der zur Coco Collection gehörenden Destination. Das liegt zum einen an ihrer einzigartigen Kunstproduktion und zum anderen an ihren gefragten Kunstklassen. In diesem Rahmen gibt die auf das Arbeiten mit Kunstharz spezialisierte Künstlerin Teile ihres Wissens weiter. Mit großer Leidenschaft und auf inspirierende Art und Weise.
Nicht vergessen: Kunst kommt von Können
Überdies findet auf der malerischen Insel eine sehenswerte Ausstellung der Kunst von Anastasia Medvedeva statt, die ästhetisch ganz wunderbar zur Location passt. Das ist im Sinne des Gedankens, im Bereich Travel und Hospitality Design auf Artist in Residence als Erfolgsfaktor zu setzen, ein sehr bedeutsames Detail. Das Warum ist schnell erklärt. Menschen, die viel gesehen und verglichen haben, durchschauen, wenn etwas keine echte Substanz besitzt und artifiziell fürs Marketing auf Wirkung gequält wurde.
Wer nun als Verantwortlicher für eine Destination ebenfalls versuchen möchte, Nutzen aus dem Konzept des Artist in Residence zu ziehen, sei also gewarnt. Nicht nur im Kunstbetrieb gilt: Kunst kommt von Können. Das ist eine etymologische Tatsache und zugleich eine auf sämtliche Branchen anwendbare Binse. Wer sie verdrängt, läuft Gefahr, sich zu blamieren.
Heißt konkret – sozusagen als Arbeitsauftrag: Ohne intensive Auseinandersetzung oder professionelle Beratung – zum Beispiel von einem Art Consultant – begibt man sich leicht auf ein dilettantisches Niveau. Mit „langweilig“ ist ein solches Experiment dann womöglich noch wohlwollend beschrieben.
Weitere Informationen:
Coco Collection
www.cococollection.com/bodu-hithi