Ein publizistisches Highlight im Bauhaus-Jubiläumsjahr bildet die Herausgabe der 1926 bis 1931 erschienenen Zeitschrift „bauhaus“ als Faksimile durch Lars Müller Publishers.

2019 steht in der Welt des Designs ein Thema ganz besonders hoch im Kurs: 100 Jahre Bauhaus. Wird heute allgemein – fast im Sinne einer Marke – vom Bauhaus als Synonym für beziehungsweise Ursprung von Prinzipien moderner Gestaltung und Ästhetik gesprochen, beweist das allerdings nicht nur den ungebrochenen Einfluss der ursprünglich in Weimar beheimateten Kunstschule. Es droht auch große Ungenauigkeit. Schließlich zerfällt die ebenso kurze wie wirkmächtige Geschichte in mehrere Phasen, die sich räumlich, personell und vom Anspruch und den Zielsetzungen her deutlich voneinander unterscheiden.

Bauhaus in Weimar

Unter der Leitung ihres Namensgebers, des Architekten Walter Gropius, verfolgte das Staatliche Bauhaus in Weimar ab dem 12. April 1919 das Ziel, ein interdisziplinäres Verständnis von Kunst zu vermitteln – auf einer betont handwerklichen Basis. Zu den einschneidendsten Veränderungen zu Beginn zählt der Bruch zwischen Gropius und Johannes Itten, dem prägendsten Kopf des Lehrkörpers.

Auf Itten folgten 1923 László Moholy-Nagy und Josef Albers. Die Inhalte wurden zunehmend an den Erfordernissen der Industrie ausgerichtet, ein Wandel des Erscheinungsbildes unter anderem mit moderner Typografie ist ebenfalls herauszuheben.

Dessauer Phase

Nach 1924 führte die Veränderung der politischen Verhältnisse zu einer drastischen Verschlechterung der finanziellen Ausstattung. Ein Jahr später zog das Bauhaus notgedrungen nach Dessau um, 1926 dann wurde das berühmte Bauhausgebäude, entworfen von Walter Gropius, eingeweiht.

Insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen verlagerte sich der Fokus immer mehr – weg vom handwerklichen Umgang mit Objekten, hin zur gezielten Konzeption von vermarktbaren Industrieprodukten. Versuche der Monetarisierung über eine spezielle Bauhaus GmbH sowie über die Lizensierung an weitere Unternehmen waren jedoch von geringem Erfolg gekrönt.

Noch zweimal kam es zu einem Wechsel an der Spitze, bis das Bauhaus 1932 auf Betreiben der kommunal erstarkten Nationalsozialisten geschlossen wurde. Ludwig Mies van der Rohes Versuch einer privaten Fortführung in Berlin endete 1933 …

Authentische Stimme der Avantgarde

In die Dessauer Phase fällt die Herausgabe der Zeitschrift „bauhaus“ durch Gropius und Moholy-Nagy. Seinerzeit richtete man sich damit primär an die Mitglieder des „Kreis der Freunde des Bauhauses“. Bedeutende Stimmen der Bewegung äußerten sich darin zu aktuellen Ereignissen, zu den Methoden und Schwerpunkten der eigenen Lehre und zu Projekten von Schülern und Meistern.

Das schweizerische Verlagshaus Lars Müller Publishers hat das Bauhaus-Jubiläumsjahr zum Anlass genommen, das bedeutsame Schriftzeugnis der Avantgarde wieder zugänglich zu machen. In der von 1926 bis 1931 periodisch erschienenen Zeitschrift kommen zahlreiche Meister des Bauhauses zu Wort, darunter Josef Albers, Walter Gropius, Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer sowie Herbert Bayer, Marcel Breuer, Ludwig Mies van der Rohe, Gerrit Rietveld und andere.

Einordnung in den historischen Kontext

Die Faksimile-Einzelhefte sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Lars Müller Publishers mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung. Sie sollen der internationalen Diskussion und Forschung zum Bauhaus und seinen Theorien neuen Schub verleihen und werden begleitet von einem Kommentarheft mit übersichtlichem Inhaltsverzeichnis und einem wissenschaftlichen Essay, der die Zeitschrift in ihren historischen Kontext einordnet.

Parallel zu dem originalgetreuen Nachdruck, der außerdem erstmals in englischer Übersetzung vorliegt, erscheinen im Bauhaus-Jubiläumsjahr bei Lars Müller Publishers zusätzlich vier Bände der Reihe „Bauhausbücher“ in originalgetreuer Gestaltung mit separatem Kommentar: Band 1 – Walter Gropius, Band 2 – Paul Klee, Band 5 – Piet Mondrian und Band 8 – László Moholy-Nagy.

BAUHAUS ZEITSCHRIFT 1926–1931
Faksimile, herausgegeben von Lars Müller in Zusammenarbeit mit
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Mit einem Essay von Astrid Bähr
21 × 29,7 cm, 412 Seiten, 702 Bilder, Softcover
ISBN 978-3-03778-594-2, Deutsch
ISBN 978-3-03778-588-1, Englisch

Weitere Informationen:
Lars Müller Publishers GmbH
www.lars-mueller-publishers.com

 
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