2023 jährt sich zum 150 Mal die Errichtung der fast palastartigen Essener Villa Hügel, einst Wohnsitz der Familie Krupp. Foto: © Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Understatement zählt kaum zu den Attributen, die einem zur Villa Hügel spontan einfallen. Das nahezu palastartige und an seinerzeit wegweisenden technischen Ausstattungen reiche Wohnhaus der Familie Krupp thront in schönster Lage Essens oberhalb der heute zum Baldeneysee aufgestauten Ruhr. Seine 8.100 Quadratmeter Repräsentations- und Wohnfläche entfallen auf zwei Trakte, genannt „Großes Haus“ und „Kleines Haus“. Errichtet wurde die Villa Hügel durch Alfred Krupp in den Jahren 1870 bis 1873. Also zur Zeit der Gründung des Deutschen Reichs. Dabei sah es anfänglich nicht danach aus. Zunächst fand sich nämlich trotz einiger Versuche kein Architekt, um die hochtrabenden Pläne des Bauherrn in die Tat umzusetzen, der zugleich verantwortlich war für die Schaffung des größten europäischen Industrieunternehmens seiner Zeit.

Eine beinahe beispiellose Aufstiegsgeschichte

Die Krupps in Essen – keine andere Familie hat die Ruhrmetropole stärker geprägt. Ihre Vorfahren stammen aus den Niederlanden. Der beinahe beispiellose Aufstieg begann im 16. Jahrhundert mit dem bescheidenen Handel verschiedener Waren, darunter bald schon Waffen. Für erhöhten Bedarf sorgte in der Stadt, die noch immer ein Schwert in ihrem Wappen trägt, der Dreißigjährige Krieg. Bis zu den großkalibrigen Kruppschen Kanonen des 20. Jahrhunderts, allen voran die „Dicke Bertha“ genannten, weithin bekannten Modellen des Ersten Weltkriegs, war es ein weiter Weg. Allerdings ermöglichte mit dem nahtlosen Radreifen eine zunächst zivil genutzte Erfindung Alfred Krupps den Einzug in die wirtschaftliche Champions League – und letztlich in die Villa Hügel. Daran erinnern im Logo der heutigen ThyssenKrupp AG nach wie vor die berühmten drei Ringe.

Alfred Krupps Vater residierte um einiges bescheidener. Von einer 269 Räume umfassenden Wohnung konnte Friedrich Krupp nur träumen, als er gegen Ende seines kurzen Lebens in das Aufseherhaus auf dem eigenen Werksgelände ziehen musste. Hier verstarb der Gründer der Krupp Gussstahlfabrik mit 39 Jahren und hinterließ seinem Sohn abgesehen von Schulden ein Unternehmen mit bloß vier Arbeitern, das nichts abwarf. Mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden zu sein, konnte man Alfred Krupp somit beim besten Willen nicht vorhalten. Umso mehr erstaunt seine Karriere. Außerdem wird vielleicht nachvollziehbar, warum Krupp später auf einen so herrschaftlichen Wohnsitz Wert legte.

Villa Hügel lädt mit Jubiläumsprogramm zum Feiern ein

Zusammen mit ihrer weitläufigen Parkanlage bildet die Villa Hügel heute ohne Frage einen der schönsten Ausflugsorte des Ruhrgebiets. Unzählige Male war sie darüber hinaus der Veranstaltungsort für unvergessliche kulturelle Höhepunkte – grandiose Konzerte wie jene des Essener Folkwang Kammerorchesters und Ausstellungen, die weit über die Grenzen der Stadt und vielfach international ihresgleichen suchten. Dazu zählten beispielsweise die fulminanten Ausstellungserfolge „St. Petersburg um 1800“, „London 1800-1840“ oder „Paris – Belle Époque“.

2023 nun ist die Villa Hügel selbst das Vorzeigeobjekt. Aus diesem Anlass hat die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als heutige Eigentümerin der Immobilie und des 28 Hektar großen Parks ein umfangreiches Jubiläumsprogramm mit vielen Highlights aufgelegt. Verbunden mit der Einladung, nach Essen zu kommen, erklärte Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung: „Die Villa Hügel ist nicht nur selbst ein Ort der Transformation, sie hat als Spiegel der Geschichte auch zahlreiche politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationen mit Wirtschaftskrisen, Weltkriegen sowie dunklen Zeiten erfahren. Unser Ziel ist es, dieses Industriedenkmal nicht nur zu bewahren, sondern gleichzeitig einen lebendigen Ort zu schaffen, an dem Menschen einen facettenreichen Einblick in die wechselvolle Vergangenheit dieses Hauses bekommen.“

Weitere Informationen:
www.villahuegel.de

Bildhinweis:
© Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

 
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