War es Zufall, dass im Dezember 1980 in der Wohnung von Ettore Sottsass der Song „Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again“ lief, als er sich mit einigen befreundeten Nachwuchsdesignern traf? Jedenfalls hätte sich die bei dieser Gelegenheit gegründete Designgruppe schwerlich einen beziehungsreicheren Namen als den durch Bob Dylan inspirierten geben können …
Memphis – Hauptstadt Ägyptens während des Alten Reiches, der Legende nach 3000 v. Chr. von König Menes gegründet, und zugleich der Name jener Stadt in Tennessee, in der der „King“ Elvis Presley zwanzig Jahre lang bis zu seinem Tod lebte. Nicht zu vergessen der Modetanz, benannt nach dem Chuck-Berry-Klassiker „Memphis, Tennessee“, bei dem die Teilnehmer aufgereiht verschiedene Figuren tanzen: Wer denkt da nicht an die überaus farbenfrohen, häufig dynamisch wirkenden Kreationen, mit denen die Mailänder Nonkonformisten die Welt des Designs bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1988 durcheinander wirbelten?
Kritik am Funktionalismus
Im Grunde war Memphis die Kulmination einer bereits in den 60er-Jahren aufgekommenen Kritik an den ursprünglich vor allem am Bauhaus entwickelten, allgemein akzeptierten Gestaltungsprinzipien. Diese hatte 1976 zur Gründung der Vorgängerbewegung Alchimia geführt, die sich im Gegensatz zu Memphis jedoch sehr viel weniger um originär eigene Entwürfe und deren Vermarktung kümmerte und stattdessen überwiegend die Ornamentierung existierender Objekte betrieb – darunter zahlreiche Bauhaus-Klassiker.
Der von Memphis als Herausforderung des Primats der Funktionalität entwickelte Gegenentwurf einer phantasievollen Formensprache mündete statt in Beliebigkeit in einer Systematik. Außerdem zielte man mit dem Mischen vielfältiger kultureller Einflüssen und Stile, zu dem – wie eingangs beschrieben – der Name Memphis perfekt passte, ganz bewusst auf die Steigerung der weltweiten Absatzchancen.
New International Style
In Deutschland konnte die besonders von der Hochschule für Gestaltung Ulm geprägte Designszene vorsichtig formuliert zu Anfang wenig mit dem fröhlich-frechen Stil des Mailänder „Anti-Designs“ aus den Federn von Ettore Sottsass, Michele De Lucchi, Aldo Cibic, Matteo Thun, Martine Bedin und anderen anfangen. Nichtsdestoweniger verfehlte Memphis auch hierzulande nicht seine Wirkung und sorgte peu à peu dafür, dass sich eine neue Generation von Designern auf die Suche nach eigenen Antworten machte.
Noch rund vierzig Jahre nach dem ‚Urknall‘ der Farben und Formen ist die Nachwirkung von Memphis spürbar, provozieren und inspirieren die kunterbunten Designs zu immer neuen Ableitungen oder Hommagen an das, was oft als „New International Style“ bezeichnet worden ist. Ohne Memphis wäre die Entwicklung des neuen deutschen Designs gewiss anders verlaufen.
New Memphis
Ein sehr gelungenes Beispiel für den ungebrochenen Einfluss von Memphis stellt die Porzellanserie „New Memphis“ dar, bei der sich alles um den Kaffee als Lieblingsgetränk der Deutschen dreht. Das Unternehmen ASA Selection machte mit gleich vier Dekorvarianten von New Memphis Anleihen bei der Mailänder Designgruppe: „Squares“, „Strokes“, „Vertical“ und „Horizontal“.
2018 wurde New Memphis um zusätzliche Vasen, Wind- und Teelichthalter erweitert, bei denen ebenfalls alle Elemente über hochwertige Grafik-Details verfügen. In schlichtem Schwarz-Weiß gehalten, sind sie die perfekte Ergänzung zur Geschirrserie. Insgesamt wächst das Programm von ASA Selection, das die Lebensbereiche Interieur, gedeckter Tisch und Küche abdeckt und in 80 Länder weltweit exportiert wird, damit auf die stolze Zahl von über 2400 verschiedenen Teilen an.
Weitere Informationen:
ASA SELECTION GmbH
www.asa-selection.com