Mit seinem Reversal Chair stellt der Schweizer Designer Juri Roemmel die Welt des Bürostuhls auf den Kopf. Im Handumdrehen wird aus dem Sitzmöbel ein den Rücken entlastender Kniestuhl. Foto: © Tecta

Viele verblüffende Designansätze haben eines gemeinsam. Die dafür Verantwortlichen hatten jeweils den Mut, die Perspektive zu wechseln und Bekanntes auf den Kopf zu stellen. Mit der Reverso der Traditionsmarke Jaeger-LeCoultre fand ein entsprechendes Beispiel aus der Welt der Uhren Aufnahme in unsere Reihe Design für die Ewigkeit. Heute möchten wir auf einen neuen Entwurf hinweisen, der einen ähnlichen Namen trägt. Den Reversal Chair von Juri Roemmel verbindet mit der Schweizer Armbanduhr außerdem der mechanische „Dreh-Trick“. Für Tecta verwandelte der ebenfalls aus der Eidgenossenschaft stammende Designer einen scheinbar einfachen Bürostuhl in ein Objekt mit zwei Verwendungsmöglichkeiten. Mal ist es ein Sitzmöbel mit Rückenlehne, mal ein den Rücken entlastender Kniestuhl.

Der Reversal Chair stellt die Welt des Bürostuhls auf den Kopf

Auslöser für die Arbeit am Tecta Reversal Chair war die Beobachtung, dass manche Wohnbereiche keine normalen Bürostühle vertragen, wie sie das Homeoffice erforderlich macht. Für diese Fälle suchte Juri Roemmel nach einer Lösung – und stellte den klassischen Bürostuhl wortwörtlich auf den Kopf. Mittels einer unsichtbaren Mechanik und über dem Zug an einer dezenten Lasche wird aus dem Stuhl mit Rückenlehne ein Kniestuhl. „Ich mag es, wenn unterschiedliche Stühle am Esstisch stehen,“ kommentiert Juri Roemmel. „Ich habe mir viele Gedanken über das Thema Sitzen gemacht, einen Stuhl wollte ich eigentlich nie entwerfen – es gibt so viele, was sollte ich da beisteuern?“

Glücklicherweise blieb es nicht dabei. Drei Jahre investierte der 1993 in St. Gallen geborene Absolvent der École cantonale d’art de Lausanne (ECAL), in die Entwicklung einer ganz neuen Typologie eines Stuhles. Sie soll dank des Positionswechsels für eine bessere Haltung, Durchblutung und Atmung sorgen. „Ich würde es als Werkzeug zum Sitzen betrachten,“ meint Roemmel, der seit 2022 sein eigenes Studio in St. Gallen betreibt.

Vom Grafikdesign inspiriert

Der Reversal Chair ist allerdings ein Werkzeug, das seine technischen Komponenten nicht offen präsentiert, sondern elegant verbirgt. Das erklärt einen Teil der Entwicklungszeit. Die kräftigen Beschläge sind hierzu unter dem Sitzpolster eingelassen. Der Kipppunkt beim Reversal Chair erfolgt über eine Drehachse. Das Ergebnis ist ein Möbel, das grafisch, minimalistisch und zeitlos wirkt. Das nimmt nicht Wunder, denn Juri Roemmel hat sich vor dem Industriedesign-Studium als gelernter Grafiker professionell mit Symbolen und Schrift beschäftigt.

Was das heutige Design von Juri Roemmel mit all dem zusätzlichen Wissen und den gewonnenen Erfahrungen auszeichnet? „Ich suche oftmals nach einer Form die sich entweder durch das Material, den Prozess oder den Nutzen definiert, ich gebe Leitplanken vor und lasse den Raum, damit sich die Dinge selbständig weiterentwickeln.“ Die Zeit wird zeigen, ob der „Turnaround-Kandidat“ auf dem hart umkämpften Markt für Büromöbel reüssieren kann. Die nötigen Alleinstellungsmerkmale besitzt der Reversal Chair jedenfalls.

Weitere Informationen:

TECTA Bruchhäuser & Drescher KG
www.tecta.de

Bildhinweis:
© Tecta

 
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