Die Straßen und Büros über Monate leer, das halbe Land im Homeoffice: Viele Menschen beschäftigt aktuell die Frage, wie die Arbeitswelt sich nach Corona ändert. Alles zurück auf Anfang oder dauerhaft mehr Freiheit und Flexibilität? Bei der Bewertung der Sinnhaftigkeit der modernen Form der Teleheimarbeit trennt sich die Spreu vom Weizen. Für manche Entscheider bleibt es wichtig, an welchem Ort vor dem Rechner gesessen wird. Diejenigen mit einem zeitgemäßen Menschenbild und tatsächlicher Führungskompetenz haben seltener Angst vor Kontrollverlust. Was eventuell auch daran liegt, dass sie die Ziele kennen und Produktivität an Resultaten statt an Klischees messen können. Wer gemerkt hat, dass Homeoffice funktioniert, hat außerdem die Chance, durch die Reduzierung von Büroflächen künftig eine Menge Geld zu sparen. Demgegenüber investierten Millionen im Homeoffice Arbeitende zuletzt teils kräftig in die heimische Ausstattung. Zum Beispiel in vernünftige Sitzmöbel. Ausgaben, die im Zweifelsfall als Verlust abgeschrieben werden müssen. Oder vielleicht doch nicht? Moritz Walter, Absolvent der Münster School of Design (MSD) an der FH Münster, konnte jedenfalls mit seinem Abschlussprojekt namens Turn zeigen, wie man einen Homeoffice-Stuhl baut, der quasi alles kann und zukunftsfähig ist.
Egal wie es mit dem Homeoffice weitergeht, Turn von Moritz Walter passt immer
„Ich wollte eine Alternative entwickeln und habe mir für meine Bachelorarbeit überlegt, wie für mich ein Stuhl fürs Homeoffice aussehen müsste“, erläutert Moritz Walter. Ins Lastenheft kamen die Punkte Komfort, Variabilität bezüglich der Sitzposition, Verwendbarkeit in allen Wohnräumen und Kontexten sowie platzsparende Stapel- und Zerlegbarkeit. Bis zum fertigen Sitzmöbel dauerte es dann drei Monate. „Ich habe viel ausprobiert, den Ideenskizzen folgten die ersten Modelle aus preiswertem Holz“, erinnert sich Walter. Für das Gestell von Turn kam für ihn ausschließlich ein ästhetisch ansprechendes und nachwachsendes Material infrage. Weil die Holzstruktur so optimal zur Geltung kommt, fiel die Wahl auf Esche. Einen von zwei Stühlen beließ er in der Holzoptik, den anderen beizte er schwarz – passend zur Polsterung, die das Resultat des ausgiebigen Testens von Stoffproben auf der Suche nach einer besonders strapazierfähigen Option darstellt.
Obwohl Moritz Walter die Produzierbarkeit von Beginn an berücksichtigt hatte, fehlte ihm bislang die Zeit, um das Projekt weiterzuverfolgen. Inzwischen lebt und arbeitet der Münsterländer in Berlin. Die beiden Prototypen machen sich in seiner Neuköllner Wohnung nützlich. Gut möglich aber, dass Turn bald in Serie geht. Dem Vernehmen nach meldeten sich bereits zahlreiche Kaufwillige. Sie haben offenbar die Vorzüge des Designs erkannt, das nicht nur für bequemes Sitzen, sondern dank der rund gepolsterten Rückenlehne ebenso für angelehntes Stehen taugt und somit die aus Sicht von Wissenschaft und Arbeitsmedizin empfohlenen häufigen Positionswechsel unterstützt. Und falls das eigene Homeoffice die Pandemie nicht überlebt, macht man mit einem Möbel wie Turn dennoch nichts falsch. Wir finden, man darf Moritz Walter vertrauen, wenn er sagt, dass der Stuhl in jedes Zimmer passt.
Weitere Informationen:
Münster School of Design (MSD)
www.fh-muenster.de/msd/
Bildhinweis:
Foto links (Moritz Walter): Mit einer zur aktuellen Lage passenden Bachelorarbeit, betreut von Prof. Steffen Schulz, schloss Moritz Walter sein Designstudium ab: Er hatte einen Stuhl fürs Homeoffice entworfen und gebaut. Mittleres Foto (Moritz Walter): Der Prototyp in der Neuköllner Wohnung von Moritz Walter. Foto rechts (privat): Moritz Walter in der Werkstatt an der MSD – die Produzierbarkeit des Stuhls „Turn“ hatte er von Anfang an mit im Kopf.